hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (#19) – jodel

die freiheit bei facebook wird im heise-forum verteidigt, kommentare im internet sind die eiterbeulen der aufklärung des menschen aus seiner selbst gewählten unmündigkeit. wir brauchen mehr klarnamenpflicht im www und der e-perso sollte zwang sein. weil völlige anonymität zu völliger belanglosigkeit führt.

schauen sie sich nur einmal diese app an, da kann jeder schreiben was er will und der mob im umkreis findets gut oder nicht und gibt seinen senf dazu. es gibt keine profile, keine identifikation, keine badges, keine follower, nur kommentare und likes oder dislikes. mit der zeit sammelt sich karma an, mit dem nix anzufangen ist.

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eine campus-app für studenten sei das, sagen sie. innovativ sei das, sagen sie. und meinen damit nur abwechslung von der facebook timeline. weil man hier schreiben könne, was man wolle, ohne zensur, ohne konsequenzen. nur leider führt die konsequente wertung der crowd zu permanenter durchschnittichkeit. es finden sich keine hasspostings, aber auch keine perlen des intellektualismus, einfach nur sprüche. und das macht die app zur qual und zur zeitverschwendung.

als mich mein telefon in die bredouille bringen wollte

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der erklärbär sagt: unten das blaue wort ist ein automatischer vorschlag, was ich meinen könnte, dabei wollte ich was ganz anderes schreiben.

manchmal habe ich das gefühl, dass mich mein telefon absichtlich falsch versteht und mich somit in prekäre situation bringen will. aber nicht mit mir, ich habe ausgeschlafen!

Auch in der Vorhölle gilt die StVO

“Geht aber nicht absichtlich zu langsam, Jungs”, rief ein Autofahrer, “damit wir nicht zu lange warten müssen.” Da hatte er recht. Keiner soll den anderen mit Absicht ärgern.
[aus: JANOSCH: Tiger und Bär im Straßenverkehr. Diogenes Verlag AG, Zürich 1990]

Rosenthaler Platz im Juli 2006 mit gestempelten Wolken
Rosenthaler Platz im Juli 2006 mit gestempelten Wolken

Man kann anhand der Kommentare zur App Wegeheld einen guten Überblick zur gesellschaftlichen Diskussionskultur erhalten. Wir erinnern uns: Das ist jene Smartphone-App, mit der man Falschparker und weitere Verkehrsdelikte dokumentieren, veröffentlichen und auch zum Ordnungsamt senden kann. Zahlreiche Medien berichteten. Mir geht es gar nicht um Sinn und Unsinn und moralische Fragen. Ich will nur darauf hinweisen, dass der Straßenverkehr in Deutschland funktioniert, sich jedoch einige daneben benehmen, egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer. Nur hat das in einem Auto ungleich mehr Auswirkungen (Masse mal Geschwindigkeit, wir erinnern uns). Ob es im Straßenverkehr nun ruppiger zugeht als noch vor ein paar Jahren, kann ich nicht sagen, dafür fahre ich zuviel Öffentliche. Aber der Straßenverkehr hat zugenommen in den letzten Jahren. Es teilen sich also immer mehr Verkehrsteilnehmer den begrenzten Raum “Straße”. Und das führt zu Spannungen, Konflikten, die nicht selten in Aggression und bewusster Zuwiderhandlungen rechtlicher Normen führen: Falsch- oder Zweitereiheparken usw. Ob eine App die Situation zu entspannen vermag, darf zu Recht bezweifelt werden.

Screenshots von Kommentaren
Screenshots von Kommentaren

Der Vergleich mit Blockwart oder Stasi in so manchem Kommentar ist auch daneben. Immerhin nehme ich beim Falschparken den Gesetzesübertritt in Kauf und handle somit asozial. Ob und wer dann letztendlich die Situation dokumentiert und ahndet, ist zweitrangig.

Pro-Tip: Wie man im Google Play Store doch wieder über seinen Mobilfunkvertrag zahlen kann

Das Problem: Nach dem Rooten und dem Flashen mit neuem Rom kann man im Play Store nur noch mit Kreditkarte zahlen.

Der gesellschaftliche Hintergrund: Als Arbeiterkind, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, stehe ich Konsumentenkrediten im Allgemeinen kritisch gegenüber und habe daher keine Kreditkarte. Oder anders: Ich hatte noch keine Lust, mich mit derartigen Dingen auseinander zu setzen.

Der eigentliche Hintergrund: Manchmal muss man einfach eine App kaufen, um den Entwickler zu entlohnen.

Die Lösung (root required): Lade die App org.nathan.jf.build.prop.editor und ändere eine Eigenschaft, wie hier beschrieben.

Laden in der Osloer, September 2007
Laden in der Osloer Straße, hier gibt es womöglich auch Apps, September 2007