achim vom leopoldplatz

tolle seminararbeit von Roman Hagenbrock und anderen an der Beuth:

und: Shot on Canon EOS 500D and 50mm f1.8/17-40mm f4

(via)

Geschichten aus einer viel zu großen Stadt pt. 21

heute entstieg mitten im soldiner kiez eine mittelalte familie aus dem mittelschichtigen ökomilieu mit kleinen kindern ihrer familiendroschke. so ein kombi, wo der bierkasten UND der kinderwagen reinpasst. auf der heckscheibe prangte “allergiegetesteter innenraum” (( beim hersteller heißt es dazu: “Bei geschlossenen Fenstern und Türen schützen die Materialien, zusammen mit dem serienmäßigen Staub- und Pollenfilter, die Insassen vor allergieauslösenden Partikeln aus der Außenluft.”)) – wahnsinn, was es alles gibt. da kann man praktisch nie krank werden, man muss allerdings sein ganzes leben im auto verbringen und fenster und türen geschlossen gehalten. absurde vorstellung?

Symbolbild: Wedding 65 (Mai 2009)

die familie, übrigens aus einer mittelgroßen westdeutschen stadt, wirkte ganz schön unbeholfen und verloren und starrte mich schüchtern an. über sechs jahre wedding sind an mir jedoch nicht spurlos vorüber gegangen und so bellte ich sie an, was das soll, warum sie mir im weg rumstehen und starren, ob sie nichts besseres zu tun haben, ärger suchen. verpissen sollten sie sich, weil das mein revier ist und sie mit ihren verzogenen gören hier nichts zu suchen hätten. die normale ansprache eben, die worte mit bedacht gewählt, um die fremden nicht gleich abzuschrecken. doch leider verfehlten meine worte ihre wirkung nicht und die kleinfamilie verkroch sich wieder in den warmen arsch ihrer reihenhaussiedlung am rand von … na? bonn!

Disclaimer: Teile der Geschichte sind erfunden, Ähnlichkeiten mit bekannten oder unbekannten Personen rein zufällig und Tiere kamen bei den Dreharbeiten zumindest nicht ernsthaft um.

Literatur-Geschichte von Nebenan

Blick aus dem Hausflur in der Soldiner 37 (Nov 2005)

Der Tagesspiegel erklärt die Geschichte hinter Hans Falladas Roman “Jeder stirbt für sich allein” (( vor 15 Jahren mal gelesen und noch im Schrank – jemand Interesse?)). Das ist ganz schön spannend, weil Fallada die Geschichte einer realen Familie erzählt – von den Hampels in der Amsterdamer Straße 10 im Wedding. Widerstand in der Nazizeit, nicht von der Generalität, sondern ganz einfachen Menschen, die unter dem Einsatz ihres Lebens selbst geschriebene Postkarten verteilen in den Hausfluren des Weddings:

“Es ist dringend notwendig, dass vernünftige Deutsche (!) sich endlich einreihen im Kampfe gegen die kriegsschuldige Hitler Regierung Bande!”

Darüber gibt es nun auch ein Buch von Manfred Kuhnke (( KUHNKE, Manfred: Die Hampels und die Quangels. Authentisches und Erfundenes in Hans Falladas letztem Roman. Herausgegeben vom Literaturzentrum Neubrandenburg. Federchen Verlag, Neubrandenburg 2001, 173 Seiten, erhältlich über die Hans-Fallada-Gesellschaft in Carwitz für 13 Euro, www.fallada.de)).

Mittelpromenade

Mittelpromenade und Alhambra (Dezember 2008)

sonntag morgen um halb sechs im wedding, es wird langsam hell, vögel zwitschern, autos fahren die müllerstraße hoch und die seestraße runter. die straßenbahnen lassen auf sich warten. wie stählerne, leuchtend gelbe königinnen gleiten sie majestätisch über die schienen.

der imbiss zur mittelpromenade ((vgl. dazu WERNING, Heiko: In Bed with Buddha. Ein episodischer Entwicklungsroman)) hat schon geschlossen, nur der kiosk daneben hat schon auf. davor ein mittdreißiger mit großem hund. und seine junge und aufgetakelte freundin. die soll das hundeführen erlernen, stellt sich aber nicht sehr geschickt an, unser mittdreißiger wird ungeduldig, schreit sie an. nuckelt an seiner bierflasche und kann sich kaum noch grade auf den beinen halten. ein paar jüngere kommen vorbei, es wird getuschelt, geschrien, der hund wird umarmt, alles sehr abstrakt. ist das jetzt schon kleinkriminalität oder noch assi? der betrachter wird es nie erfahren, denn irgendwann kommt auch mal die straßenbahn und bringt einen nach hause. zeit wirds.