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Empusion. Eine natur(un)heilkundliche Schauergeschichte (Hörbuch)

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eine heilanstalt in görbersdorf (heute: sokołowsko in niederschlesien) kurz vor dem ersten weltkrieg. wir waren im sommer da und haben bilder gemacht (44125, 44170). ein junger patient stellt beobachtungen an, es geht teilweise unheimlich zu, es wird viel likör getrunken und philosophiert. über politik und einen anstehenden krieg, über die gesellschaft und über frauen. immer wieder wird ein frauenbild gezeichnet (es gibt nur männliche patienten), das uns heute absurd vorkommt (manches ist dennoch leider noch aktuell). ein selbstmord passiert und irgendwas führen die waldarbeiter im schilde. ein reiches panorama in den düsteren wäldern, wo sich irre gedankenwindungen so richtig entfalten können. sehr detailreich und phantasievoll.

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Hund, Wolf, Schakal

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der autor – eine feste größe im berliner kulturleben – liefert mit seinem ersten roman eine solide und faszinierende geschichte über migration, integration und das leben jenseits der deutschen mehrheitsgesellschaft. zwei junge brüder ziehen mit ihrem vater von teheran nach berlin, wir begleiten sie und sehen sie heranwachsen. es ist nicht einfach und oft auch nicht legal, ein ewiger kampf der behauptung und des hinfallens und wieder aufstehens.

“Er lief in Richtung Sonnenallee. Die Straße, die am meisten Teheran war. Weil nichts funktionierte und trotzdem alles überlebte. Keiner, kein Einziger auf dieser Straße hatte eine gute Idee. Das musste man sich genau so vorstellen. Nicht eine einzige Idee war gut. Aber jede gut genug. Und das war der Witz, die Pointe, vielleicht sogar die Überlegenheit dieser Straße. Mitten in Europa hatten sie sich angesiedelt. Ohne eine Idee. Ohne Geld. Ohne Sprache. Ohne Wissen. Ohne Verbindungen oder Freunde. Sie hatten nicht mal Lust und schon gar keine Vision. Sie waren genauso fehl am Platz wie der american dream in ihren Heimatländern, und genauso aufdringlich. Das reichte.”

wunderbare plakative sätze und sprachbilder, zusammen mit einer runden story und vielen beobachtungen. unbedingt lesen.

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Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression (Hörbuch)

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krömer, bekannt als blödel-komiker mit intelligentem witz und berliner humor, heißt eigentlich ganz anders. und hinter der rampensau steht ein mensch, ein vater. und dem gings in den letzten jahren scheiße, das hat man ihm nicht angemerkt auf der bühne. er fand da wieder raus und beschreibt diesen weg in seinem buch. kein leichter weg, aber er kann stolz sein. es hätte auch ganz anders ausgehen können. aber er geht noch einen schritt weiter und redet darüber, macht es öffentlich. damit auch nicht-betroffene eine ahnung davon bekommen, was depression bedeutet, was es mit einem macht und in welchen dunklen zuständen man landet. und ja, sich hilfe zu suchen ist ein erster großer schritt, der oft daran scheitert wirklcih hilfe zu bekommen, weil unser gesundheitssystem im arsch ist. weil es keine therapieplätze gibt, weil psycho-diagnosen immer noch stigmatisiert werden. leset dieses buch, es geht einem nicht zwangläufig besser, hilft aber zu verstehen.

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Nullerjahre. Jugend in blühenden Landschaften (Hörbuch)

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der autor, ein paar jahre jünger, musiker und aufgewachsen im nordosten deutschlands, erzählt die brutale geschichte seiner jugend. zwischen perspektivlosigkeit und gewalt, alkohol und drogen. es gibt nichts zu tun, keine jugendarbeit, nichts. die älteren haben mit sich zu tun, mit den auswirkungen der wende, die in mecklenburg besonders trostlos sind. erzählt in der rohen sprache der zeit, die noch gar nicht so lange her ist, ab und zu textzeilen dazwischen. rechtfertigungen und erklärungen. aber keine verklärung, es gibt nichts zu beschönigen. angefangen mit prügeleien, steigert sich die gruppe zu alkohol, gewalt und später drogen. manche bleiben hängen, manche ziehen weg. das treffen jahre später zeigt die risse zwischen den freunden. vieles konnte ich nachvollziehen, aus eigenen erfahrungen. vieles war mir fremd, weil ich älter bin oder woanders groß geworden bin, schwer zu sagen. das ist kein schönes buch, keine literatur, es ist hastig erzählte erfahrung, was es umso authentischer macht.

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Müll

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der neunte brenner-krimi inzwischen und ich grüble, ob ich die anderen acht auch gelesen habe. diesmal arbeitet er auf dem mistplatz (wertstoffhoff) und naja, es taucht eine leiche auf, zerstückelt und getrennt, aber nicht sonderlich gut entsorgt. obwohl nicht mehr bei der kripo, ermittelt unser held und durch allerlei zufall und kombinatorik findet sich am ende auch der täter. es geht um organhandel, im weitesten sinne auch mülltrennung. und interessant, wie in den büchern zuvor, ist die sprache und die erzählform das ding, was das buch ausmacht. ein erzähler, der sich einmischt und auch mal seine meinung sagt. das muss man mögen, das mag man.