kurz notiert, sonst vergesse ich es wieder:
boah. was für ein scheiß. schon wieder ein meeting und dann noch eines. komm’ zu gar nichts mehr. wie soll man da noch jagen und sammeln, wenn man ständig nur drüber redet und prozesse optimieren will? nervt.
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langsam senkt sich die sonne in der savanne und verschwindet hinter dem fernen gebirgszug. es wird kühler, ein lauer wind kommt auf. die barfüße knarschen im wüstensand, das gemurmel erhebt sich, ein feuer prasselt in der mitte der runde. es ist zeit, wichtige dinge zu besprechen.
freunde und familie, wir haben uns heute hier versammelt, weil es zeit ist, über wichtige dinge zu sprechen. die zukunft liegt in unseren händen und wir dürfen sie nicht auf dem altar des fortschritts opfern, denkt doch mal an die kinder.
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gemurmel. zustimmung, ablehnung, alles dabei. fleischfetzen an stöcken werden an das feuer gehalten, es brutzelt. rauchschwaden wabern um die gruppe. die gesichter glühen, man guckt sich an, signalisiert abwarten. keiner will als erster seine meinung sagen.
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ihr solltet aufhören, alles zu jagen, was sich vor euren höhlen bewegt. schon lange sehe ich diese entwicklung kritisch: wir fangen mehr als wir brauchen. das ist nicht gut, ihr seht es doch selbst: immer weniger tiere um uns, die ersten familien ziehen schon weiter. das kann so nicht weiter gehen.
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das gemurmel wird nun aggressiver, einzelne zwischenrufe. eisige blicke, die ersten in den hinteren reihen stehen auf und gehen. der wortführer verstummt, hatte er doch mit breiter zustimmung gerechnet und nun das, lautstarke ablehnung.
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ein paar stunden später, die versammlung ist längst aufgelöst, das feuer erlischt langsam, es wird kalt. nur der wortführer sitzt noch und wartet. worauf, weiß er selbst nicht so genau. morgen früh wird er von hier weggehen, er weiß, er hat keine chance mehr, wird sich einen neuen fortschrittlicheren stamm suchen…
“Der Abend hatte damit geendet, dass sie um zwei Uhr morgens in Saskias Club saßen und etwas tranken, das der Mann, mit dem sie sich zu diesem Zeitpunkt unterhielten, einen “post-ironischen” Brandy Alexander nannte.”
aus: LANCHESTER, John: Kapital. Verlag Klett-Cotta 2013
ganz ehrlich, ich mag solche Sätze, sie klingen nach Bret Easton Ellis, Douglas Coupland, nach 90-Jahre. und ich will einen deutschen autor entdecken, der ähnliche größe hat. einen pop-literaten mit stil, intelligenz und tiefgang.
vorschläge bitte in die kommentare, aber bitte nicht Stuckrad-Barre.
hatten wir schonmal. das auswildern von wanduhren ist wahrscheinlich höhere dialektik als jenes von fernsehern. da muss ich aber nochmal nachdenken.
[youtube s8OBaMpvLek]