ein Berlin-Titel in DER SPIEGEL 8/1995

alle Zitate von hier kopiert (hier als pdf mit bildern), um zu zeigen, dass der ganze fremdenhass tief in medien und gesellschaft wurzelt und kein phänomen der letzten monate ist:

Unübersehbar ist die brodelnde Riesenstadt auch Magnet für Migranten und Flüchtlinge aus aller Welt. Tausende aus Ost, Fernost und Lateinamerika strömen nach Berlin, um ihr Glück zu suchen. Sie bringen sozialen und kulturellen Zündstoff mit, dessen Sprengkraft noch niemand abzuschätzen vermag.

Tagsüber schuften die Fremden in Zwölf-Stunden-Schichten, nachts teilen sie sich enge Zimmer in billigen Läusepensionen oder Barackenunterkünften am Stadtrand. An ihren freien Tagen trifft man sie im Oscar Wilde Pub an der Friedrichstraße oder in der Jazz-Kneipe Eierschale am Ku’damm.

Noch krasser trifft es die Arbeiterbezirke Neukölln und Wedding. Nach der Flucht der deutschen Mittelstandsfamilien rücken dort vor allem ausländische Flüchtlinge und die wachsende türkische Gemeinde nach – ein idealer Nährboden für rechtsradikale Aufrührer.

Aus dem Alltag, auch der deutschen Bevölkerung, sind sie nicht mehr wegzudenken. Der Putzfrauenmarkt ist fest in der Hand polnischer Pendlerinnen, die oft nur ein paar Monate bleiben. Auch Handwerks- und Malerarbeiten läßt der Berliner immer häufiger von Schwarzarbeitern aus Osteuropa erledigen.

Der Hauptstadt werde gar nichts anderes als eine gezielte Einwanderungspolitik übrigbleiben. “Wir müssen”, fordert Häußermann, “das Fremde in der Stadt sich entwickeln lassen.” Vom Sozialstaat seien die Ausländer nicht zu ernähren. Da könne Berlin im Guten wie im Schlechten “von der Einwandererstadt New York lernen”.

es ist immer dasselbe narrativ von der schwemme, der flut des fremden. das heimelige wurde unterspült und fortgerissen, übrig bleibt das kaputte und fremde. sie erzählen es seit jahrzehnten. sie verbreiten angst und schrecken, statt zu vermitteln. das vereinzelte wird verallgemeinert. die verallgemeinerung überträgt sich auf den einzelnen. es ist ein strudel, den zu durchbrechen vor allem journalisten bereit sein müssen. geht raus und redet mit den menschen und hört auf, naturkatastrophen-wörter zu benutzen.


B O N U S T R A C K

So halten sie gegen vielfache Kritik eisern am Bau der 1,3 Milliarden Mark teuren sogenannten Kanzler-U-Bahn vom Alexanderplatz durchs Regierungsviertel zum neuen Zentralbahnhof fest. Die gleiche Verbindung deckt eine parallel laufende S-Bahn schon ab. Selbst die Verkehrsbetriebe BVG stellten fest, daß eine Straßenbahn, die nur einen Bruchteil der Summe kostet, für den Bedarf ausreichen würde.

die rückkehr der geschichte

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im bild: die yenidze in dresden, über hundert jahre alt. wird bestimmt bald abgerissen, weil zu islamisch

jetzt demonstrieren sie zu tausenden in dresden und anderswo gegen asylanten und einwanderer. das ist etwas surreal, denn auch wenn deutschland immer so homogen und arisch tut, ist es längst heterogener als es so mancher wahrhaben will. nur nicht in sachsen, da ist man selbst als hesse noch ausländer. ich verstehe die demos als ausdruck der angst vor verlusten, vor der realität. was ich nicht vestehe, ist, warum der stramme nationalist keine kinder kriegt, um sein vaterland zu retten? in sachsen wird lieber gestorben als geboren, schlimmer ist es nur im saarland, in sachsen-anhalt, thüringen und brandenburg ((siehe dazu Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Geborene und Gestorbene nach Bundesländern 2011)). da helfen keine schwarzrotgoldene fähnchen auf der demo gegen asylanten.

und ich verstehe auch die asylpolitik deutschlands nicht. da werden wieder mauern errichtet, die einreise wird schier verboten (( stichwort drittstaatenregelung)). asylanten dürfen nicht arbeiten, obwohl man sich in diesem unseren staat einzig über arbeit definiert. wer hat hier wovor angst? dabei braucht der exportweltmeister billige arbeitskräfte, die unter dem mindestlohn unseren müll und unsere kacke wegputzen! da winken doch satte renditen und dividenden für deutsche traditionsunternehmen. wo ist die fdp, wenn man sie mal braucht?

öffnet die grenzen für alle, die europäische geschichte ist geprägt von migration und völkerwanderung. anerkennt menschenrechte auch für menschen außerhalb der EU. und bekämpft NSA, BND und frontex, die wahren feinde der menschheit.

Tatort: Der illegale Tod (2011) – Lürsen & Stedefreund

frau lürsens tochter ist nun ihre chefin, stedefreund trinkt zuviel und kann sich an nichts erinnern, die wasserpolizisten vertuschen einen zusammenstoß mit flüchtlingen im mittelmeer, eine frau verliert dabei mann und tochter und will sich (scheinbar) an den verantwortlichen rächen. ein tatort mit großen aktuellen themen, vielen dramatischen bildern und keiner lösung am ende. aber spannend und dicht erzählt.

komisch nur, dass anne will lieber über griechenland und den euro reden wollte statt über die brachiale einwanderungspolitik der EU.

+++ LINK +++ Erstausstrahlung: 15.05.2011

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die erosion der abendländischen werte

merkwürdigkeiten #4

nachdem sich die evangelische kirche (trunkenheit) und die katholische kirche (kindesmißbrauch) ins moralische aus gekegelt haben, bleibt nicht mehr viel übrig. da hilfts’ auch nicht, die (ehemalige) quotenausländerin mit dreck zu bewerfen ((spiegel.de: Demontage einer Vorzeige-Migrantin. Ein Kommentar von Anna Reimann)): ist der ruf erst ruiniert… und gott, der alte labersack, der hat mal wieder keine meinung. selbst das wetter ist nach der kachelmannschen hybris nur noch wechselhaft. aber was will man auch erwarten. wir sind eben alle nur menschen, fehlbar, anfällig für niederste gelüste und unbelehrbar.

ein anderer kommentar

weil der FAZ-artikel letztens einmal mehr nur einseitig und undifferenziert berichtete, haben sich auch andere geäußert: “Der Soldiner Kiez ist kein Kiez des Verbrechens.” (deinkiez.de):

Der Blick auf die realen Gegebenheiten führte hier zu einer Relativierung bestehender Klischees. Der Soldiner Kiez ist kein Ort des Verbrechens. Aber er ist auch kein problemfreier Kiez, und es gilt besonders, die Kinder und Jugendlichen im Kiez so zu fördern, dass ihnen eine kriminelle Karriere erspart bleibt. Projekte an den Schulen und im Kiez haben diesen Weg begonnen. Verfolgen wir ihn weiter.