lasst uns mal reden. über arbeit. pt.5

unabhängig jetzt mal, wie ärgerlich die ganze geschichte ist, der folgende satz beschreibt eine ungeheuerlichkeit:

“…eine Sekretärin aus Oberhessen, die halbtags als Sekretärin bei einem Finanzdienstleister arbeitet. Weil ihr Einkommen von 1066 Euro brutto im Monat nicht für die Alleinerziehende und ihren Sohn reicht, bezog sie als “Aufstockerin” ergänzend Hartz IV.”

leider gibt es keine aktuellen zahlen, aber wikipedia spricht von 1,4 mio aufstockern in 2010, tendenz steigend. wenn ich keinen denkfehler eingebaut habe, bedeutet das, dass über eine millionen arbeitsverhältnisse staatlich subventioniert werden. neben den persönlichen demütigungen der arbeitnehmer, die zusätzlich zu ihrem job noch stempeln gehen müssen ist dies auch eine sauerei gegenüber der allgemeinheit. und wahrscheinlich gibt es nicht wenige arbeitgeber, die genau darauf setzen und somit genauso sozialschmarotzer sind wie ein florida-rolf.

Filmkritik: Polnische Ostern (2011)

ziemlich enttäuschendes und langweiliges stück über deutsch-polnische familienbande (eine sog. Culture-Clash-Komödie).

ungefähr so wie am ende kommen touristen von 2007, also kein großer wurf. und henry hübchen als rührseliger piefke, der zum wilden stecher mutiert, nervt auch gewaltig.

ansonsten ein paar klischees und schöne bilder vom kaputten und religiösen polen. oder, in den worten von welt.de:

So arbeitet sich der Film zäh bis zur kaum überraschenden und umso erschreckenderen Pointe durch: Mit deutschem Geld ist auch in Polen so etwas wie ZDF-kompatibles Familienglück möglich.

[xrr rating=3/7]

Filmkritik: Almanya – Willkommen in Deutschland (2011)

ganz witziger film über die geschichte einer türkischen gastarbeiterfamilie. über identität, heimat, sprachwirrwarr und die fremde. schön umgesetzt mit vielen kleinen details und authentischen schauspielern.

mehr leider nicht, der film bemüht sich zwar die geschichte der gastarbeiter ungeschminkt darzustellen, in der folge wird es aber sehr kitschig und bunt und alles ist irgendwie in ordnung und integriert. dass die wirklichkeit anders aussieht, wird ausgeblendet. schade, ein bisschen mehr kritik hätte dem film gut gestanden.

[xrr rating=5/7]

der dachs kackt ab

milliardentrillionen verbranntes geld. und wer sich nicht satt sehen kann an traurigen börsianern, der findet hier ein eigenes blog: Sad Guys On Trading Floors! (via)

Der Europäische Dachs (Meles meles) ist ein Raubtier aus der Familie der Marder und eine von drei Arten der Gattung Meles, die noch bis vor kurzem in einer Art zusammengefasst waren. Volkstümlich wird der Dachs auch – vor allem in der Fabel – als “Grimbart” bezeichnet. Er war das Wildtier des Jahres 2010. [wikipedia: Europäischer Dachs]

mal ehrlich: das ist doch alles zu abstrakt, zu kompliziert, als dass noch irgendjemand die zusammenhänge erklären könnte. weil in den usa zu viele schulden gemacht wurden, fallen die aktien in europa (die ja, per definition die bewertung eines unternehmens durch außenstehende darstellen). das ist doch pervers und hat mit wirtschaft nichts zu tun. sondern funktioniert auf einer längst von der realität abgekoppelten meta-ebene. es entsteht eine negative blase und das beste: wir alle wissen, dass das auch auf die realwirtschaft durchschlagen wird, nur wann und wie, ist noch offen. krank.

tipp für heute: lachs essen.

anmerkungen zu bleicherode, thüringen

eine kleinstadt bei nordhausen, oben links in thüringen. kurz vorm harz, kurz vorm westen. keine 7.000 einwohner, dafür eine lange geschichte. und vor allem: meine oma wohnt dort, hier habe ich oft meine sommerferien verbracht, dieser kleine ort wurde zu meine zweiten heimat.

von weitem und wahrscheinlich auch aus dem weltraum sieht man den riesigen rückstandsberg. denn hier wurde jahrzehntelang kalisalz aus der erde geholt. nach der wende war das vorkommen erschöpft bzw. die förderung zu teuer, seitdem fehlen hunderte arbeitsplätze. tourismus gibt es kaum, die jungen ziehen weg und die kleinstadt blutet aus. leerstand, vergreisung – hier hat man den strukturwandel nicht verkraftet. das ist sehr schade, denn es ist eine schöne stadt mit viel fachwerklicher altbausubstanz.

und viel wald und bergen, ideal zum wandern und so.