die welt kann mich nicht mehr verstehen

bank am alexanderplatz, mai 2009

ich habe keine ahnung. ich habe es versucht, die finanzkrise und die bankenkrise und die eurokrise und die schuldenkrise zu verstehen. ich bin gescheitert. dass die schulden eines staates etwas anderes bedeuten als private schulden – klar. dass staaten doch zahlungsunfähig werden können – ok. dass solvente staaten weniger zahlungskräftigen in der not helfen – logisch. zumal in einem gemeinsamen wirtschafts- und währungsraum – das leuchtet ein. dass aber die staaten bei banken und anderen staaten kredite aufnehmen, die wiederum selbst bei anderen banken staaten und kredite aufnehmen, die selbst schulden haben bei anderen banken und staaten… – das ist ja nur kompliziert, nicht unbedingt unlogisch. man bemüht sich ja, mir das zu erklären, hiermit zum beispiel:

[youtube dEOr0jhB5zo]

[youtube RRUd0Dg5kh4]

so weit so gut, nur was sind die schlüsse aus den neu gewonnenen erkenntnissen? austritt aus europa? zurück zur d-mark? leider sind deutsche medien da nicht sehr ausgewogen, meint robert misik, entsprechend die reaktionen in der ausländischen presse. nur hilft uns das kein bisschen weiter.

Gefühlte Politik #2

Bankenkrise im Schillerpark, Juli 2006

die bankenkrise, dieses abstrakte ding, die inzwischen alle welt in ihren schmierigen fingern hält, diese bankenkrise also stürzt uns ins verderben? was noch vor ein paar jahren systemrelevant war, ist nun system selbst? das geht sogar soweit, dass man schimpft mit greiechenland, weil sie die demokratie wieder einführen wollen (immerhin haben sie die ja erfunden…)?

sie ist pervers geworden, die nachrichtenlage. beziehungsweise fällt nun so manches kartenhaus ein, was in den vergangenen jahrzehenten aufgebaut wurde. die dominanz der westlichen welt bröckelt. nur verschwindet sie nicht, sondern es wird sich gewehrt und gestrampelt und gekämpft, bis auch die letzte bürgschaft, der letzte hebel, der letzte regenschirm aus der zauberkiste der finanzinstrumente gezaubert wurde. doch all’ diese worthülsen bringen maximal aufschub, nicht heilung.

Bankenkrise im Dresdner Alaunpark im Mai 2008

vergleiche mit der weimarer republik machen die runde, ich wäre da vorsichtig. zumal die wirtschaftskrise damals gleich durchschlug auf die realwirtschaft – das ist ja heutzutage nicht der fall. noch nicht. und es gibt keine kriselnde demokratie. eher gibt es eine große verschwurbelte blase aus angeblichen parteien, die aber inzwischen dasselbe wollen und kaum noch zu unterscheiden sind. wahrscheinlich wirds eine große koalition mit steinmerkelmeier. mit mindestlohn, finanztransaktionssteuer und ohne atomkraft.

Bankenkrise im Berliner Wedding, Januar 2009

doch viel ändern wird es nichts, und dass ist auch der kern der occupy-geschichte (dazu bitte hier lesen) – es reicht vielen, so kann es nicht mehr weiter gehen. dass politik im hinterzimmer passiert, die bankenwirtschaft unverständlich, ausufernd und nahezu ohne kontrolle stattfindet. gerade jetzt ist es wichtig, mehr demokratie zu fordern, statt Papandreou auszulächeln.

Tatort: Der illegale Tod (2011) – Lürsen & Stedefreund

frau lürsens tochter ist nun ihre chefin, stedefreund trinkt zuviel und kann sich an nichts erinnern, die wasserpolizisten vertuschen einen zusammenstoß mit flüchtlingen im mittelmeer, eine frau verliert dabei mann und tochter und will sich (scheinbar) an den verantwortlichen rächen. ein tatort mit großen aktuellen themen, vielen dramatischen bildern und keiner lösung am ende. aber spannend und dicht erzählt.

komisch nur, dass anne will lieber über griechenland und den euro reden wollte statt über die brachiale einwanderungspolitik der EU.

+++ LINK +++ Erstausstrahlung: 15.05.2011

[xrr rating=6.25/7]

warum subventionen abgeschafft gehören

jetzt mal ganz langsam, das waren ein bisschen viel informationen auf einmal. die EU will klagen gegen deutschland, weil die liste der agrarsubventionen nicht vollständig ist. die wiederum ist nun veröffentlicht, da fehlen aber die gelder, die bayerische betriebe empfangen haben. warum die sich sperren, kann ich gar nicht so recht sagen. womöglich stehen die gründe in der rede des Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Helmut Brunner im Bayerischen Landtag am 27. Mai 2009. die will ich mir aber gerade nicht antun. immerhin erfahren wir auf seiner seite, was analogkäse eigentlich ist. das bringt uns aber nicht weiter. viel wichtiger ist das anliegen, agrarsubvention ganz abzuschaffen. an dieser stelle steht, warum das konkret beim thema milch totaler irrsinn ist und sofort gestoppt werden muss:

Weltweit fallen die Milchpreise ins Bodenlose. Hunderttausende Milchbauern stehen vor dem Aus – bei uns und in den Ländern des Südens. Mit Exportsubventionen liefern sich EU und USA einen Dumping-Wettlauf um Weltmarktanteile. Jetzt will Ilse Aigner die Subventionen auch noch erhöhen! (quelle)

überhaupt, subventionen! gehören abgeschafft, kann man doch nachlesen in jedem vwl-buch, dass es da nur verlierer gibt und ganz wenige gewinner (meist die falschen). ich empfehle zum einstieg den eher kritischen wikipedia-eintrag.

wäre es nicht so bitter, dann wäre es vermutlich witzig: der hauptnutznießer der EU-gelder, der zuckerkonzern südzucker schreibt aktuell auf seiner homepage:

Das langfristig angelegte Geschäftsmodell des Südzucker-Konzerns hat auch in Phasen struktureller Umbrüche und konjunktureller Schwäche insgesamt Stärke bewiesen. […] Der Zuwachs des operativen Ergebnisses stammt im Wesentlichen aus dem Segment Zucker. […] Das Ergebnis je Aktie […] beinhaltet auch den Einmaleffekt aus der EU-Umstrukturierungsbeihilfe im Zuge der Zucker-Quotenrückgabe der zweiten Welle im März 2008.

das muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen. und auch wenn ich mir jetzt den vorwurf der polemik anhören muss: unsere steuergelder fließen im wesentlichen an große konzerne, die weder auf nachhaltige landwirtschaft noch auf sonst irgendwas ökologisches setzen. im gegenteil, der größte gewinner ist ein zuckerkonzern. und zucker sollte wirklich nicht mehr gefördert werden. zu diesem thema bitte hier entlang.

gurxmurx der woche

ganz eigentlich wollte ich was über döner schreiben. der hauptstädtische fleischfladen geht immer. aber die hölzernen kollegen waren wieder schneller. schon länger hat berlins tagesspiegeligstes internetdings eine kommentarfunktion unter den artikeln. und das ist nicht gut so. denn menschen haben die schlechte angewohnheit, kommunizieren zu wollen. und auch und gerade und überhaupt im internet. was da tagtäglich an müll aufläuft, übersteigt sogar den müll, den die verzapfen, die dafür bezahlt werden. und dabei war ich heute noch garnicht im heise-forum!

es könnte also passieren, dass uns das internet doch irgendwann verblödet. aber das merken wir ja dann nicht mehr, sondern kommentieren es nur achselzuckend mit “Danke für den Hinweiss , aber ich wußte das bereits – aber darum geht es mir auch nicht.”