Schlagwort: ARD

Tatort: Der Hammer (2014) – Thiel & Boerne

Hihi. Großartigster Klamauk und gute Unterhaltung. Viele Ungereimtheiten und logische Schwächen, aber der Zuschauer wird durch brachialen Humor allemal entschädigt. Dabei ist die Geschichte ziemlich absurd: Ein Irrer in Superhelden-Outfit kämpft gegen Korruption und die Drahtzieher eines Bordellprojekts im schönen Münsterland. Thiel wacht mit Handschellen an sein Bett gefesselt auf und Boerne misshandelt Schweineköpfe. Anschauen.

Tatort: Edel sei der Mensch und gesund (2011) – Ritter & Stark

Frontalangriff aufs Gesundheitssystem: Die Kassen bezahlen nicht alle Leistungen, die benötigt werden, sondern nur die billigsten Medikamente. Ein alter Arzt in Berlins diesmal gar nicht so szeniger Mitte zahlt drauf und den Patienten geht es besser. Blöderweise stirbt aber einer und nun ermittelt die Mordkommission. Ganz schön ruhiger, nachdenklicher Tatort, auch Felix Stark hat Beschwerden. Ritter verguckt sich in Susanne, lässt es aber wieder, als er ihr krankes Kind bemerkt. Nicht sehr schön, aber wahrscheinlich nah an der Realität. +++ Link +++ Erstausstrahlung: 03.04.2011 [xrr rating=5/7]

Tatort: Der letzte Patient (2010) – Lindholm

Ganz schön viel harter Stoff für einen Tatort: Frau Lindholm wird verlassen und muss ihren Alltag neu organisieren. Und scheitert. Eine Ärztin wird erschlagen, ihre Praxis brennt ab. Ein verwirrter Jugendlicher irrt umher. Ein einsamer Architekt lässt sich gerne Jungs kommen, um mit ihnen nackt zu malen. Eine Familie fürchtet um das Sorgerecht. Ein Sachbearbeiter des Jugendamts vermittelt Kinder an alte Säcke. Und dazu eine Ober-Homöopathien als Kollegin: Kein Wunder, dass Frau Lindholm am Ende ein bisschen foltert und unter den Tisch fallen lässt, dass der Staatsanwalt involviert war. Manchmal wäre weniger mehr. [xrr rating=2/7] +++ LINK +++ Erstausstrahlung: 31.10.2010

Tatort: Schmale Schultern (2010) – Ballauf & Schenk

die taz urteilt: „Ein Debattenkrimi mit hohen Dezibelzahlen ist dieser neue Kölner „Tatort“ geworden, denn über ein keifendes Ex-Ehepaar führt er tief in die Vor- und Nachteile des neuen deutschen Scheidungsrechts ein. […] Bis weit über die Schmerzgrenzen wird […] paritätisch das Unglück ausgeleuchtet, das die Auflösung einer Familie bei allen Beteiligten auslöst.“ wohl war. leichte kost war das nicht. stellenweise auch langweilig. zumindest gab es keinen erhobenen zeigefinger, keine moral. am ende haben alle verloren. aber so ist das bei scheidungen. etwas deplaziert dabei wirkte die story mit dem katzenkaffee. [xrr rating=4/7] +++ Erstausstrahlung: 12.09.2010 +++ Link

Tatort: Mörderspiele (2004) – Thiel & Boerne

etwas verwirrendes kammerspiel um eine tote im see und ohne kopf. die parallelen zu einem mord aus den fünfzigern sind frappierend. ein ukrainer identifiziert seine frau. kurze zeit später hängt die nächste leiche am rathaus, lieblos verhüllt in müllsäcke, dafür aber mit kopf. und auf einmal werden alle von ihrer vergangenheit eingeholt, münster ist klein, jeder kennt jeden und einige haben noch alte rechnungen auf, auch die frau staatsanwältin. die spuren führen zu einem bauernhof. boerne vermittelt auf eigene faust und sieht am ende ziemlich kaputt aus. thiel versteht gar nichts, dafür schlägt er sich aber gut durch den münsterschen inzestmorast. insgesamt gut gemachter und gespielter tatort, manchmal nicht ganz logisch, aber muss ja nicht immer. LINK +++ Erstausstrahlung: 25.04.2004 [xrr rating=6/7]

Tatort: Hilflos (2010) – Kappl & Deininger

weil der johannes mal dem tobi seine brotbüchse vollgeschissen hat, dreht der nun durch. oder, mit mehr wörtern:
In der Ambivalenz des vermeintlichen Täters liegt die Irritation, die psychologische Feinheit des Films. Denn der Verdächtige mit der kalten Aura wurde jahrelang von seinen Mitschülern gemobbt und misshandelt, er gibt sich als böser Wolf, entpuppt sich als Opferlamm um dann zum Rächer zu werden, besessen vom Gefühl der Macht. (stern.de: „Jugend ohne Gott“)
und bild sagt:
„Hilflos“ verwandelte sich dadurch von einem klassischen „Tatort“ in einen spannenden Psychothriller unter Gesamtschülern! (bild.de: „So spannend wie ein Psychothriller!“)
naja. geht so. gab schon besseres. der tobi war vielleicht gut gespielt, aber irgendwie unpassend. die mutter vom johannes und das ganz in weiße upper-class haus war viel gruseliger und mitschuld an allem, möchte man meinen. und warum wurden die eltern vom tobi und vom david nicht thematisiert. sind sie etwa schuldlos an allem? mobbende und gemobbte schüler wachsen ja nicht isoliert auf. die ganze story passte irgendwie hinten und vorne nicht und unsere beiden saar-kasper waren komplett überfordert mit der situation. setzen, fünf, das könnt ihr besser. einziger höhepunkt: kappls ansage an den ehemaligen sportlehrer, ganz groß! Link +++ Erstausstrahlung! [xrr rating=4/7]

Tatort: Der Polizistinnenmörder (2010) – Blum & Perlmann

was für eine aufregung! der pöse waffenhändler wollte doch nur seine ruhe. dabei ging alles schief, was nur schief gehen kann: eine polizistin wurde erschossen bei seiner flucht, die überführung aus der schweiz wird zum drama und am ende sind frau blum und der schweizer mit ihrem gefangenen alleine im zugeschneiten nirvana. irgendwo im präsidium muss der maulwurf sitzen, der alles an die schurken verrät – nur wer ist es? ein hochspannendes kammerspiel ist es geworden. mit einigen schwächen, klar. aber spannend. und für sonntag abend genau das richtige. LINK +++ Erstausstrahlung! [xrr rating=5/7]

Polizeiruf 110: Klick gemacht (2009) – Papen & Steiger

Der einzige und letzte Polizeiruf mit Kriminalhauptkommissar Friedrich Papen, gespielt vom inzwischen verstorbenen Jörg Hube. Ein gut gemachtes Lehrstück über Verantwortung und Gehorsamkeit. Mit leider aktueller Brisanz: In Afghanistan sterben bei einem Anschlag drei Soldaten, der Untersuchungsbericht kann keine Ungereimtheiten erkennen. Nur ein paar Unverbesserliche, die dabei waren wollen die Wahrheit herausfinden und entführen den damals Verantwortlichen und stellen ihn auf eine Tretmine im bayerischen Wald. Nimmt er seinen Fuß runter, wird die hochgehen. Derweil ermittelt Papen zusammen mit Frau Steiger von der Bundeswehr unter Hochdruck, denn lange hält ein Mensch das nicht aus auf so einer Tretmine. Nicht mal ein Elitesoldat. Die Frauen der Opfer werden befragt und es tun sich Abgründe auf. Die Soldatin wird gezwungen, ihr Bild von der Truppe zu überdenken. Schnell geht es nicht mehr nur um die Tretmine, sondern vor allem um die Ereignisse des Anschlags. Und am Ende war es dann doch ganz anders. Zu einseitig, zu plakativ, könnte man den Machern vorwerfen. Denn es ist Krieg und da gehört Sterben nun mal dazu. Wird auch mehrmals im Film gesagt. Und Vertuschung von folgenschweren gehört wohl auch nicht zum Alltag in der Bundeswehr. Oder zumindest werden sie schnell aufgedeckt, wie auch die jüngsten, realen Ereignisse zeigen. Zieht man diese fiktive Ebene ab, bleibt trotzdem ein spannender und gut gemachter Film übrig. Was ich aber noch wichtiger finde: Dass sowas zur besten Sendezeit thematisiert wird. Denn Redebedarf besteht auf jeden Fall. Das zeigt auch, dass die Regierung offiziell von Krieg spricht, und nicht so heuchlerisch von Friedenseinsatz, wie das Rot-Grün tat. Aber es müssen Taten folgen. Ob das nun ein sofortiger Abzug sein muss, weiß ich nicht. Vielleicht. Oder vielmehr: es gibt keine Alternative. Denn eine Besatzung bleibt eine Besatzung, egal aus welch‘ hehren Zielen sie erfolgt. Und Besatzte werden sich immer gegen die Besetzer wehren. Zumal hier verschiedene Kulturkreise aufeinander treffen, das verschärft die Situation noch. Einziger Wermutstropfen (der auch in der aktuellen Diskussion fehlt): Die Auswirkung von Krieg und Besatzung in Afghanistan. Zugegeben, das hätte den Rahmen gesprengt, hier ging es um die Heimatfront, um Frage, wie ein Land und die Familien mit toten Soldaten umgehen. Denn egal wie weit weg der Krieg stattfindet, es ist Krieg und da sterben Menschen auf beiden Seiten. Link +++ Erstausstrahlung! [xrr rating=6/7]

Tatort: Tempelräuber (2009) – Thiel & Boerne

Die taz schreibt:
Mächtig prangt in diesem Kleruskrimi das Kreuz über den armen Menschen, die lautlos im Verborgenen ihre Sehnsucht nach Nähe, Liebe und Körperlichkeit stillen.
Man darf gespannt sein, nur noch wenige Stunden… Schöner Münsteraner Tatort im religiösem Milieu, die Story erinnerte stellenweise an Wolf Haas‘ Silentium! Thiel hatte alle Hände voll zu tun und Boernes Hände waren eingegipst, nur helfen lassen wollte er sich nicht. Klar, dass es da zu Streit kommt, da geht auch schon mal die Geige kaputt. Alberich hat sich endlich mal gegen ihren Chef aufgelehnt, das wurde langsam mal Zeit. Ansonsten: viel Witz und ein unerwartetes Ende, mehr will man doch gar nicht am Sonntag Abend! Vielen Dank, wir ziehen unseren Hut, Herr Thiel! Erstausstrahlung! — Link — LinkLink [xrr rating=6/7]

Tatort: Vermisst (2009) – Odenthal & Kopper

das war er also, der lang erwartete tatort: zum einen jubiläum, 20 jahre lena o und zum ersten mal per livestream parallel im internet und darüber hinaus mit kommentarmöglichkeit per facebook. puh. aber zum eigentlichen: die story ist ziemlich verzwickt und handwerklich gut konstruiert, keine frage. inklusive überraschendem moment am ende. dagegen wirken die figuren aber nur allzu blaß. hatte frau odenthal eigentlich jemals gute laune? könnte der herr kopper nicht einmal ein bisschen rückrat und charakter zeigen? es bricht einen jedesmal das herz, wie unbeholfen die beiden von fall zu fall watschen und nur per zufall den mörder finden. da wird soviel potential verschenkt, das hält man fast gar nicht aus. [xrr rating=4/7] Erstausstrahlung! — Link übrigens:
Nach der Ausstrahlung finden Sie den ‚Tatort: Vermisst‘ für 7 Tage als Video on Demand in voller Länge in der Mediathek | Video ist jeweils ab 20 Uhr bis ca. 6 Uhr verfügbar (aus Jugendschutzgründen)

Tatort: Architektur eines Todes (2009) – Dellwo & Sänger

Ein Frankfurter Tatort, der letzte dieses Teams. Es ging ums Schminken, oder? Aber mal im Ernst: Da ermittelt die Kripo in einer Vermisstenangelegenheit und die Vermisste lebt die ganze Zeit noch. Das Team hastet durch Frankfurt, alle sind verdächtig und dann wars jemand ganz anderes. Dazwischen die allgegenwärtige Frau Martens, die scheinbar alles im Griff hat, aber dann doch nicht, läuft nämlich alles aus dem Ruder, die Story auch. Wenigstens hat der Dellwo Zeit, im Auto abzuhängen und komische Musik zu hören. Dazwischen ein bisschen Familien-Schmus und viel Gefühl. Spannend wars ja, dieser Tatort, aber unnötig. Link +++ Erstausstrahlung! [xrr rating=4/7]

Tatort: Mit ruhiger Hand (2009) – Ballauf & Schenk

Nun endlich ist die Sommerpause vorbei und Sonntags kommen wieder neue Tatorte. Für die ZEIT war er „meisterhaft und überragend“. Die FAZ dagegen ätzt: „So viel kollateraler Leberschaden war schon lange nicht mehr.“ Und: „Nach dreiundvierzig Ausgaben des Duos Schenk/Ballauf ist es Zeit für eine Entziehung.“ Harte Worte für einen durchschnittlichen Tatort. Sicher, spannend war er und den Mörder haben wir auch nicht gleich ermittelt. Aber soviel erhobener Zeigefinger und Suchtprävention tut weh, auch dem Zuschauer. Und das Bier schmeckt dann schon mal gar nicht mehr. Ballaufs hilflose Liebelei mit der Psychologin stört und Schenks Sätze haben alle eine Ausrufezeichen. Außerdem nervt es, WENN IM DREHBUCH DAUERND GEBRÜLLT WIRD! Und dass Arztsöhne alle ein Alkoholproblem haben, ist ja mal sowas von klar. [xrr rating=4/7] Erstausstrahlung: 23.08.2009 +++ Link Bitte auch hier mit abstimmen über die beliebtesten Tatort-Ermittler.

Tatort: Tote Männer (2009) – Lürsen & Stedefreund

Der Kommisar war mit der Hauptkommissarin ihrer Tochter im Bett und das wars dann auch mit Überraschendem. Es folgt viel Wiederholung, die Story dreht sich im Kreis und der Versächtige ist schnell gefunden. Frau Lürsen ätzt sich abermals durch den ganzen Tatort und ihr Kollege mit dem ulkigen Namen hat nicht viel beizutragen zur Unterhaltung des anspruchsvollen Zuschauers. Die Auflösung kommt überraschend und unglaubwürdig daher. Nö, so nicht, da haben wir schon bessere gesehen. Hier steht übrigens, was da alles nicht stimmte. [xrr rating=3/7] Erstausstrahlung! +++ LINK