Erscheinungsjahr: 2018

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Der Abfall der Herzen (Hörbuch)

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der autor entdeckt seine tagebücher, die er als jugendlicher in der provinz geschrieben hat. immer tiefer und intensiver setzt er sich mit seiner vergangenheit auseinander. der leser bekommt episoden, eskapaden und allerlei anekdotisches mit. wir treffen im jetzt die weggefährten von damals, sie erinnern sich gemeinsam. im hörbuch dazu noch ihre o-töne. es war eine stinkormale kindheit und jugend in rheine, so viel klischee muss sein. und doch hat dieser permanente abgleich zwischen tagebuch, erinnerung und wahrnehmung ihren eigenen reiz und man kann nicht weghören. anstrengend ist es, für den autor, wie auch für den leser. die schmerzen des damals sind noch da und tun wieder weh. kaputte liebe, die schläge, die kopfschmerzen nach den nächten.

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Das schwarze Königreich

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das buch erzählt die geschichte von jakub shapiro weiter, den wir in Der Boxer begleitet haben. es erinnern sich sein sohn david und seine geliebte ryfka. es geht um das besetzte warschau, die gräuel der deutschen und polen an den juden im ghetto. die schrittweise entmenschlichung. aber auch, wie die menschen mit den maßnahmen und situationen zurecht gekommen sind. jakub wird immer mehr zum schatten, aus dem kurz sein sohn heraustritt. ach, lest es selbst, es lohnt sich.

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Good Home: Stories (Hörbuch)

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wie tickt amerika? die vergangenen wochen haben wir uns wieder mit den USA beschäftigt, viel über land und leute gelernt. und doch wissen wir wenig über dieses land, das heterogener ist, als uns erzählt wird. die spaltung der gesellschaft ist, denke ich mehr als schwarzweiß und ein wenig komplexer als es in eine auslandsreportage im vorabendprogramm passt. abseits von der bipolaren politik gibt es nämlich noch die menschen. und den meister, der seit jahrzehnten bücher und kurzgeschichten über diese menschen schreibt. scheinbar harmlos und belanglos fangen sie an und schrauben sich oft ins existenzialistische, ins zumindest reflektierte. aktuelle themen werden behandelt. jeder protagonist – es sind meist männer aus der mittelschicht, man kann ihm das vorwerfen, anderseits kennt er sich da besonders aus-, jeder protagonist jedenfalls hat seine macke, oft eine düstere vergangenheit, oder ist mit einem großen bruch konfrontiert. manchmal schimmert auch humor durch, schwarzer zumeist. wer eine definition für kurzweilige unterhaltung sucht und nicht auf tiefgang verzichten will, wird hier fündg.

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Schwere Knochen

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tolle geschichte über österreichs unterwelt kurz nach dem krieg. erzählt mit viel schwarzem humor und witz. die erdberger-bande fand sich schon vor dem krieg, kam ins KZ und legte nach kriegsende richtig los. bis zu ihrem untergang in den sechzigern erleben und formen sie das unterwelts-wien der besatzung und neutralität. im mittelpunkt der krutzler, der seine morde immer als notwehr deklariert und damit durchkommt. seine desaströse liebe. dazu allerlei andere schillernde figuren und das menschlich-abgründige. vielleicht nicht historisch-sauber, aber auf jeden fall ein literarisches schmankerl.

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Willow in Deutschland (Hörbuch)

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das habe ich nicht zuende gehört und es lässt mich ratlos zurück. auch wenn Christian Ulmen das hörbuch liest. auch wenn die idee witzig ist – ein außerirdischer kommt nach deutschland und wundert sich über menschen im allgemeinen und die deutschen im besonderen – so ist es doch seltsam flach und vorhersehbar. zu platt die witzchen und zuwenig absurd. auch wenn das buch im ruhrgebiet (?) spielt und die dortigen verhältnisse charakterisiert werden. nein, das haben wir alles schon mal besser gelesen, bei Douglas Adams natürlich, selbst bei Horst Evers, der sich unfassbar übernommen hat, aber viel bessere ideen hatte.

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Die Abgehobenen. Wie die Eliten die Demokratie gefährden.

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man hört oft, die eliten regieren und beherrschen uns. aber bei der definition wirds schon schwammig, wer ist das? die da oben, sagt man. die männer in den anzügen in politik und wirtschaft. die reichen, die mächtigen eben. der autor michael hartmann war bis 2014 Professor für soziologie, schwerpunkten elitesoziologie, industrie- und betriebssoziologie, organisationssoziologie an der TU Darmstadt. er sollte es also wissen. und tatsächlich guckt er in die chefetagen und regierungssitze und vergleicht herkünfte und einkommen, vorwiegend USA und westeuropa und der leser ist ganz verwirrt von den vielen prozenten. das führt uns zur ersten these: es wurde immer elitärer in den letzten jahren. und zwar im zuge der neoliberalsierung der gesellschaft. erst unter reagan, dann unter thatcher und schließlich schröder. die gehälter für CEOs und aufsichträte stiegen massiv, die regierungsmitglieder kamen immer öfter aus bürgerlichen millieus. bis heute vertärkt sich der trend selbst, sodass inzwischen auch das kabinett in deutschland nicht mehr paritätisch besetzt ist (bezogen auf die herkunft). entsprechend der herkunft werden dann eher wirtschaftsfreundliche entscheidungen in der politik getroffen. symptomatisch auch die häufigen wechsel der politiker in den vergangenen jahren in die wirtschaft und wieder zurück. das ist gut und nachvollziehbar beschrieben, auch die auswirkungen auf die politischen entscheidung. der letzte teil beschäftigt sich mit alternativen, bleibt aber seltsam verhalten dabei. und so ist das büchlein (ca. 250 seiten) mit dem reißerischen titel doch sehr nüchtern und handwerklich. es fehlt der blick nach china, russland und in den arabischen raum. es hätte ein bisschen mehr grafik gebraucht.

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Die wahre Traurigkeit der Erwachsenen (Hörbuch)

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Sammlung von vier Texten von Wallace, gelesen von Lars Eidinger, Christian Ulmen, David Nathan und Moritz von Uslar. Während Trillaphon einer der ersten Texte ist, ist This is Water einer der letzten. Während Trillaphon eine introperspektivische Sicht nach innen ist, sind der rote Sohn und Hummer Reportagen und This is Water eine Rede. Also schöner Querschnitt. Aber auch ein bisschen enttäuschend, weil es nicht die stärksten Texte sind die Romane zum Thema in meinen Augen mehr zu bieten gehabt hätten.
  1. Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache
  2. Der große rote Sohn
  3. Am Beispiel des Hummers
  4. This is Water/Das hier ist Wasser

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Junger Mann

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Ein Heranwachsender lebt bei seiner überfürsorglichen Mutter, besucht das Internat und ab und an seinen Vater, der wegen Trinksucht in der Klinik ist. Er arbeitet in den Energieferien an der Tankstelle und will abnehmen. Das zieht er konsequent durch. Wäre nicht Elsa und der Tscho, wäre das Buch zu Ende. Aber in die Elsa verliebt er sich und vor Ihrem Mann, den Tscho, fürchtet er sich. Der ist Lastwagenfahrer und nimmt den Protagonisten irgendwann mit Richtung Griechenland. Die Story nimmt langsam an Fahrt auf und gegen Ende ist alles ganz anders als erwartet. In einzigartigem Erzählstil, der schon von den Brenner-Krimis bekannt ist, erzählt Hass die Geschichte. Lakonisch und trocken, die menschlichen Eigenschaften beschreibend und mit viel trockenem Humor, schafft er es, diese eigentlich fade und trockene Geschichte interessant zu erzählen, dass man nicht aufhören will. Es sind die kleinen Details, wie der sorgsam von der Mutter gepackte Proviant, die österreichischen Wörter, die hin und wieder aufblitzen und die Erinnerung an die eigene Jugend. Denn eigentlich geht es um diese schreckliche Zeit, in der man mit seinem wachsenden Körper nichts anzufangen weiß, in der die Mädels interessant werden, aber man das alles nicht versteht.

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Sein Zimmer für mich allein

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ist es creepy, wenn jemand nach dem onenightstand das zimmer umräumt und bilder macht von der wohnung und der neuen (un)ordnung? ja, aber es ist auch spannend, den anderen kennen zu lernen, ohne sich mit ihm\ihr abgeben zu müssen. was treibt die Protagonistin an? wir erfahren es nicht, staunen aber ob ihres erfindungsreichtums, umzugestalten. sie kauft sich extra eine kamera und hängt die bilder zuhause auf. spannender jedoch als die technische umsetzung ist die ausdauer, mit der sehr in fremdes eindringt, analysiert und dekonstruiert. und ständig die vorstellung, was der besitzer der wohnung davon halten soll, wenn er nach hause kommt, die feinen arrangements vorfindet und sich am kopf kratzt, eine geste der ungläubigkeit und irritation, die einzige die hier passt. es fehlt ja nichts, evtl. sind ein paar dinge kaputt gegangen. eine kurzgeschichte, ein kleiner schatz in zeiten von dicken hardcovern, in denen viel geschwafelt wird und viel passiert, aber keine geschichten erzählt werden. gekauft, gelesen und bewertet bei mojoreads.

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NSA – Nationales Sicherheits-Amt (Hörbuch)

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Eigentlich hat Simon Sahner bei 54books bereits alles zu diesem Buch geschrieben („Internetbashing-Nazikitsch-Mashup“). Und wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, greift bitte nicht zu diesem Ziegelstein. Über 22 Stunden bzw. 800 Seiten zieht sich eine lahme Geschichte um ein eigentlich spannendes Gedankenexperiment: Was wäre, wenn die Nazis schon Computer gehabt hätten? Kurzum: schlimm. Ob man dazu soviel Seiten benötigt hätte für diese Idee, sei dahin gestellt, jedenfalls zieht es sich endlos. Im Mittelpunkt ein zurückgewiesener Analyst, eine schüchterne Programmstrickerin, die keine richtige Nazis sind, dafür glühende Mitläufer, und nach und nach die Dimensionen der Naziherrschaft begreifen. Und immer wieder offensichtliche Kritik an Überwachung, Automatisierung und KI. Man ahnt es, der Autor will uns warnen, dass jene Systeme, die wir längst haben, in den Händen von Diktatoren Schreckliches anrichten. Platt und dumpf fühlt sich das an und die Sprachverdrehung (Parole statt Passwort, Datensilo statt Cloud) wirkt anfangs spaßig, später eher peinlich. Dazwischen unreflektierte Vergewaltigungsszenen und sexuelle Dominanzphantasien, die nicht hätten sein müssen. Ansonst wirkt alles sexuelle merkwürdig antiquiert. Und die Differenzierung zwischen pösen Nazis und Mitläufern folgt einem Geschichtsbild, das stark an die 50er Jahre erinnert. Das muss man dem Autor vorwerfen, Platz und Zeit hatte er genug.

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Quiz

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Mein erstes Buch, das ich auf mojoreads gelesen habe – im Zug auf dem Smartphone zwischen Magdeburg und Berlin und zurück. Oberflächlich ist es eine Medienkritik, die in nicht allzu ferner Zukunft spielt. Eine neue Quizshow wird entwickelt. Ein ehemaliger Webdesigner wird zu einem Quizshow-Kandidaten. Ein Rentner sucht sich selbst. Eine Journalistin wird Moderatorin. Jeder scheitert, ist gescheitert, oder wird scheitern. Jeder hat seine hellen Momente, manche gewinnen, manche verlieren. Die Story ist irre, die Charaktere sind noch irrer. Die Sätze sind präzise und allesamt zitierfähig, es sind Wahrheiten über die Geißel unserer Zeit. Schnelllebige hingerotzte Dialoge neben Phrasen neben tiefen Wahrheiten. Der Leser ist hin- und hergerissen zwischen Hintergründigem und Plattem. Ein Buch wie ein Meetingalltag in einem Bullshitjob, ständig wechseln die Prioritäten und Aufmerksamkeiten. Es ist ätzend, keine schöngeistige Literatur, sondern Wahnsinn, ein Spiegel den uns der Autor vorhält, wir gieren nach Zusammenhängen, wo keine sind und Tiefgründigem im Oberflächlichen und wieder zurück. Wie in einem Jahrmarktskarussell, nur schneller. Das Ende ist überraschend und unerwartet, die Charaktere verhalten sich irrational. Mich lässt die Lektüre ratlos zurück aber ich kann es bedingungslos weiter empfehlen, weil es so schwer einzuordnen ist.

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Spirou in Berlin

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Spirou und Fantasio, das habe ich als Kind oft gelesen. Für den aktuellen Band durfte Flix zeichnen und texten und es ist toll geworden. Die beiden Helden verschlägt es nach Ost-Berlin und sie bekommen Ärger mit Stasi & Co. Tolle Details sind zu entdecken, es macht Spaß. Kauft es, verschenkt es – ihr macht dabei nichts falsch.