Autor: David Foster Wallace

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Die wahre Traurigkeit der Erwachsenen (Hörbuch)

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Sammlung von vier Texten von Wallace, gelesen von Lars Eidinger, Christian Ulmen, David Nathan und Moritz von Uslar. Während Trillaphon einer der ersten Texte ist, ist This is Water einer der letzten. Während Trillaphon eine introperspektivische Sicht nach innen ist, sind der rote Sohn und Hummer Reportagen und This is Water eine Rede. Also schöner Querschnitt. Aber auch ein bisschen enttäuschend, weil es nicht die stärksten Texte sind die Romane zum Thema in meinen Augen mehr zu bieten gehabt hätten.
  1. Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache
  2. Der große rote Sohn
  3. Am Beispiel des Hummers
  4. This is Water/Das hier ist Wasser

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Der bleiche König – 76%

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nach einigen verwirrten kapiteln nun das erste zentrale, längere stück. die geschichte eines ich-erzählers – ist es wallace selbst? der sich windet, sich rechtfertigt. die vergangenheit deutet und sie dreht. seine geschichte erzählt, seine jugend- und studienzeit, seine drogenexperimente, die ganze dramatik einer verlorenen generation, unter dem eindruck von vietnam und watergate der ideale und gefühle beraubt vor sich hindöst und erfahrungen macht, ohne voran zu kommen. so zumindest der vorwurf der eltern. # 2013-12-22 12.32.54 # auch hier finden wir wieder das motiv des früh gestorbenen übervaters. während es im unendlichen spaß der gründer und leiter der tennisakademie war, der seinen kopf in die mikrowelle steckte, ist es im bleichen könig der korrekte, distanzierte, disziplinierte sachbearbeitervater, der – enttäuscht von frau und sohn – letztendlich in der überfüllten ubahn zu tode kommt. wir lernen einen sohn kennen, der erst spät – zu spät – in die gedanken- und gefühlswelt seines vaters eindringt oder einzudringen versucht. der kaputtniksohn wird letztendlich auch sachbearbeiter, wenn auch nur auf zeit. hier offenbaren sich motive wie bei kafka. #
„Der Schlüssel, der der Bürokratie vorausgeht, ist die Fähigkeit, Langeweile auszuhalten. Effizient in einem Milieu zu funktionieren, das alles Vitale und Menschliche ausschließt. Gewissermaßen ohne Luft zu atmen. Der Schlüssel ist die Fähigkeit, ob angeboren oder erworben, die andere Seite der Routine zu finden, des Nichtigen, des Bedeutungslosen, des Repetitiven, des sinnlos Komplexen. In einem Wort, unlangweilbar zu sein.“
# klar geht es um die steuerbehörde und der ihr innewohnenden langweiligen tätigkeiten: abgestumpfte mitarbeiter, endlose gänge, eine verwirrende architektur und kafkaeske workflows. aber vor allem beweist sich wallace einmal mehr eine sehr scharfsinnige beobachtungsgabe. jeder protagonist hat irgend einen tick, einen zwang, eine vergangenheit, eine einstellung. hier werden keine romanfiguren beschrieben, hier greifen wir ganz tief in die küchenpsychologische trickkiste. und diesmal sind es keine drogen, sondern das leben an sich, was den handelnden übel mitgespielt hat. # ich bin gerade bei mrs rand und ihrer erzählung über ihre zeit in der klapper und es ist endlos und verwirrend und nicht schön, eher anstrengend. aber in großer literatur geht es eher selten um mich…

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Der bleiche König – 28%

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1-2013-10-23 11.07.47 Meta: Für mich gab es keine schmucke iPad-Version, mir hat der Verlag einen Stapel Papier geschickt. Aber ich werde mich durchkämpfen und die Beiträge im Social Reading-Hub verfolgen, auch wenn es dort gerade etwas schleppend läuft… Das Buch wurde nie fertig gestellt, dem Autor kam sein Freitod dazwischen. Wir haben es also mit einem Fragment zu tun, der Verlegers Meinung nach besten Version. Und wieder grandios übersetzt von Ulrich Blumenbach, das merkt man schon in den ersten Zeilen. Ähnlich wie der Unendliche Spaß ist auch dieses Buch kein vollendetes Werk aus einem Guss, sondern eine lose Sammlung von Texten, die (scheinbar) alle ein ähnliches Thema haben, nur leicht ineinander verwoben. Das Fragmentarische des Bleichen Königs könnte also auch geplant sein. Auch wenn ich nicht der Erste bin mit dieser Erkenntnis: Das Buch wirkt wie ein Blog und muss als Gesamtes betrachtet werden. Die Story handelt – soweit man das nach ein paar Kapiteln sagen kann, von der US-amerikanischen Steuerbehörde IRS, vor allem aber von ihren Angestellten. Und die haben natürlich alle ihren Schaden und werden auf die ganz eigene Wallace’sche Art charakterisiert. Dazwischen die ganze Palette des menschlichen Leids: Zwänge, Drogen, Familiendrama – das beschreibt Wallace wie kein anderer. Soviel erstmal dazu, es werden weitere Erkenntnisse folgen, die per Klick verfolgt werden können…

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Am Beispiel des Hummers (Hörbuch)

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Leider liest Christian Ulmen den Wallace nicht ganz so stilsicher vor wie Dietmar Bär. etwas zu ironisch-distanziert trägt er vor. Worum gehts? Eine Reportage über das alljährliche Maine Lobster Festival. Es geht um den Hummer, das Festival und vor allem um uns Menschen. Einmal mehr beweist sich Wallace als kluger Beobachter menschlichen Zusammenlebens und berichtet in tollen Sätzen davon. [xrr rating=6/7]

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Das hier ist Wasser / This is Water: Anstiftung zum Denken

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2013-04-21 15.14.56 kleiner band mit einer rede auf deutsch und im englischen original. es geht um empathie. du bist nicht der nabel der welt, der mittelpunkt des universums, sondern du sollst dich in andere hinein versetzen. warum handeln sie so und nicht anders? warum argumentieren sie anders? vielleicht ist ein konflikt gar keiner, weil ich nur meine sichtweise sehe? die botschaft ist eindeutig: redet miteinander, denkt euch in den andere hinein und fangt an, selbst zu denken. ein schönes buch, gleich verschenkt. [xrr rating=7/7]

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Kleines Mädchen mit komischen Haaren

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DFW: Kleines Mädchen mit komischen Haaren im folgenden die einzelnen kurzgeschichten des buchs, wie gewohnt. tiere sehen dich an geschichte von einer langjährigen jeopardy!-teilnehmerin, die mit einer assistentin der show zusammen ist, immer wieder zeitsprünge in die vergangenheit der beiden, in die seelenwelten aller beteiligten und die raren zweisamkeiten in ihrem leben. verstörend. kleines mädchen mit komischen haaren verwöhnter und erfolgreicher jura-student aus gutem haus zieht mit abgeranzten punkern zu einem konzert. voll mit drogen und unanständigkeiten torpedieren sie die gesellschaft. dabei stellt sich zunehmend die frage, wer eigentlich asozial ist, denn der erfolgreiche student hat auch so seine macken… schöne parabel, witzig geschrieben und übersetzt, ein beispiel:
„Gropes Äußerungen gingen Gimlet zum Teil erheblich auf die Eier, sodass sie Mr. Wonderful bat, Grope ein Weh zu tun. Und so geschah es dann auch. Mr. Wonderful trat Grope voll in den Ranzen, er trug geeignetes Schuhwerk dazu […]“
john billy ein kneipengespräch, erzählt wird die geschichte eines kleinstadttyps, der unerwartet auf öl stößt, die dorfschönheit bekommt und schließlich von einem neider richtig fertig gemacht wird. zum kneipengespräch stößt irgendwann die dorfschönheit hinzu, was ganz vorzüglich konstruiert ist, man kann es nicht anders sagen. mein auftritt eine schauspielerin muss zu david letterman, ihr mann bereitet sie dafür tagelang vor, meint es gut, macht sie aber nur fertig. dazwischen immer wieder xanax-konsum. am ende, in der show, ist alles ganz anders. düsterer blick in die maschinerie der medien, die – einem scheinriesen gleich – nur in den köpfen der protagonisten und zuschauer existiert. von ganz nah ist david letterman auch nur am schwitzen. lyndon die geschichte des lyndon baines johnson (LBJ) aus sicht eines (fiktiven) mitarbeiters, der sich hingebungsvoll und arbeitswütig bis zum bitteren ende um seinen chef kümmert, der seine homosexualität verstecken muss. eindrucksvoll, immer wieder mit offiziellen aussagen von LBJ, mit kennedy-attentat vietnam und 68er, eine zeitreise durch die geschichte der usa. [xrr rating=7/7]

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In alter Vertrautheit

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…eine Auswahl von Short Storys aus dem 2005 auf Englisch erschienenen „Oblivion“. Ganz unterschiedliche Geschichten, weiter unten kurze inhaltliche Zusammenfassungen. Gemein ist ihnen, dass sie immer wieder die Gedankenwelt eines Erzählenden und/oder Handelnden nach außen kehren. Und zwar auf eine unnachgiebige, verzerrende, groteske Art und Weise. Viel komprimierter und destillierter als in den Romanen. David Foster Wallace: In alter Vertrautheit Mr. Squishy ätzendes stück über den leiter einer produkttestgruppe, in dem viel marketing und statistik verwurstet wird, in dem der leiter seinen eigenen (existenziellen) gedanken nachhängt, sich anzweifelt und schließlich über effektive methoden nachdenkt, seinen auftraggebern mit vergifteten produkten maximal zu schaden. währenddessen klettert einer am hochhaus empor. Die Seele ist kein Hammerwerk absurd komisches stück über einen schüler, der bei seinen komplexen tagträumereien nicht den amoklauf des lehrers mitbekommt. er denkt tatsächlich in comic strip-artigen und aufwendigen handlungssträngen. Inkarnationen gebrannter Kinder verstörendes schnipsel über einen tragischen haushaltsunfall. Noch ein Pionier vertrackte erzählung von einem wunderkind in einem naturvolkdorf, eingebettet in eine nacherzählende rahmenhandlung. im grunde eine parabel auf den irrsinn der zivilisation und die macht des glaubens. Neon in alter Vertrautheit die stärkste geschichte, ein selbst ernannter heuchler ist in therapie und durchschaut seinen therapeuten. versucht, seine sämtlichen gedanken, metaebenden und womöglichen reaktionen des gegenübers zu erfassen und wieder zu geben. scheitert dabei an sich selbst und begeht schließlich selbstmord, erzählt und reflektiert auch dies ausführlich. am ende tritt mr. wallace selbst in die geschichte ein stellt einiges klar. verwirrend, aber oft nachvollziehbar. [xrr rating=10/10] siehe auch: Besprechung bei Mythopoeia (2009)

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Unendlicher Spaß

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Unendlicher Spaß Cover Nun bin ich also fertig. Ein paar Tage schon, kann aber immer noch nicht meine Finger davon lassen. Zu groß ist die Versuchung, immer wieder zu blättern und neue Zusammenhänge zu finden. Ein bisschen wie in einem Puzzle. Denn eigentlich werden nur ein paar Wochen beschrieben. Und eigentlich müsste man den Ziegelstein noch mal von vorn beginnen. Das letzte Mal hat mich Ecos Foucaultsche Pendel so herausgefordert und gefesselt, da war ich 17 oder so. Nach den beiden Einträgen zwischendurch nun also mein abschließender Kommentar: Es geht um Zwänge. Und zwar auf sämtlichen Ebenen. Neben Drogen- und Medikamentenkonsum und -missbrauch auch so abwegiges wie Putzzwang, den Zwang, Haustiere zu töten usw. in scharfen Beobachtungen, herrlich formuliert und wunderbar übersetzt, beispielhaft folgende Sätze:
„Diese Neigung zu verwickelten Abstraktionen nennt sich auch »Marihuana-Denken«, und apropos, das massivem Bob-Hope-Konsum folgende sogenannte Amotivationssyndrom ist eine Fehlbezeichnung, denn Kiffer verlieren nicht das Interesse am praktischen Funktionieren, sondern marihuanadenken sich in Labyrinthe der reflexiven Abstraktion hinein, die die schiere Möglichkeit praktischen Funktionierens infrage stellen, und die geistige Arbeit, hinauszufinden, beansprucht alle verfügbare Aufmerksamkeit und lässt den Bob-Hope-Raucher daher scheinbar lethargisch, apathisch und amotiviert dasitzen, während er sich in Wirklichkeit einen Ausweg aus dem Labyrinth erkämpft. Die den Cannabiskonsum begleitende überwältigende Naschsucht (der sogenannte Kiffhunger) könnte übrigens ein natürlicher Verteidigungsmechanismus gegen diesen Verlust des praktischen Funktionierens sein, denn es gibt ja wohl kein praktischeres Funktionieren als die Nahrungssuche.“ (Endnote (a) zur Fussnote 269)
Dabei beschreibt er neben der eigentlichen Sucht die Auswirkungen auf Nahestehende und vor allem die Gefühle und Auswirkungen beim Aufhören. Oft sitzen wir in Sitzungen der Anonymen Alkoholiker (AA – engl. Alcoholics Anonymous) und hören zu. Leiden mit. Auf eine so authentische Art und Weise, die ich selten zwischen zwei Buchdeckeln fand. Und obwohl es um viele gescheiterte Existenzen geht, oft um den Bodensatz der Gesellschaft, führen diese selbstbestimmte Leben, sogar Poor Tony Kraus, die wohl tragischste Gestalt der jüngeren Literaturgeschichte. Ich könnte noch viel mehr schreiben und vielleicht kommt auch noch was, man wird sehen. Muss es wohl noch mal lesen. [xrr rating=10/10]

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Unendlicher Spaß [824/1545]

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Buchcover invers Unendlicher Spaß es geht ja unter anderem um heranwachsende in der ETA, einer tennis-sportschule. und die spielen in ihrer freizeit eschaton, a fictional geopolitical game played on four contiguous tennis courts (#). ab S.464 ((alle Seitenzahlen beziehen sich auf die Taschenbuchausgabe bei Rowohlt, 2011)) sind wir beim spiel am interdependenztag, J.d.I.-U. dabei, was in der folge ziemlich ausartet und konsequenzen nach sich zieht. das tolle dabei, The Decemberists haben das im musikvideo ‚Calamity Song‘ verwurstet (via).
  1. auf S.199 ist eine E-Mail abgedruckt, ein versicherter beschreibt einen unfall mit einem flaschenzug. diese ist nahezu identisch mit der von Manfred Krug rezitierten story auf dem schon angejährten Live-Mitschnitt ‚Jazz Lyrik Prosa‘. hat wallace hier geklaut? oder bietet sich diese absurdität einfach an? nein, hier steht, dass es auf Jean Charles zurückgeht und sich wallace und krug nur bedienten.
  1. auf S.405 ist von der ringelpiezeria die rede, das gemeinschaftliche essen nach einem anstrengenden tennis-turnier – eine großartige neuschöpfung von übersetzer ulrich blumenbach.
  1. weil es keine fernsehwerbung mehr gibt, mussten die konzerne sich andere werbeformen einfallen lassen, es wurde der gregorianische kalender abgeschafft und die jahresbezeichnungen gesponsert ((Jahr des Whoppers, …des Tucks-Hämorrhoidensalbentuchs, …der Dove-Probepackung, …des Perdue-Wunderhuhns, … der mäuschenstillen Maytag-Spülmaschine, …des Yushityu 2007 Mimetische-Auflösungs-Patronensicht-Hauptplatine-Leicht-Zu-Installieren Upgrades Für Infernatron/InterLace TP-Systeme Für Heim, Büro oder Unterwegs (sic!), …der Milchprodukte aus dem Herzen Amerikas, … der Inkontinenz-Unterwäsche, …des Glad-Müllsacks)) – auf S.530 erfahren wir, dass die freiheitsstatue in new new york city (sic!) jedes jahr ein anderes produkt in der hand hält.
  1. „Der Schlüssel zur erfolgreichen Verwaltung einer Juniorentennis-Academy der Spitzenklasse liegt in der Kultivierung einer Art inversem Buddhismus, einem Dauerzustand der Totalen Sorge.“ (S.653)
  1. [Eine der Erkenntnisse, die man gewinnt, wenn man ein wenig Zeit in einer Entzugsklinik verbringt:] „Dass ‚Hinnehmen‘ meistens vor allem eine Frage der Müdigkeit ist“ (S.295)

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Unendlicher Spaß [676/1545]

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Buchcover Unendlicher Spaß Paperback wahnsinn. ich bin noch nichtmal bei der hälfte angelangt, aber doch ziemlich süchtig nach dem buch. der grund auch, warum zur zeit nicht viel passiert. seit zwei monaten, ich muss echt mal an meinem lesetempo arbeiten. wobei ich zweifle, nach diesem ziegelstein andere bücher überhaupt noch ernst nehmen zu können. meine umgebung ist wohl auch schon ein bisschen angenervt von meinen erzählungen aus dem buch. #hach. ich kanns nur empfehlen, es wird euren blick auf die welt schärfen, am anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber mit der zeit gewinnt es an fahrt. um einen eindruck vom inhalt zu gewinnen, eine zusammenfassung der ersten zweihundert seiten: [JAHR DES GLAD-MÜLLSACKS]: Harold „Hal“ Incandenza ist 18 und Tenniswunder und sitzt vor einer Immatrikulation-Kommission, es kommt der Verdacht auf, dass er geschummelt haben könnte. Weil er superkluge Essays schrieb und lauter abnormal gute Noten hat. Und weil seine Verwandtschaft in seiner alten Schule arbeitet. Als er sich erklären will, verstehen wir Leser zwar seine Sätze, bei der Kommision kommt aber nur Geblubber und wildes Gestikulieren an. Sie sind so erschrocken, dass sie ihn erstmal einweisen. Ob es mit dem Schimmelklumpen zusammenhängt, in den er als Kind herzhaft hinein gebissen hat? [JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Ein Abhängiger wartet in seiner Wohnung auf die Lieferung einer unerhörten Menge Dope. Mit dieser will er sich vier Tage lang einschließen und sie wegdampfen. Dumm nur, dass die Lieferung lange auf sich warten lässt. Er hat sich auch fest vorgenommen, danach mit dem Kiffen aufzuhören. Das hat er sich allerdings schon oft gesagt. Es folgen viele Überlegungen und Wendungen, kurz: die ganz normalen Psychosen Abhängiger. Am Ende klingeln Telefon und Tür gleichzeitig. [1. APRIL – JAHR DES TUCKS-HÄMORRHOIDENSALBENTUCHS]: Hal muss zur Konversation mit seinem Vater („Er Selbst“ – seine Mutter nennt er „Die Moms“). [9. MAI – JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Kurzes Gespräch zwischen Hal und Mario kurz nach dem Aufstehen. [JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Die Geschichte des Gesundheitsattaches Und der Abend, an dem er alleine zu Hause ist und eine merkwürdige Filmpatrone in der Post findet. [JAHR DER DOVE-PROBEPACKUNG]: Merkwürdige Story um Wardine, Reginald, Dolores Epps, Clenette, Roy Tony, Columbus Epps. Und die Geschichte von Bruce Green und Mildred L. Bonk, die sich in der High School kennen lernen und am Ende zusammen ziehen in einen Wohnwagen mit Tommy Doocey. [JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Gespräch zwischen Hal und Mario kurz vor dem Einschlafen über den Tod ihres Vaters. [8. Oktober – JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Ein Tag im Leben des Orin Incandenza, Hals Bruder. Eine Nachricht von der Bekanntschaft der letzten Nacht („das Subjekt“), ein Vogel stürzt in den Pool [JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Hal ist 17 und kifft heimlich im Gebläseraum. Es geht ganz allgemein um Drogenkonsum an der ETA. Die Frau des Gesundheitsattaches findet ihn, auf den Film starrend. [HERBST – JAHR DER MILCHPRODUKTE AUS DEM HERZEN AMERIKAS]: Die Geschichte vom Einbruch des Drogensüchtigen Don Gately in das Haus des stellvertretenden Bezirksstaatsanwalts [3. NOVEMBER – JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Jim Troeltsch, 17 erkrankt kurz vor dem Training, Fieberträume. [AB DEM JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Die Geschichte von Dr. James O. Incandenza, dem Gründer, Filmemacher und Vater. [DENVER (COLORADO), 1. NOVEMBER – JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Orin ist Darsteller in einem Werbefilm, könnte auch ein Traum oder ein Trip sein. Ein weiterer Traum und/oder Trip:
Der Schiedsrichter flüstert Aufschlag Bitte. Wir beginnen eine Art Spiel. Aber irgendwie bleibt alles spekulativ. Selbst das »wir« bleibt Theorie: Durch die Umstände der Partie bekomme ich meinen fernen Gegner nie richtig zu sehen.
[JAHR DER INKONTINENZ-UNTERWÄSCHE]: Kate Gompert, 21, liegt nach einem erneuten Suizidversuch im Krankenhaus, es folgt die Beschreibung einer Visite.
Ich wollte mir nicht wehtun. Ich wollte mich umbringen. Das ist doch wohl ein Unterschied.
Und die Geschichte von Gerhardt Schtitt („Cheftrainer und sportlicher Direktor an der ETA“), seine Gespräche mit Mario.
danach habe ich aufgegeben, den inhalt nachzuerzählen, lese lieber. entschuldigt also, wenn es so ruhig um mich ist…

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Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

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großartiges im kleinsten: eine miniaturwelt, beschrieben vom meister der fussnote. eine woche kreuzfahrt und am ende ist man ein anderer mensch. bizarre situationen, detailiert und blumig beschrieben, offenbaren den ganzen wahnsinn der us-amerikanischen gesellschaft. kann man gar nicht beschreiben, muss man selber lesen. ob es große literatur ist? keine ahnung, aber es ist gut. und das genügt doch, oder? [xrr rating=9/10]

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Der Besen im System

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[5%] während alle welt gebannt auf Unendlicher Spaß: Infinite Jest wartet*, lese ich ein älteres buch vom selben autor (David Foster Wallace). viel ist noch ncht passiert: die mädels sitzen nur rum und quatschen, gerade sind die beiden jungs vom anderen college ins zimmer gekommen. *es gibt auch einen blog von autoren, die das buch gerade lesen. (via)
[11%] jetzt ist auch noch die urgroßmutter verschwunden und lenore kommt zu spät zur arbeit. interessant und ungewöhnlich die beschreibung der stadt, deren grundriss wie eine schauspielerin aussieht und die piloten ablenkt. [22%] eine wüste in ohio ist geplant und mattel baut auch richtige autos, beim psychiater gibt es fahrbare stühle für die patienten – es wird teilweise echt absurd. dazu die geschichte um lenore und ihrer verschwundene großmutter. sie ist mit ihrem chef rick zusammen, der auch eine psychomacke hat. gerade hat der fette mann seine eigene weltsicht erklärt und seinen plan dargelegt, immer fetter zu werden. dieses buch ist großartig. nicht nur die geschichte und kleinen geschichten. auch die wechselnden erzählformen, der absolut flüssige stil und sprachwitz, der auch in der übersetzung von Marcus Ingendaay wenig eingebüßt hat. [61%] viel zeit ist noch nicht vergangen im buch. die urgroßmutter bleibt verschwunden. ein paar hinweise gibt es, aber das ist eigentlich gar nicht wichtig. wir taumeln mit lenore und rick durch die geschichte und erfahren dabei allerlei kurioses: über ihre familie, über ihren bruder la-vache, den antichristen und wang-dang. nacherzählen kann man das eigentlich alles gar nicht. streckenweise wird es echt absurd und dann wieder philosophisch, etwa wenn der kiffende bruder wittgenstein erläutert oder vlad der pfähler, ein vogel, plötzlich plappert. selten habe ich so schnell ein buch verschlungen, selten habe ich so viel gelacht beim lesen. und öfters blättert man zurück, um auch ja kein detail und die nächste unwahrscheinliche querverbindung zu verpassen. [75%] aus der SPON-kritik von 2004:
„Darin erinnert Foster Wallaces Schilderung an das modernistische Meisterwerk „Ulysses“ […] Wallaces „Besen“ ist ein Produkt der TV- und Kabel-Fernseh-Ära: diffus, bunt, intensiv, eine Orgie des Zappings.“
und da muss man jetzt ein bisschen aufpassen, immerhin wurde das buch 1987 geschrieben, die deutsche übersetzung ist fast 20 jahre später erst erschienen. trotzdem finde ich es zeitlos und ungefähr auf der ebene von couplands generation x. ein modebuch also für die MTV-generation, wie der spiegel das will? ich weiß nicht, dafür ist es zu intelligent und witzig und passt auch heute noch. die technischen details der telefonanlage sind irrelevant, aber da ist man schnell drüber weg. und es wird auch nur telefoniert, von internet ist keine rede. aber darum geht es gar nicht. ich glaube, der psychologe ist an allem schuld. er macht die beziehung der beiden kaputt, mischt sich ein und hilft kein bisschen weiter. seine methoden sind fast schon genial. ob das wirklich so ist? ich war noch nie beim psycholgen und ach der lektüre verspüre ich auch keinen großen bedarf. jedenfalls geht es nun auf die letzten seiten zu, es bleibt spannend… [100%] tja und irgendwann ist dann auch mal schluß mit diesem buch. sehr abrupt und unerwartet und der leser bleibt verstört zurück. klar, es gibt einen großen showdown und auch die story klärt sich ein bisschen oder wird zumindest angedeutet. eine auflösung, eine erklärung muss man sich schon selber zusammen reimen. das ist hart und nicht unbedingt im sinne des lesers. ein romanfragment eher, so ähnlich wie bei franziska linkerhand von brigitte reimann, das ich irgendwann auch mal besprechen muss… aber zurück zum wallace: sollte man es nun gelesen haben? ich gebe zu, meine ersten einträge waren da optimistischer und euphorischer. nun, ein paar tage, nachdem ich es ausgelesen habe, bin ich da schon skeptischer. denn an vielen stellen fühlt man sich als leser unpassend. und man blättert umher und sucht den roten faden. aber vielleicht ist das auch absicht. einige sachen sind auch irgendwie unnötig und verwirren zusätzlich. vielleicht liegt es auch am für bücher biblischen alter von 25 Jahren, eventuell hat es sich schon überlebt. aber empfehlen würde ich es trotzdem. beim nächsten mal dann aber im englischen original. [xrr rating=8/10]