wirtschaft

  • pornos in den siebzigern

    schon wieder so ein film, dessen marketing komplett am thema vorbei und damit auch an mir ging: Die Torremolinos Homevideos (Torremolinos 73), eine groteske geschichte übers geldverdienen in wirtschaftlich schwierigen zeiten. angesidelt im verklemmten spanien der siebziger jahre, gibt dieser film auch einblicke in die pornobranche damals. mit dem großartigen dänen Mads Mikkelsen als …äh… dänischer pornodarsteller eben.

    übrigens: der film zeigt auch die anfänge der kleinen revolution der medien damals: super8-kameras wurden erschwinglich und ganz normale menschen zu produzenten. diese entwicklung beschleunigte sich bis zu uns und dank youtube & co. sind wir jetzt zusätzlich noch sender.

    schaut ihn euch an und lasst euch nicht von der sehr nuttigen aufmachung abhalten. der film ist viel witziger als gedacht.


    … lesen Sie auch diesen interessanten Beitrag zur Geschichte der Pornoindustrie in den Achtzigern…

  • für eine handvoll eurocents

    professionelle flaschensammler aufgepasst! der positive pfandschlupf definiert sich selbst aus sicht des konsumenten. er besagt, dass es durchaus möglich ist, entgegem allem gesunden menschenverstandes und logischer denkweise, einen mehrwert aus der abgabe von pfandflaschen zu generieren. nämlich dann, wenn der flaschenannahmeautomat bei kaisers mit bierflaschen von penny markt (oder eines beliebig anderen discounters) gefüttert wird. dann erkennt er sie nämlich manchmal falsch und gewährt großzügig mehr pfand zurück, als ursprünglich gelöhnt wurde. es sind so gewinne von maximal acht eurocent möglich. inwieweit und in welcher quantität dieser sogenannte positive pfandschlupf eine ursache für einen eventuellen volkswirtschaftlichen schaden ist, ist derzeit noch gegenstand umfangreicher studien. heißt im klartext: karlheinz ist noch nicht vom bierholen zurück. gleichzeitig übrigens fiel im real,- letztens eine tüte paybackpunkte runter.

  • parkraumbegehren stoppen?

    letztens landete ein brief im briefkasten. höchst offiziös vom bezirksamt mitte. meine meinung wollten sie wissen. zum thema parkraumbewirtschaftung. aber wenn du jetzt denkst, kneipe auf der straße oder so, da liegst du falsch. es geht um das aufstellen von parkscheinautomaten überall da, wo jetzt pöse dauerparker stehen. die will der bezirk wegekeln und außerdem braucht er auch noch geld. die initiatoren des volksentscheids sehen das anders und finden parken für geld blöd. verständlich.

    aber ich habe garkein auto. mir ist das gerade ziemlich egal. sollte ich dann wenigstens ein schlechtes gewissen haben?

    anderseits: wenn hohe parkgebühren zu weniger autos führen, dann ist das doch ein guter deal! meine meinung.

  • skandal an der tiefkühltruhe

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    der stern hat es, spiegel schreibt ab und wir regen uns auf und schreien nach gerechtigkeit, nach dem eingreifenden staat und versprechen nie wieder zu lidl zu gehen. ganz ehrlich.

    daraufhin kauft keiner mehr bei lidl und es kommt zu entlassungen. wahrscheinlich müssen frau M. und N. zuerst gehen. aber zum glück sind wir zufrieden und satt und fühlen uns besser, wieder mal die welt gerettet zu haben.

    (stattdessen sollten wir mal anfangen nachzudenken, in was für einer welt wir eigentlich leben wollen?)

    [nachtrag:] inzwischen haben es alle und jeder bloggt drüber. so langsam glaube ich eher an eine geschickte stern-kampagne (morgen kommt er mit diesem titel) – doch was wird da neues drin stehen? und wetten, dieses skandälchen schaffts sogar in die tagesschau…?

    btw: wo waren denn die ganzen moralwächter als die bunderegierung ähnliches vorhatte? 30.000 unterschriften! unter aller sau. echt jetzt mal.

  • geschichten aus einer viel zu großen stadt pt. 7

    gerade den ganzen nachmittag im prenzlberg rumgelungert. da hat sich ja was verändert! kinners, nee! erstmal waren da überall nagelstudius. und kinder! das sieht ja aus wie vor fünf jahren. so viele kinder, dass man aufpassen muss über keins zu stolpern. ich habe insgesamt garkeinen laptop in den cafés gesichtet. und in den arcarden sehen plötzlich auch alle wieder normal aus. kann es sein, dass die szene inzwischen wirklich woanders ist? was viele schon immer gesagt hatten? dass vieles einfach mal stehengeblieben ist? so auf 2002? und auf ewig so aussehen wird? wohl kaum. oder vielleicht doch. ich denke da an einen freizeitpark im jahr 2020: berlin-prenzlauer berg – wie es einmal war! erleben sie die stimmung der geplatzten new economy am beispiel eines unwirklichen bezirks. sehen sie stillende muttis auf spielplätzen in eigenartigen rock-hosen-kombis und militant-süffig milchkaffee schlürfend drein blickend. sehen sie geschäftsideen, die außerhalb der kiezgrenzen (in der sog. freien wirtschaft) keinen tag überlebt hätten. atmen sie den geist einer ganzen generation, die an die alleinige zukunft des internets geglaubt hat. und bloggen sie einmal. spucken sie sätze aus, die sie nie sagen würden. reihen sie wörter aneinander, die zusammengenommen überhaupt keinen sinn machen und drücken sie auf veröffentlichen

    ich jedenfalls geh’ jetzt schick im wedding aus. da ist wenigstens ein wenig authentizität.

  • einkaufen:

    Der Lebensmittelhändler ALDI will nach Polen. LIDL und PLUS sind schon da. Die Financial Times nimmt es zum Anlaß die Einzelhandelssituation zu erklären. Demnach gewinnt ein in Deutschland unbekannter Konzern:

    Die unangefochtene Nummer eins ist aber nach wie vor die polnische Tochter des portugiesischen Konzerns Jerónimo Martins, der in Polen mehr als 900 Filialen unter dem Namen Biedronka betreibt und sein Netz in der zweiten Jahreshälfte um weitere 63 erweitern möchte. Für die Jahre 2008 und 2009 sollen dann noch einmal 120 Läden in Betrieb genommen werden. Die polnische Tochter erzielte einen Umsatz von 1,7 Mrd. Euro und damit einen großen Beitrag zum Gesamterlös der Gruppe. Das Polengeschäft machte darüber hinaus 28 Prozent am Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung des Konzerns aus.

    Die Experten […] rechnen damit, dass der Markt von 2004 bis 2010 um 19 Prozent wächst. Dabei wächst auch der Marktanteil des polnischen Discountsegments, wie das Forschungsinstitut GfK Polonia festgestellt hat. Die Billigläden vergrößerten ihren Anteil am Gesamtumsatz aller Händler 2006 auf 17,6 Prozent. […] Allerdings spielen kleine Tante-Emma-Läden nach wie vor eine große Rolle: Sie erwirtschafteten im Jahr 2006 mit 26,6 Prozent nahezu ein Viertel aller Erlöse.

  • denkschrift zum todestag von dedo V. dem feisten 1190

    am anfang stand der fremdarbeiter gastarbeiter. wir übermenschen bundesrepublikaner* waren so nett und holten sie aus anatolien, griechenland und italien, weil wir da so oft im urlaub waren. sie kamen gerne, brachten kultur und ihre familie mit und arbeiteten auch. machten jobs, für die wir schon viel zu faul waren. zu fett gefressen. irgendwann gabs dann keine jobs mehr und irgendwer hat wohl vergessen, sie wieder wegzuschicken. das war natürlich grob fahrlässig und hundsgemein. so wurden die damaligen ausländer zu deutschen und ihre kinder auch. über dreißig jahre später sind inzwischen die kindeskinder der gastarbeiter im kritischen alter und nerven. und da wir so gerne aus- und abgrenzen, die meisten der ehemaligen ausländer aber einen personalausweis haben, sagen wir inzwischen migrationshintergrund und sind wieder zufrieden. politisch korrekt schimpfen, das finden wir ganz toll. denn immerhin wissen wir dann wieder, wer eigentlich “wir” ist. und weils so schön ist gleich nochmal: deutsch ist, wer keinen migrationshintergrund hat. schön. so passt das wieder.

    szenenwechsel: spätestens 1990 ist das deutsche reich™ zusammengebrochen. shit happens. seitdem hat sich viel getan. die grenzen sind nach allen seiten offen. wirtschaftlich läuft nichts mehr ohne das ausland. der nationalstaat ist tot. er existiert nur noch als definition für steuerfragen und in den gehirnen ewiggestriger. aber wahrhaben wollen es die wenigsten, die diskussionen und forderungen erinnern an andere zeiten.

    und jetzt sagt mir mal bitte, ihr kleinen weltverbesserer und blöden nazis, wen ihr eigentlich wohin abschieben wollt? kriminelle ausländer raus? haha!

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    *der autor war 1990 acht jahre alt und ist in der quasidiktatorischen langeweile der rechtselbischen ostgebiete deutschlands aufgewachsen. in diesem zusammnhang also ein “wir” zu benutzen, ist schon eher subversiv.

    meta-ebene: die diskussionen gehen mir alle tierisch auf den sack – wenn ich sehe, mit welchen argumenten und schlußfolgerungen da gehandhabt wird, könnte ich kotzen. verlinkt wird hier aber dennoch nüscht, das wäre ja noch schöner.

    update: dagegen empfehle ich diese diskussion hier

  • zwischendurch

    der hier erwähnte kran-indikator ist nicht nur mir aufgefallen. passend dazu wollte ich schon immer mal den aktentaschen-indikator erwähnen. wirtschaftswissenschaftler sind eben genauso abergläubig wie normale menschen auch.

    [edit:] scheint mir ein klassischer fall von cum hoc ergo propter hoc. oder anders gesagt: What Would A Pirate Do?

    "kräne" by marcosz (cc-license)

  • gurxmurx der woche:

    "Die ideelle Werbung ist Werbung, die kein kommerzielles gewerbliches Ziel verfolgt. Ideelle Werbung wird oft als Wohltätigkeitswerbung bezeichnet."

    dazu passt: ideeler mauerbau ist ein mauerbau ohne vorher die mauerbauabsicht zu haben.