Gespräche mit einer Mandarine

pixelroiber: Hallo Mandarine, zuallerst: Wo kommst du denn her?

mandarine: Ich bin direkt aus Spanien importiert.

Kannst du dich noch an deine frühe Kindheit erinnern?

Nein, da ist wenig Erinnerung, obwohl es noch nicht so lange her ist. Von meiner Familie wurde ich früh getrennt und aufgewachsen bin ich zwischen vielen anderen, eingepfercht auf engstem Raum.

Mhm, das klingt aber nicht sehr nett. Und da habt Ihr Euch nicht gewehrt gegen?

Ach, das hat doch alles keinen Sinn. Die Clementinen und Satsumas probten mal den Aufstand, man sieht ja, was aus ihnen geworden ist.

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Aber ich habe doch extra beim Kauf auf das Bio-Siegel geachtet…

…was aber nichts an den Zuständen unserer Aufzucht ändert.

Du meinst die Pestizide und Fungizide?

Wenn es nur die wären…

(erschrocken) Was denn noch?

Darf ich nicht sagen. Schweigepflicht eben.

Wechseln wir mal das Thema: Zusammen mit Nüssen seid ihr die klassischen Weihnachtsfrüchte

Ja, und?

Was verbindest du mit Weihnachten?

Pft! Den sicheren Tod. Mehr nicht.

Oh. Das klingt doch gar grausam. Was wünschst du dir für die Zukunft?

(fleht) Bitte iss’ mich nicht

Ich habe aber Hunger

Ich danke für das Gespräch. Mampf.

!

so oder so ähnlich sah es mal aus hier:

ist lange her. seit inzwischen fast zwei jahren blogge ich nun unter eigener domäne. die erste urkundliche erwähnung des namens ist schon etwas älter. den zweijährigen geburtstag werde ich gebührend feiern. lasst euch überraschen!

Trend: Weg vom Komma. Interview mit dem Erfinder [1999]

[vorbemerkung in ureigener sache: diesen text schrob ich vor ungefähr acht jahren. also im ganz und gar unschuldigen alter. für mich und meine damalige freundin. für die welt also. doch erst jetzt scheint ebenjene welt reif für ihn. behutsam rechtschreiblich korrigiert trifft er nun also auf ein dankbares millionenpublikum. viel spaß beim lesen und schönes wochenende.]

JOURNALIST: Mit 17 hat man noch Träume. Erinnern Sie sich, welche?

MANN: Schon früh war mir klar: Ich werde einmal der große Satzzeichen-Erfinder, den die Welt je hervorbrachte.

J: Ist das nicht ein bisschen arrogant und sehr von sich selbst eingenommen?

M: (lacht) In unserem Gewerbe ist das oberstes Gebot, um wirklich innovative Ideen zu etablieren, bedarf es ein gesundes Selbstvertrauen.

J: Vertreter völlig neuer Erfindungen haben es meistens schwer, ihre Ansichten durchzusetzen…

M: (seufzt) Ja, am Anfang, ich kann mich noch genau erinnern, das war im Winter 1604, niemand war an meinem Komma interessiert, es war zum Ausflippen, zumal sich meine soziale Lage immer mehr zuspitzte, es war ein kalter Winter und niemand hatte mehr was zu Essen, ich hatte den ganzen Sommer darauf verwendet, die Kommaregeln auszutüfteln und natürlich keine Zeit zum Arbeiten gefunden.

J: Aber es kam dann doch letztendlich zum Durchbruch und dem Einmarsch des Kommas in die Bücher…

M: Es war Thomas Mann, der die Kommasetzung gesellschaftsfähig machte, meines Erachtens hat er an mancher Stelle aber sehr übertrieben.

J: Große Erfindungen wurden meist fehlgedeutet oder nicht im Sinne des Erfinders gehandhabt. Wie sieht es zur Zeit beim Komma aus?

M: Es geht, der Trend im Moment geht zwar etwas weg vom Komma, aber es gibt noch genug Gymnasial-Lehrer, die den Schülern das Komma einprügeln, dem Erfinder des Apostroph, übrigens ein sehr guter Freund von mir, geht es da schlimmer, was da zur Zeit auf dem Markt ist, treibt einem schon die Zornesröte ins Gesicht.

J: Sie verdienen an jedem Komma 5 Pfennig, ihr gegenwärtiges Vermögen wird auf mehrere Milliarden geschätzt…

M: (lacht ausgelassen) Über Kommas redet man nicht, die setzt man.

J: Es scheint sich wirklich zu lohnen, neue Satzzeichen zu etablieren. Was raten sie Neulingen in der Branche?

M: Die Marktzahlen sind leicht rückläufig, aber ich denke es ist noch Potenzial für neue Ideen vorhanden, auf jeden Fall dranbleiben und nicht verzweifeln, irgend ein Schriftsteller wird das neue Zeichen schon für sich entdecken.

J: Sind sie glücklich?

M: (grinst) Jedes Mal, wenn ich einen Satz mit Komma lese.

J: Wir danken ihnen für dieses Gespräch.