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Der Osten

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wir reisen mit stasiuk in den osten seiner kindheit. geschickt verwebt er seine erfahrungen: 1960 geboren, aufgewachsen im sozialistischen polen der sechziger und siebziger jahre. in seiner biographie lesen wir von grausamer armeezeit und gefängnis, davon ist im vorligenden band nichts zu lesen. wohl aber von seinem verhältnis zum mangel in den läden, der allgemeinen lethargie im sozialismus, dem grau der städte.

er erinnert sich daran in jenen momenten, da er im fernen osten in der wüste gobi umgeben ist von nichts. denn das ist das eigentliche thema des buchs, die unendliche weite, leere und trostlosigkeit, je weiter er nach osten reist. dabei fängt er im osten polens an, beobachtet seine landsleute bei der religiösität kurz vor ostern, verachtet ihren konsum und ihre scheinheiligkeit. später gehts nach rußland, das er mit dem sowjetunion-bild seiner kindheit vergleicht und doch nur immer gemeinsamkeiten findet. immer weiter geht es, sibirien, mongolei, china. in die endlose weite (ich beginne mich zu wiederholen). wir stehen mit ihm auf einem hügel in der steppe und lauschen auf die stille. wir krabbeln in eine jurte und erinnern uns an die einfachheit des lebens vor dem mauerfall. es sind die parallelen, die so faszinieren.

und in der ferne glänzt china, das langsam die welt erobert, es wird vor allem in jenen kargen regionen sichtbar. und hier wagen wir einen blick in die zukunft, china wird sich uns von osten nähern, wir sollten langsam anfangen, uns damit zu beschäftigen.

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Hinter der Blechwand

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wahnsinnig trostlose story über zwei kerle, die sich in den umbruchjahren zwischen mauerfall und jetzt mit schmuggel und handel übers wasser gehalten haben. die globalisierung frisst sich auch in die letzten dörfer ost- und südosteuropas. chinesen importieren billiger als die beiden helden und sie geraten in die hände eines menschenhändlers. sie sind auf den straßen unterwegs zwischen polen, slowakei, ungarn und rumänien. mit einem alten lieferwagen, der erstaunlicherweise das ganze buch durchhält. erdrückend erzählt der roman ein primitives leben, wirft mit rassistischen ressentiments nur so um sich. in zahlreichen rückblenden wird die zeit kurz nach 1989 glorifiziert, als die grenzen zwar offen waren, aber schmuggel gefährlich und höchst lukrativ. wer einmal auf einem markt in osteuropa in den neunzigern stand, kennt dieses gefühl. windige kerle wittern jede gelegenheit, es gibt alles zu kaufen und nie fragt einer, woher es stammt.

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Dojczland: Ein Reisebericht

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sehr intelligenter und unterhaltsamer bericht eines trunkenen polen, der auf lesereise durch deutschland allerhand beobachtungen macht. und das liest sich dann ganz anders als zum beispiel stefan möller (viva polonia). stasiuk spielt nicht mit klischees, er lebt sie. er hat angst und komplexe und beobachtet die ängste und komplexe der deutschen. manchmal vergleicht er orte in deutschland mit orten in osteuropa und das ist definitiv großartig. selten solche offenen worte gelesen, abseits jeder politischen korrektheit. und doch nicht böse, eher liebevoll vertraut. sind nicht viele seiten, knapp unter hundert, davon lohnt sich aber jede einzelne!

[xrr rating=9/10]