Karolina Wigura: Jarosław Kuisz: Posttraumatische Souveränität. Ein Essay über Ostmitteleuropa (2023)
während der westen 2022 aus allen wolken fiel, als russland die ukraine überfiel, waren die menschen in mittel- und osteuropa wenig überrascht - im gegenteil, hatten sie doch jahrelang gewarnt und gemahnt vor der gefahr. seitdem putin vor über 20 jahren an die macht kam, startete er militärische interventionen (georgien, tschetschenien, krim, usw.), der griff nach der ukraine war nur der logische nächste schritt. aus heutiger perspektive scheint es banal und die westliche annäherung wie auch die gegenwärtigen versuche trumps und anderer zum scheitern verurteilt.
der text geht der frage nach, warum insbesondere polen, die baltischen staaten, moldau, rumänien und andere eine andere perspektive haben. liegt es an der geschichte, an der lage, eingeklemmt seit jahrhunderten zwischen den großmächten, und immer wieder überfallen? schreiben sich diese erfahrungen in die erzählungen der familien, in eine gesellschaftliche DNA? es ist bitter und wir müssen uns die frage stellen, ob die ignoranz des vergangenen jahrzehnts tausende menschenleben gekostet hat?
obwohl keine 200 seiten, ist dieses buch wichtig und so viel erhellender als die uninformierten texte westlicher kommentatoren, die noch immer eine verhandlungslösung präferieren, ohne die immense schuld des kremels anzuerkennen.