gerade wieder mit horror an die cebit gedacht. die war immer anfang märz und um den 8. märz herum, da haben die frauen blumen bekommen und sollten sich artig freuen. ich war mit der firma da, stand den ganzen tag am stand und habe ein computerprogramm erklärt. die tage vor der messe waren die schlimmsten, weil die letzten features noch in das programm eingebaut werden mussten, da gabs auch schon mal pizza vom chef für lange abende. auf der messe selbst hat dann wieder irgendwas nicht funktioniert, klar. dann stand ich da am stand vorm rechner, laufkundschaft kam oder vorher terminierte besucher und zeigte ihnen die neuen features. immer wieder von vorn, dies das da hinklicken. ups, fehlermeldung. dann bisschen über prozesse reden mit dem kunden. sie wollen ihre brieftaube digitalisieren? können sie sich vorstellen, ihr nokia mit ihrer schreibtischlampe zu vernetzten? dies das beratung schmatung. dann visitenkarte austauschen und anschließend den kontaktbogen ausfüllen, fertig war ein lead. und wes lead ich sang…. abends dann noch essen mit den kollegen und ins hotelzimmer am hauptbahnhof hannover. der samstag war der abbautag, laut veranstalter durfte man nicht vor 16 uhr oder so abbauen, aber alle aussteller haben heimlich bereits eingepackt und sind dann punkt vier losgedüst, es war alles so lächerlich.
einiges dieser speziellen zeit habe ich hier im blog verarbeitet: 2011, 2009, 2008, 2007, 2013
vieles habe ich auch vergessen, und das ist gut so, es war immer eine anstrengende woche und das format großer publikumsmessen hat sich schon vor pandemie erledigt.
letzte woche war eitel sonnenschein bei zwanzig grad, heute ist nebel.
bei hauptvogel las ich kürzlich über smog-alarm in west-berlin. heute sieht es zumindest danach aus.
lange keinen podcast mehr empfohlen. daher hier zwei bemerkenswerte:
die produktion Caiman Club (zuvor im Blog) hat einen Spinoff wegen Pandemie bekommen: Caiman Crap, WDR 2020
realer und somit erschütternder die produktion Saal 101, die den Gerichtsprozeß gegen den NSU, also Zschäpe & Co., 2013-18 dokumentiert und einordnet. da keine aufzeichungen möglich sind in strafprozeßen, werden mitschriften nachgeprochen. BR/Deutschlandfunk 2015/2021
in der parkstraße bauen sie was. und müssen das vorherige abreißen. so schön war das da nicht, glaub ich. jetzt jedenfalls ist platz für verdichtung und mehr wohnraum.
“…man muß auch das Positive sehen, dachte er, immerhin ist bald Weihnachten, fiel ihm die Bemerkung von Karl aus der letzten Nacht ein, und er mußte lachen, obwohl er nicht genau wußte, warum. “Warum lachst du?” fragte Chrissie. “Nur so”, sagte Frank. “Aha”, sagte Chrissie und schaute wieder in ihre Tasse. “Ich dachte, bald ist Weihnachten”, sagte Frank. “Das hat Karl gestern gesagt.” “Ach so. Sehr lustig!” “Geht so”, sagte Frank, und dann schwiegen sie. ~ aus: Der kleine Bruder
in den letzten wochen nochmal die regener-bücher über karl schmidt, frank lehmann und die bande gehört. ein ganzes universum ist das, in etwa vergleichbar mit herr der ringe oder star wars. die bücher sind nicht ganz chronologisch über einen zeitraum von 15 jahren erschienen und unterscheiden sich literarisch und perspektivisch. alle beschreiben sie ein westdeutschland (bremen) und westberlin (kreuzberg) der 80er jahre, das inzwischen so fremd und weit entfernt ist wie das auenland.
es sind die dialoge, regener lässt die protagonisten allen sinn und unsinn faseln, ihre sicht auf die dinge. dazu die gedanken von frank (und später karl). das sind auch keine gewinner, es muss sich in der welt zurecht gefunden werden, später in der kunstwelt. es muss überlebt, aber vor allem gelebt werden. es wird viel getrunken und geraucht. dabei mäandern die themen zwischen oberflächlich und tiefen gedanken. und vor dem kneipenfenster passiert die große weltgeschichte.
“Moment, Moment” , sagte er. “Das gilt aber nur, wenn man die Zeit als etwas Absolutes nimmt. So geht das aber nicht. Meiner Meinung nach ist das wie mit einer Sanduhr. Der nüchterne Sand rinnt schneller raus als der betrunkene Sand, und deshalb ist mit betrunkenem Sand die Zeit langsamer.” ~ aus: Herr Lehmann
trivialitäten treffen große fragen. provinz trifft großstadt, die großen fragen werden behandelt im kleinen. vieles bleibt offen und zwischen den büchern ergeben sich ungereimtheiten, aber das ist nicht der punkt. vielmehr geht es um die dialoge, das sind - obwohl oft unzusammenhängend und wirr - die wahren stars der bücher.
und, natürlich sind die hörbücher besser, vom autor gelesen.