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Wir Strebermigranten

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Seit den 1950er Jahren kamen in die Bundesrepublik insgesamt ca. 2,5 Millionen Menschen aus Polen, vor allem Aussiedler, aber auch politische Emigranten der Solidarnosc-Zeit. (wikipedia)

Emilia Smechowski ist eine von ihnen, irgendwann in den achtzigern kam sie als kind. in der bundesrepublik ist sie aufgewachsen und erzählt davon. wie es war, fremd zu sein und lange nicht dazuzugehören. wie ihre eltern und die ganze generation dazugehören wollte und deutscher wurden als die einheimischen. das ist auch der grund, warum viele polnische migranten so unsichtbar sind, weil sie teilweise ihre identität verleugnet haben. aber – und das kann man in Smechowskis buch nachvollziehen – es ändert sich gerade und das ist auch gut so.

das buch ist voll persönlicher andekdoten, teils schmerzhaft, teils absurd. und allgemeinem über migration. denn wenn wir eines lernen, ist das, dass migration und integration ein langer weg ist, selbst aus dem nachbarland. und dass wir zuhören müssen, jenen, die zu uns kommen.

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Die unendliche Geschichte

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auch ein gutes buch zum vorlesen und darüber sprechen. die story ist verworren und bekannt, am ende sehr düster und wenig farbenfroh. ein klassiker, reich an ideen und figuren. man muss es mal gelesen haben, aber es ist schwierig darüber zu sprechen oder zu schreiben, eine eigene welt tut sich auf und es ist schade, dass Ende nicht mehr bücher in dem universum veröffentlicht hat, wie bspw. jk rowling.

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Münchhausen: Die Wahrheit über das Lügen

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wunderbar gezeichneter comic über einen aus der literatur und zeit gefallenen lügenbaron. in london 1939 landet ein verwirrter mann und erzählt seine phantastische geschichte zwischen zeitgeschichte und wahnsinn. detailreich gezeichnet und voller ideen. leider viel zu kurz.

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die idee ist alt, meist als filme realisiert (( vgl. Kieslowskis Drei Farben oder Smoking/No Smoking von Alain Resnais)): ausgehend von einer grundhandlung entwickeln sich mehrere geschichten, die in keinerlei beziehung untereinander stehen, zeitlich parallel ablaufen. in austers aktuellem buch ist es die geschichte von Archibald Ferguson, einem enkel osteuropäischer einwanderer. Archie wächst in in new york / newark der fünfziger und sechziger auf, ein mittelschichtkind. vier versionen seiner kindheit und jugend werden erzählt, schicksalschläge und schönes ereilen ihn, scheidung, unglücke, enttäuschungen, aber auch liebe und unverhofftes stürmt auf ihn ein.
das ganze buch ist konstruiert, während des lesens sehnt man sich als leser nach dem großen diagramm, das auster sicherlich gemalt hat, um sich zu orientieren. gegen mitte und ende des buches sterben auch archies, sodass deren geschichten nicht mehr fortgeführt werden, entsprechende kapitel bleiben dann leer.
viel sport wird thematisiert, der wegzug der giants aus new york (( bereits 1995 in Blue in the Face thematisiert, wo Auster am Drehbuch mitschrieb)), baseball, basketball, technisch allzu technisches wird erörtert und langweilt den deutschen leser.
die liebe findet ihre verschlungenen wege durch die geschichten, reinkarniert in anderen. mal ist Archies schwarm seine stiefschwester, mal seine unerreichbare angebetete, mal die beste freundin. und homosexualität
paris als sehnsuchtsort spielt mehrmals eine rolle, mal wichtiger, mal unwichtiger.
die heimliche hauptrolle hat jedoch die literatur. das zieht sich durch alle lebensphasen aller versionen. da werden die kanons und zeitgenössichen werke durchdekliniert, dass es nur so kracht.
weitere themen sind judentum, fotografie, familienbilder, erziehungsthemen. es geht um die die 50er/60er in den usa, politik spielt nur am rande eine rolle.
meiner meinung nach austers stärkstes werk und hoffentlich nicht letztes. obwohl es sich teilweise zäh zieht, will man es zuende lesen.

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Mordor kommt und frisst uns auf

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Nach Hinter der Blechwand (2009) von Stasiuk ein ähnliches, und doch ganz anderes Buch. Hier reist ein polnischer Backpacker durch die Ukraine und erlebt mit verschiedenen Mitreisenden wilde Geschichten, die zu Gonzos destiliert, stark an Hunter S. Thompson und Jack Kerouac erinnern. Hinter den Sauf- und Absturzgeschichten verbirgt sich die Analyse der polnischen Geschichte, der Frage nach der Identität und Herkunft. Wieviel Polen, wieviel Europa steckt in der Ukraine? Die Geschichten triefen nur so von Alkohol, Potenzkräuterschnaps und kaputten Menschen und Städten. Aber sie erzählen auch von einer gespaltenen Beziehung beider Länder, die sich auseinander gelebt haben, wie ein altes Ehepaar und doch ähnlicher sind, als sie zugeben wollen.