you’re the product being sold

anfang der woche in einer charlottenburger kneipe: ein tüp wanzt sich an uns ran, wir unterhalten uns nett, er macht einen symphatischen eindruck. ein paar biere später fragt er beiläufig, ob wir ihm bei seinem business helfen wollen. super leicht verdientes geld. nur ein paar telefone sollen zurück gesetzt werden, er kauft sie in deutschland und verkauft sie in afrika, zeigt auch ein offizielles schreiben auf portugiesisch auf seinem telefon. an dieser stelle wird er penetrant, zickt, als wir höflich ablehnen, beschimpft uns. der leser ahnt es, dieses lukrative geschäft ist uns leider entgangen.

ein paar wochen zuvor, meine verstörten eltern berichten von merkwürdigen anrufen und sms. haben sehr gut reagiert, aufgelegt und ignoriert.

dann sind da noch die fake-verkäufer und auch käufer auf ebay-kleinanzeigen, die mit diversen betrugsversuchen um die ecke kommen. in diesem subreddit kann man täglich davon lesen.

influencer versuchen seit jahren, uns übers ohr zu hauen. sie vermitteln authentizität, die beworbenen produkte sind dabei mal plump, mal subtil im fokus. oder sie verkaufen uns gleich das gesamtpaket, siehe andrew tate, die kardashians et al.

neue geschäftsmodelle seien distruptiv, erzählen sie. doch oft ist es nur neue form der selbstausbeutung. siehe scheinselbständigkeit bei fahrdienstleistern und paketzustellern. oder das angebot vermeintlich kostenloser online-dienste (If you are not paying for it, you’re not the customer; you’re the product being sold.).

vielleicht nimmt das zu, vielleicht werde ich auch nur sensibler. es begegnet einem täglich.

ps: passend zum thema empfehle ich den mehrteiligen podcast Verzockt – Das System Sportwetten.

In eigener Sache

Ich suche weitere Opfer des eBay-Kleinanzeigen-Nutzers “Privat”, die im Zusammenhang mit der Anzeige “Nikon d750+ Objektive Nikkor 24mm f1.8” (Anzeigennummer: 1938629783) um den 21.11.21 ebenfalls geschädigt wurden. Beziehungsweise Opfer, die an die paypal-Adresse

tobias-steiner@fonicmail.com

Geld ohne Gegenleistung gesendet haben. Bitte melden Sie sich unter info at pixelroiber.de

eBay Kleinanzeigen und paypal sind leider keine sehr große Hife dabei.

Tatort: Der Duft des Geldes (1999) – Stoever & Brockmöller

Ein kleines Stückchen deutsche Geschichte ist das. Es war 1996, da gab es ein großes Bohei um die T-Aktien ((wikipedia.org: T-Aktie)) – als Volksaktien ((wikipedia.org: Volksaktie)) wurden sie bezeichnet und von vielen Erst- und Kleinanlegern gezeichnet. Manfred Krug ((wikipedia.org: Manfred Krug)) war damals die Gallionsfigur der Kampagne. Drei Jahre später – die Aktie legte performierte in der Zwischenzeit steil nach unten – korrigierte Herr Krug seine Meinung und legte einen sehr Anlegerfreundlichen Tatort aufs Parkett, dass die Dielen nur so knarrten. Es ging um einen pösen Unternehmer, der zweifelhafte Finanzanlagen vertickte. Und um einen Toten, dem ebendiese Anlagen geklaut wurden. Um eine durchtriebene Sängerin und ihren nervösen Manager und um die ukrainische Putzfrau und ihren spurlos verschwunden Freund. Alles sehr spannend, zugegeben. Aber die moralischen Kommissare nerven ein wenig, dauernd wettern sie gegen den Spekulanten, haben aber nichts in der Hand gegen ihn. Hetzen die Sachbearbeiterin aus der Abteilung Wirtschaftskriminalität gegen ihn und können am Ende nur zusehen, wie er selbst ohne blauem Auge davon kommt. Das realistische Bubenstück appelliert an die Vernunft und kann doch nichts gegen Betrügereien unternehmen.

Übrigens hat Manfred Krug 2007 öffentlich bereut:

“Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind.” ((stern.de: Krug entschuldigt sich bei T-Aktionären))

Link ((daserste.de: Der Duft des Geldes (©NDR))) +++ Erstausstrahlung: 29.08.1999

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