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Balkan bittersüß. Abenteuer Alltag in Bosnien-Herzegowina

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Blogg dein Buch-LogoDisclaimer: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Dryas Verlag zur Verfügung gestellt und ist Bestandteil von Blogg dein Buch.


Danijela Albrecht: Balkan bittersüß - Cover

Kein Reiseführer, nicht mal Reiseliteratur. Viel weiter geht das Buch und berichtet aus dem Alltag einer großen Familie in Bosnien-Herzegowina. Aus dem Blickwinkel der Autorin, die nach Studium in den USA nun in Deutschland lebt, aber ihre Herkunft nicht verleugnet, regelmäßig ihre Familie besucht und uns mit diesem Buch die Traditionen, Bräuche und Gefühlslagen ihrer Verwandten näher bringt. Es ist ein persönliches Buch, wir sind bei einer Hochzeit dabei, betrachten die Kriegsspuren in der Landschaft und in den Menschen. Sitzen mit am Küchentisch, trinken Kaffee und lassen uns von Baka, der Oma, die Welt erklären. Wir pilgern, erleben die Reaktionen des Dorfs auf eine uneheliche Schwangerschaft und fahren trotz aller Bedenken der Familie nach Sarajevo.

Die große Politik, Geschichte, der Krieg, die Flucht, all‘ das ist natürlich immer präsent, aber immer dezent im Hintergrund. Klar, hat der jüngste Krieg Spuren hinterlassen, vor allem in den Menschen, in den Männern. Frau Albrecht hält sich jedoch mit Meinung zurück, versucht nur zu berichten, so etwa:

Ihr Onkel sagt:

“Der Krieg ist beendet und wir werden Schritt für Schritt alles wieder aufbauen. Aber wer wo ist – die Aufteilung der Regionen durch die internationale Gemeinschaft – das bleibt nicht so. Der nächste Krieg wird kommen, das ist sicher wie das Amen in der Kirche. Weißt du, im Krieg ist es wie im Fußball: Nach dem Krieg ist vor dem Krieg.”

Darauf sie:

“… dachte ich über seine Worte nach und hoffte, mein verrückter Onkel möge dieses Mal nicht Recht behalten.”

Die Geschichte endet mit einem Ausflug zu einer Berliner BalkanBeats-Party. Wo Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft zu orientalischen und südosteuropäischen Klängen abgehen. Wo die Nationalität vielleicht nicht egal ist, aber zurück tritt und nicht so eng und stur darauf beharrt wird.

Und obwohl Frau Albrecht offenbar mit dem westlichen Bild des entspannten und lässigen Südosteuropäers (vgl. dazu bspw. den Film “Schwarze Katze, weißer Kater”) aufräumen will (will sie wirklich?), bestätigt und bestärkt sie das Bild: Alles wird mit einer Leichtigkeit genommen, die dem Mitteleuropäer manchmal fehlt. Nema Problema wird zum Imperativ und nervt die emigrierte Autorin so manches Mal. Andersherum ist die Verwandtschaft erschreckt ob der Verwestlichung ihrer Tochter – kein extra starker bitterer Kaffee am frühen Morgen? Kein fettiges Fleisch? Das ist wohl der Preis der Migration, dass man seine Wurzeln nicht abtrennen kann und sich gleichzeitig entfremdet. Und wird hier eindrucksvoll beschrieben.

Das Buch will nur berichten, nichts bewerten, verurteilen, besser machen. Und das macht es lesbar und zu einer Leseempfehlung.

[xrr rating=4/5]

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Felix und das liebe Geld: Vom Reichwerden und anderen wichtigen Dingen (Hörbuch)

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ein buch für kinder und jugendliche, eigentlich ein krimi mit hohem anspruch: in die weite welt der wirtschaftswissenschaften einzuführen. und das gelingt auch. drei freunde fangen an mit gelegenheitsjobs, finden einen schatz und spekulieren an der börse. dazwischen immer wieder erklärungen und definitionen, die manchmal gelungen, aber auch manchmal lehrmeisterlich und theoretisch daher kommen. ich wüßte auch nicht, wie eine solche einführung besser umgesetzt werden könnte.

[xrr rating=6/7]

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Der Titel ist die halbe Miete (Hörbuch)

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martenstein liest 19 seiner kolumnen aus der ZEIT vor. gesellschaftliches, politisches und vor allem alltägliches vom klugen, unaufgeregten beobachter. von 2008, ist also ein bisschen wie eine zeitreise. was damals aktuell war, wirkt jetzt, drei jahre später albern oder belanglos, manches ist erschreckend aktuell. ganz nett für zwischendurch.

[xrr rating=6/10]

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tschick (Hörbuch)

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2013-03-11 18.36.11

die SZ über das buch:

Herrndorf schreibt einen Episoden- und Abenteuerroman, der das vermeintlich bestens bekannte und erschlossene Mitteleuropa südlich von Berlin in ein zauberisches Irgendwo verwandelt. […] Randständig, exzentrisch, traumhaft poetisch, magisch, oft unheimlich, noch öfter sehr komisch ist, was die beiden ausgerissenen Jugendlichen sehen und erleben. […] Herrndorf schafft es mit einer wundervoll austarierten einfachen Sprache, die unaufdringlich auf einen real abgelauschten Jugendjargon anspielt, ihn aber nicht naturalistisch kopiert, seine Welt ins Schräge zu drehen und so jung erscheinen zu lassen wie seine Protagonisten.

die geschichte zwei halbwüchsiger aus dem osten berlins, die in den sommerferien mit einem geklauten lada durch brandenburg irren. zwei, die unterschiedlicher nicht sein können und trotzdem bestens zusammen klar kommen. die wilde abenteuer erleben, dass man neidisch werden könnte. am ende landen sie im krankenhaus und vor gericht und die erwachsenenwelt, vor der sie ein paar wochen geflohen sind, hat sie wieder fest im griff. das buch ist gut, nicht moralisierend und nicht erklärend, die sprache schlicht, man will immer nur weiter lesen und erfahren, wie es weiter geht. große erklärungen würden da nur stören.

auch interessant, im FAZ-interview sagt herrndorf:

Im Gegensatz zu meinen Helden bin ich nie in Ostdeutschland gewesen und habe die Reise nur mit Google Maps unternommen. Da kann man von oben nicht sehen, wie hoch die Berge sind. Aber ich war nie ein großer Freund der Recherche. Ich habe versucht, Gegenden zu beschreiben, wie Michael Sowa sie malt: Auf den ersten Blick denkt man, genauso sieht es aus in der Natur! Und wenn man genauer hinschaut, sind es vollkommen durchkonstruierte Sachen, die archetypischen Landschaften wie in idealen Tagträumen.

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Gemeinsam einsam – Wie Facebook, Google und Co. unser Leben verändern (Hörbuch)

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da hatte ich mehr erwartet. zwar wird ausführlich über die großen player facebook und google und ein bisschen twitter berichtet, über privatsphäre geplaudert, aber tatsächliche lebensverändernte argumente bleibt uns der autor schuldig. groß und langatmig erzählt er aus der welt des internets, aber ein nerd ist er ebensowenig wie ein philosoph. weiterdenken!, möchte man ihm ins ohr brüllen. was passiert mit uns, warum vereinsamen wir? und ist das wirklich so? eigentlich hatte er keine große lust, dieses buch zu schreiben, denkt man. und mehr als eine aneinanderreihung von fakten ist es nicht. da kann ich nur auf chris anderson verweisen, das ist das bessere buch zum thema.

[xrr rating=6/10]