warum wir bald omas fürchten müssen:

der spiegel hat sich gedanken gemacht über das ende der kaufhäuser. ich glaube ja eher, dass die inzwischen omnipräsenten überalligen shoppingcenter schuld sind am untergang von karstadt und co. der kapitalismus frisst seine kinder (oder omas). bleibt nur die frage, warum die regierung nicht eingeschritten ist. was sollen nur die ganzen omis jetzt den ganzen tag tun? werden sie marodierend durch die straßen ziehen, ihre kümmerliche rente in drogen umsetzen oder im casino verzocken? da kommen völlig neue probleme auf uns zu. und wir werden uns nach der zeit zurück sehnen, als andreas baader nur brandstiftete und quetschenpaua sang:

wir sangen und wir tanzten und das ging die ganze nacht
mit oranger hasskappe hier und da noch nen feuerchen entfacht
konsumtempel die flackerten und wir riefen außerdem
der angriff gilt den königen und dem ganzen scheiß system
könige sind schurken
gehören umgebracht
genau wie saure gurken werden einfach reingemacht
komm wir machen die paläste dem boden gleich
feuer und flamme dem königreich!

jetzt gehen die paläste selbst unter, sang- und klanglos und ohne staatliche hilfen (gottseidank!). das system bleibt und wird sich weiter in unser leben fressen.

Angeschaut und Nachgedacht

Seit einiger Zeit hat sich im deutschen Fernsehen die Realität breit gemacht, sich mit ihrem fetten Hintern auf die Sofas der Republik gesetzt und nascht nun Chips vom Fliesentisch. Jeden Tag können wir den ganz normalen Alltag erleben von meist unterschichtigen Menschen mit ihren Sorgen und Nöten und Frustrationen. Doch über Politik spricht niemand und wenn, dann meist nur über Hartz und “dass die da oben sowieso alle machen was sie wollen”. Ist das die Stimmung in Deutschland? Kann man die Politikverdrossenheit und wirtschaftliche Lage anhand von RTL2-Formaten messen? Sind sie ein Spiegelbild von uns selbst oder bleiben sie ein Zerrbild der Wirklichkeit? Oder sind die Protagonisten nur eine Minderheit, die auch mal ins Fernsehen wollen? Jedenfalls kann Peter Zwegat nicht allen helfen, auch wenn er vielleicht den Eindruck vermittelt. Und im Hintergrund schreit der neoliberale Gedanke: Unter diesen Voraussetzungen macht eine Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen doch gar keinen Sinn. Heraus geschmissenes Geld, Fütterung von Sozialschmarotzern!

Doch vielleicht betrachten wir das alles vor dem Hintergrund der falschen Prämissen. Wir bekommen nur das Fernsehen, was wir selbst auch sehen wollen. Sonst würden schließlich die Einschaltquoten von arte höher sein. Die Gesellschaft verfault also von innen und wir schauen genüsslich dabei zu, ohne zu merken, dass wir selbst längst Teil geworden sind und gleichsam verfaulen. Woanders krepieren Artgenossen, weil sie nichts zu fressen haben oder sie leben zumindest auf einem viel niedrigerem Niveau. Wir haben uns längst daran gewöhnt und damit abgefunden. Ist halt so. Kann man nix ändern, was kommt heute eigentlich im Fernsehen?

Ich bin kein Gutmensch, mein Strom wird aus Atomen gemacht und mein Müll landet eher gar nicht getrennt auf der Deponie. Mein Beitrag zur Erhaltung der Menschheit beschränkt sich auf Energiesparlampen und das Wasser abzudrehen während dem Zähneputzen. Doch das wird nicht reichen, das wissen wir selbst. Irgendwann wird es krachen. Nur weiß keiner, wie und wo und wann. Doch es lodert schon an allen Ecken und Kanten dieser unserer Welt. Bürgerkriege, Krisen, Epidemien – alles Vorboten des Untergangs? Oder kommen wir noch einmal mit einem blauen Auge davon?

Warum schreibe ich diesen Wust aus Altbekanntem? Nun, immer wenn du denkst, dein Weltbild gleicht dem aller anderen, dann kommt irgendwer daher gelaufen und beweist dir das Gegenteil. Gerade erlebt bei dem Film Heimatkunde von Martin Sonneborn – da denkst du, die Spaltung von Ost und West ist endlich mal vorbei und in den Köpfen gibt es nur noch ein Land. Doch weit gefehlt, in seiner sechswöchigen Reise rund um Berlin erleben wir mit ihm die Spaltung der Gesellschaft, als hätte es eine Wiedervereinigung nie gegeben. Es ist so frustrierend, dass es nicht mal mehr witzig ist. Aber wahrscheinlich ist das der Grundgedanke der Wahrheit: Sie weicht meist vom eigenen Gedankengebäude ab und tut weh.

Was ist also zu tun? Wieder einmal: Weniger Fernsehen, Müll trennen und endlich mal darüber nachdenken, wie wir eigentlich leben wollen in 10, 20, 50 Jahren.

pixelroiber politisiert den populismus in polen

könnte nicht die 1,30€-kassiererin von letzter woche in den bund der vertriebenen eintreten und den job von frau steinbach übernehmen? sie hat doch nun genügend zeit. und das würde auch die polen beruhigen. anderseits haben wir nun wirtschaftskrise und da brauchen die konzerne jeden cent. also ab mit verbrecherischen kassierern an die fließbänder der darbenden autoindustrie! und zwar für lau.

es ist wahlkampf. und das merkt man. warum reden wir über eigenartige sachen? warum funktioniert politik komplett ohne gesunden menschenverstand? was sind das für menschen, die da gewählt werden wollen? warum sind die alle so alt? und warum sagt anne will so wenig dazu?

wir wissen es nicht und schalten kopfschüttelnd ab…

Hier schreibt der Kulturpessimist noch selbst (#8)

Im sogenannten Fernsehen gibt es eine Sendung mit dem Namen Goodbye Deutschland. Das ist aber nun kein intellektueller Abgesang auf die den strauchelnden Exportweltmeister in den rauhen Zeiten der Finanzkrise. Es geht schlicht und ergreifend ums Auswandern. Die Fernsehkameras begleiten über Monate hinweg ausreisewillige Menschen und filmen dreist deren erste Schritte in der neuen Heimat. Nicht wenigen ergeht es schlecht dabei und einige landen Wochen später wieder in der alten Heimat. Den Zuschauer froits, schaut er doch gerne Anderen beim Scheitern zu.

Gestern allerdings ein Novum: Eine HartzIV-gebeutelte Familie aus Hamburg wandert mit wenigen Euros ausgestattet nach Italien aus. Da sind Ängste und Frustration natürlich Programm. Und so kommt der von deutschen Ämtern finanzierte Umzugslaster mit Verspätung an und dann fehlen auch noch ein paar Sachen! Schlimm das. Aber nicht nur für die Familie, auch Sender VOX hat es mal wieder übertrieben und hält mit der Kamera voll drauf, wenn augenscheinlich(?) Steuergelder verschwendet werden und HartzIV im Ausland versickert.

Diesen Effekt nennen wir mal den umgekehrten Sozialneid und er wird auch gerne von BILD-Zeitung und Konsorten bedient (ungekrönter König zweifelsfrei: Florida-Rolf). Es geht um Menschen, die das Sozialsystem vergewaltigen und auf Staatskosten in Saus und Braus leben. Und genau diese Berichterstattung versperrt den Blick aufs wesentliche: Dass unser Sozialsystem zwar funktioniert, aber in höchstem Maße ungerecht ist und diskriminiert. Die Missbrauchsrate bei HartzIV ist wohl ziemlich gering, das kann jeder nachvollziehen, der schon mal einen Antrag ausfüllen musste.

Aber da der Ärger mit der ARGE keine Meldung wert ist (weil normal und Alltag), ist es auch nicht Sendezeit wert. Fälle von Missbrauch sind doch viel spannender und regen den Zuschauer (ein Haus, untere Führungsebene, verheiratet, 1 Kind) doch so richtig auf. Sobald er aber abrutscht und ins soziale Nirwana taumelt und nun selbst vor dem HartzIV-Antrag sitzt, da wird er begreifen, dass da überhaupt kein Spielraum ist zum Sozialschmarotzen.

Und aus diesem Grund sollten wir ein bisschen mehr differenziert fernsehen. Oder weniger.


hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)

aus dem tagebuch eines innenministers #5

sonntag, 20.05.2007
die schnepfe merkel hat mein manuskript geklaut. die klatschen eigentlich für mich! muss ich der mal bei gelegenheit stecken. wie im kindergarten hier.

[youtube zicgrpSYSYQ]

ich will umziehen, aber warum sollte ich ausgerechnet eine studenten-wg mit dem berliner polizeipräsidenten gründen? unsinn. ich brauche auch meine freiräume. und überhaupt berlin! da drehen sie doch alle durch. am liebsten wäre mir immernoch bonn. aber auf mich hört ja keiner. und wenn, dann verstehen sie mich falsch! dabei besteht immenser handlungsbedarf. ich geh' jetzt ins bett. muss morgen den zaun noch ein bischen höher bauen.

(alle tagebüchereinträge hier)

DISCLAIMER: der autor ist durch und durch demokrat und findet das grundgesetz "richtig jut" und toll gemacht. er kann sich keine bessere staatsform vorstellen. er geht regelmäßig wählen und informiert sich über das politische leben in deutschland. zur meinungsbildung gehört aber auch kritik, und die übt er hier in satirischer form aus. solten Sie trotzdem einmal mit einem seiner artikel unzufrieden sein, so schreiben Sie ihm das in das kommentarfeld weiter unten. ihre daten werden vertraulich behandelt. was allerdings Ihre regierung damit macht, das ist verdammt nochmal Ihre sache. ähnlichkeiten mit real existierenden personen sind rein zufällig.