Farbe: rosa

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Es ist immer so schön mit dir (Hörbuch)

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zur entstehungsgesschichte des buchs gibts einen podcast mit strunk, Olli Schulz, Bjarne Mädel, Charly Hübner, Lina Beckmann und anderen. studio-bummens.de/produktionen/podcast/heinz-strunk-und-der-blauwal das buch selbst ist eine tragische geschichte über toxische beziehungen. ein tüp flüchtet aus seiner ehe in eine affäre mit einer frau, die ihre eigenen probleme hat. alle sind ziemlich kaputt und machen sich das leben zur hölle. menschenhass konkretisiert sich zu frauenhass und selbsthass. sicherlich sind die protagonisten keine vorbilder und das hörbuch zieht einen runter. wer liebe und leichtigkeit sucht, sollte weiter suchen, hier ist nur depression und frust. aber gerade da suhlt sich strunk und drückt einem noch eine rein, hier möchte man alle anschreien. keine schöne kost, aber da müssen wir durch.

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Die Enden der Parabel. Gravity’s Rainbow (Hörspiel)

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das vergangene wochenende habe ich genutzt, um die hörspielfassung zu hören, die ist verfügbar in der ARD Audiothek. vorher hatte ich mich am buch versucht und bin gescheitert. nach dem hören des 13-stündigen hörspiels habe ich jetzt zumindest eine grobe ahnung, um was es geht. es geht um das ende des zweiten weltkriegs in der zone (deutschland) und um eigentlich alles: die deutschen angriffe auf london, die V2, mangel, schwarzmarkt, kolonialismus, uvm. es gibt unzählige charaktere und szenen. es gibt wenig chronologie und viel witz und spielereien mit sprache. das stellt das buch auf die stufe mit james joyce, roberto bolaño und david foster wallace. das hörspiel macht es einfacher, die stimmung und szenen nachzuvollziehen. die geräusche und musik sind stimmig, die sprecher super. nichtsdestotrotz muss man es sehr konzentriert oder mehrmals hören. und kapiert doch nur die hälfte. aber wie der geneigte leser weiß, triggern mich solche bücher, weil man immer wieder neues lernt, wie in einem großen rätsel. weil die autoren es überfrachten mit anspielungen und querverweisen, also ähnlich wie goethe oder shakespeare, nur dass diese beiden mich überhaupt nicht reizen. notiz am rande: weil mir der kleine thüringische ort bleicherode am harz und mir am herzen liegt und im buch an mehreren stellen erwähnt wird, ist es auch etwas persönliches:
Der Norden ist die Region des Todes. Es mag keine Götter geben, aber es gibt ein Muster: Namen an sich mögen keinen Zauber besitzen, aber der Akt des Benennens, die physische Äußerung folgt diesem Muster. Nordhausen bedeutet Wohnung im Norden. An keinem anderen Ort als diesem konnte die Rakete produziert werden. Die nächste Kleinstadt, in unmittelbarer Nähe der Werke, heißt Bleicherode, wie zur Bestätigung, zur Erhöhung der Redundanz, damit die Botschaft nicht verlorengehen konnte.
noch mehr notiz am rande: dieses hörspiel-projekt ist wahrscheinlich ein wahnsinniges verlustgeschäft, die CDs kosten knapp 50 euro und in diesem segment gibt es keinen massenmarkt. aber da es eine produktion des öffentlich-rechtlichen rundfunks ist, hast Du es mitfinanziert und dafür bin ich Dir dankbar. weil durch unsere beiträge vielfalt und nischen entstehen, die in einer marktgesteuerten medienlandschaft nie entstanden wären.

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Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch (Hörbuch)

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über emanzipation kann man so schön schreiben wie Margarete Stokowski oder man ätzt wie Alice Schwarzer. Sophie Passmann allerdings geht einen anderen weg: sie befragt alte weiße männer, also jene, die verlieren, wenn das matriarchat dereinst wieder gewinnt. wobei, und man kann das gar nicht oft genug schreiben, alter weißer mann ein art symbol ist, für die gesellschaftliche klasse an männern, die auf der nordhalbkugel das sagen haben, in chefetagen, politik und gesellschaft. eigentlich gehts garnicht um altersdiskriminierung oder hautfarbe, sie sind halt nur alle ZUFÄLLIG alt bis mittelalt und männlich, die sogenannten entscheider. passmann befragt die männer, beschreibt die interviewsituationen, mal persönlich, mal grotesk und lässt sie zu wort kommen. jeder darf ausreden und sich erklären. mal schlau, mal platt. man merkt auch an ihrer kommentierung (sie liest das hörbuch selbst), wen sie mag, und wen nicht. aber ist es persönlich und plötzlich spürt man die verletzlichkeit und menschlichkeit. die rituale, sich hinter plattitüden zu verstecken oder ehrlich zu sein. das ist keine soziologische studie, aber eine unterhaltsame übersicht über die denkweise männlicheer deutscher intellektueller und entscheider im jahr 2019. was denken sie über emanzipation, wo sehen sie sich in der gesellschaft. und wir kommen zu dem schluß: es gibt noch viel zu tun.

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Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte

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sehr kurze novelle über zwei verliebte, die fernab von elterlichen und gesellschaftlichen zwängen kurzurlaub im brandenburgischen machen. es geht auf den see, in die kleinstadt und ins kino und theater. es passiert nicht viel, oder der leser muss es erahnen. es gibt nur dialoge, abstrakt und impressionistisch. es fällt schwer, dem über hundert jahre alten bändchen irgend etwas zu entlocken. damals wars ein bestseller, so kurz vor dem ersten weltkrieg, es gab einen kaiser und die gesellschaft hatte ihre festen rollenmodelle, die das buch dezent kritisiert. heutzutage schwer dechiffrierbar. die bilder von Kurt Szafranski sind eigentlich auch ziemlich scheiße. mit bilderbuch im titel ist möglicherweise auch was anderes gemeint.

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Bürokratie: Die Utopie der Regeln

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Wie schon das Buch über die Kulturgeschichte der Schulden ist dieses über Bürokratie sehr erfrischend, liest sich wie ein Roman und nicht so trocken wie ein Fachbuch, trotzdem es ein ernstes Thema behandelt. dsc_1477 Allerdings ist es nicht aus einem Guss, sondern eine Sammlung von Essays, Redundanz inbegriffen. Kernthese ist, dass unser Leben zunehmend dürch einen Verwaltungsapparat bestimmt wird, nicht nur auf Staatsseite, sondern auch in den Unternehmen. Niemand will/kann/darf mehr Entscheidungen treffen, also wird der Wasserkopf immer größer. Spannend auch die Geschichte der Bürokratie, die in der deutschen Post (Sic!) ihre erste Höchstform fand, aber natürlich wesentlich älter ist. Überhaupt ist der anthropologische, kulturgeschichtliche Teil wesentlich fundierter und umfangreicher als die Überlegungen zu Gegenwart und Zukunft.
„Für diesen Prozess – das allmähliche Verschmelzen von öffentlicher und privater Macht zu einer Einheit, die überfrachtet ist mit Regeln und Vorschriften, deren letztlicher Zweck darin besteht, Wohlstand in Form von Gewinnen abzuschöpfen –, gibt es noch keinen Namen. Schon allein das ist bezeichnend. Diese Entwicklungen können sich vor allem deshalb vollziehen, weil wir noch über keine begrifflichen Mittel verfügen, um über sie zu sprechen. Ihre Auswirkungen lassen sich jedoch in allen Lebensbereichen beobachten und füllen unsere Tage mit Papierkram aus. Die Formulare werden immer länger und komplizierter. Einfache Dokumente wie Rechnungen oder Fahrkarten oder Mitgliedsausweise für Sportvereine oder Buchclubs sind mit seitenlangen kleingedruckten rechtlichen Erläuterungen versehen. Ich möchte eine Bezeichnung vorschlagen. Ich halte es für sinnvoll, diesen Prozess die »totale Bürokratisierung« zu nennen. Zunächst wollte ich vom Zeitalter der »räuberischen Bürokratisierung« sprechen, aber das ist ohnehin die grundlegende Natur jenes Ungetüms, das ich hier darstellen möchte. Dieses Ungetüm regte sich erstmals, so könnte man sagen, als die öffentliche Diskussion über Bürokratie Ende der Siebzigerjahre abzuklingen begann, und es wuchs in den Achtzigerjahren. Doch erst in den Neunzigerjahren gewann es richtig an Kraft und Stärke.“
Lesen Sie es, wenn sie querdenken wollen. Hier ein Inerview im Schweizer Fernsehen.

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Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone (Hörbuch)

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Krimi aus der Sicht eines Jungen mit Asperger-Syndrom, gelesen von Rufus Beck. Ist wohl nicht alles so stimmig, das Krankheitsbild wird nur unzureichend dargestellt, wie nicht wenige Kritiker anmerken. Trotzdem ist es ein spannendes und aufschlussreiches Buch, weil der Protagonist ganz anders denkt und handelt als erwartet. Erinnert ein wenig an Raum von Emma Donoghue. [xrr rating=6/7]

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Unerhörte Freiheit: Arbeit und Bildung in Zukunft

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ein essay, diese unerhörte form der meinungsäußerung. engler befasst sich mit dem grundeinkommen, denkt weiter, nicht auf ausgelatschten trampelpfaden, sondern geht eigene wege. durchaus nachvollziehbar, aber als leser hat man immer das gefühl hinterher zu stolpern, zurück gelassen zu werden. teilweise nicht nachvollziehbare und um sich drehende aussagen. im mittelpunkt immer der mensch, der das grundeinkommen bezieht: was passiert mit ihm, wie verändert er sich dadurch? und ist das beeinflussbar? wie muss sich die gesellschaft darauf vorbereiten? spannend, aber teilweise doch sehr knöchern zu lesen. [xrr rating=5/10]

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Die roten Matrosen

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ein gutes buch, ein wichtiges buch. erzählt werden die tage der novemberrevolution 1918/1919 aus sicht einer weddinger familie. die letzten kriegstage, die kämpfe auf den straßen, die demos, die hoffnungen und das leid der einwohner. die ermordung von luxemburg und liebknecht. der hunger, die krankheiten, die sehnsüchte der menschen nach frieden, essen und gerechtigkeit. erklärt werden auch die argumente der linken. warum sie revolution machen. in einfachen worten. sicherlich könnte man kordon einseitigkeit vorwerfen – friedrich ebert wird nicht gerade positiv dargestellt und die sozialistischen matrosen werden vielleicht zu stark glorifiziert. und eine vollständige darstellung der ereignisse ist das buch nicht. dennoch bleibt es eine eindrucksvolle geschichte. ein buch nicht nur für kinder und heranwachsende, auch erwachsene sollten es lesen. [xrr rating=7/10]

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Eine kurze Geschichte von fast allem

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schon zweimal gelesen, mehrmals verschenkt und immer noch nicht genug. dieses buch gehört in die klassenzimmer dieser welt. einfach geschrieben erklärt es komplexe zusammenhänge. der titel verspricht nicht zuviel. viel ahnung hat der autor vor dem schreiben nicht gehabt, aber er kniet sich rein, fragt nach und der leser steht mit ihm vor den wundern dieser welt. faszinierend, macht lust auf mehr wissenschaft. [xrr rating=10/10]