Von üblen Postroibern und Photographica

Vor ein paar Jahren hatte ich noch viel Zeit und kaufte analoge Fototechnik in Berlins Trödelmärkten und An- und Verkäufen. Meist fotografierte ich dann ein paar Wochen damit, um sie dann im Internet mit kleinem Gewinn wieder zu verkaufen. Davon konnte ich zwar nicht leben, aber gelernt habe ich da viel: Übers richtige Belichten und über die Entwicklung der Fototechnik. Ich hatte ziemlich viel Kurioses in der Hand, aber auch Hochwertiges aus vergangener Zeit.

Die Agfa Clack war eine billige Rollfilmkamera aus Wirtschaftswunderzeiten. Im Grunde nicht mehr als ein Kasten mit Billiglinse. Als ich die dann nach Italien verkaufte, gab es aber ein Problem mit dem Geldtransfer:

Mail von 2003

Die Mail hatte ich ausgedruckt, weil die Geschichte so absurd ist und in ein Buch gesteckt und vergessen. Überhaupt war das vor ein paar Jahren noch unglaublich kompliziert, Geld von einem Land in ein anderes zu transferieren. Paypal war noch nicht verbreitet und Banküberweisungen waren ziemlich teuer. Also hat man das Geld per Post geschickt. Nicht sehr sicher, aber hat meistens funktioniert. Einmal hat mir eine texanische Professorin einen Scheck geschickt. Den in Deutschland einzulösen hätte mich mehr gekostet als der eigentliche Wert. Und erst die Paketgebühren und Zollerklärungen. Aber daran hat sich ja bis heute nichts geändert.

bücher kaufen im internet macht keinen spaß

büchertrödel 1
also echt jetzt mal. keine noch so geniales und ausgefuchstes empfehlungssystem kann eine buchhandlung oder ein antiquariat ersetzen. nicht mal an den verlockenden charme einer bücherkiste auf dem trödelmarkt kommt das internet ran. da ich erwiesenermaßen kein literaturprofi bin, wähle ich bücher spontan aus, nach klappentext, empfehlungen oder geruch. manchmal nach farbe, einband oder gebrauchsspuren. das buch muss eine geschichte haben. es muss mich ansprechen, zu meiner stimmung passen und dick genug sein. nichts verachte ich mehr als bücher mit weniger als zweihundert seiten. da kann es noch so gut sein: die enttäuschung, nach wenigen hundert seiten wieder aufzuhören, nein, den schmerz tu’ ich mir nicht an.

wie anders ist es doch im internet: da vergleicht man, wägt ab, gewichtet die kundenrezensionen und entscheidet sich dann doch dagegen. weil es irgendwem mal nicht gefallen hatte oder weil der preis zu hoch ist. nein, dann doch lieber gut sortierte buchhandlung.

und überhaupt bücher, ich habe mehrere regale voll und will doch immer wieder neue. manche habe ich noch nicht mal gelesen, andere habe ich wieder verkauft. und in ganz krassen fällen habe ich sie wieder gekauft. jedes buch in meinem besitz hat eine geschichte. die kann ich erzählen, auch wenn ich mir sonst nichts merken kann.

aber vielleicht ist das alles gar nicht so wichtig.

Schöner trödeln im Prenzlauer Berg

Der Gegenentwurf zum übervollen Mauerparktrödel ist nur ein paar Straßen weiter und hat immer offen: Der Euroflohmarkt an der Schönhauser Allee, kurz hinter der Bornholmer. Auf über zigtausend Quadratmetern findet man hier alles, was man eventuell mal gebrauchen könnte. Und im Gegensatz zum Szenetrödel ist es hier nie voll, sogar die Verkäufer muss man suchen, wenn man zwischen all’ dem Zeug endlich was gefunden hat. Als ich vor Jahren mal meinen alten Drucker da hin gestellt habe, hat es niemanden interessiert. Ich weiß nicht, wie die Händler da überleben, aber sie schaffen es und es wird diesen Markt auch noch ein paar hundert Jahre geben, dann ist die Szene längst aus dem Mauerpark verschwunden. Unbedingt mal hingehen!