Filmkritik: Dogville (2003)

fast schon vergessen, mal wieder gesehen und noch begeisterter als beim ersten mal. eine frau (nicole kidman) gerät auf ihrer flucht vor gangstern in ein abgeschiedenes hinterwäldler-dorf und versucht, ein besserer mensch zu werden, indem sie sich verleugnet und vollkommen der bevölkerung hingibt. nach misstrauen, dankbarkeit, schlägt ihr am ende nur noch wut und hass entgegen. und es bleibt nur noch ein grausamer ausweg.

lars von trier zeigt die ganze palette menschlicher gefühle, die abgründe der menschlichen seele auf sehr minimalistische art und weise: die gebäude sind nur aufgemalt, der film ähnelt eher einem theaterstück.

In 2009, American director Quentin Tarantino named the film as one of his top 20 films that have been made since he has been directing. He also said to believe that, had the movie been written for the stage, von Trier would have won a Pulitzer prize. (wikipedia)

[xrr rating=7/7]

+++ wikipedia +++ imdb +++

Von üblen Postroibern und Photographica

Vor ein paar Jahren hatte ich noch viel Zeit und kaufte analoge Fototechnik in Berlins Trödelmärkten und An- und Verkäufen. Meist fotografierte ich dann ein paar Wochen damit, um sie dann im Internet mit kleinem Gewinn wieder zu verkaufen. Davon konnte ich zwar nicht leben, aber gelernt habe ich da viel: Übers richtige Belichten und über die Entwicklung der Fototechnik. Ich hatte ziemlich viel Kurioses in der Hand, aber auch Hochwertiges aus vergangener Zeit.

Die Agfa Clack war eine billige Rollfilmkamera aus Wirtschaftswunderzeiten. Im Grunde nicht mehr als ein Kasten mit Billiglinse. Als ich die dann nach Italien verkaufte, gab es aber ein Problem mit dem Geldtransfer:

Mail von 2003

Die Mail hatte ich ausgedruckt, weil die Geschichte so absurd ist und in ein Buch gesteckt und vergessen. Überhaupt war das vor ein paar Jahren noch unglaublich kompliziert, Geld von einem Land in ein anderes zu transferieren. Paypal war noch nicht verbreitet und Banküberweisungen waren ziemlich teuer. Also hat man das Geld per Post geschickt. Nicht sehr sicher, aber hat meistens funktioniert. Einmal hat mir eine texanische Professorin einen Scheck geschickt. Den in Deutschland einzulösen hätte mich mehr gekostet als der eigentliche Wert. Und erst die Paketgebühren und Zollerklärungen. Aber daran hat sich ja bis heute nichts geändert.

Tatort: Rosenholz (2003) – Ritter & Stark

Überdurchschnittlicher Berliner Tatort, der Kollege Ritter nervt die ganze Zeit mit seiner Steuererklärung. Thematisiert wird Deutsch-Deutsche Vergangenheitsbewältigung (Teilung, Stasi, Spitzeleien) mit echtem Hintergrund (siehe Wikipedia zum Thema Rosenholz-Dateien). Allerdings lief mir der Tatort ein wenig zu rund: Zwar ist eine Journalistin schneller in den Ermittlungen als unsere zwei Superhelden, doch der Aufbau bleibt linear ohne parallelen Handlungsstränge, ohne großen Überaschungen. Da war mehr drinnen. Schade weil spannendes Thema plus Lieblingsermittler.

[xrr rating=5.5/7]

Link — Erstausstrahlung: 06.07.2003

Tatort: Sag nichts (2003) – Thiel & Boerne

Unsere beiden Lieblingsermittler in passabler Höchstform. Die Story ist etwas fad, dümpelt so vor sich hin und fühlt sich dann am Ende doch eher platt an. Hätte man komplett weglassen können. Dafür kochen Thiel und Boerne zusammen ein leckeres Essen. Einen halben Zusatzpunkt gibts für den Hasenkontent. Solide, aber dennoch wäre mehr drin gewesen.

+++ Link +++ Link +++ Erstausstrahlung: 14.12.2003

[xrr rating=4.5/7]

pornos in den siebzigern

schon wieder so ein film, dessen marketing komplett am thema vorbei und damit auch an mir ging: Die Torremolinos Homevideos (Torremolinos 73), eine groteske geschichte übers geldverdienen in wirtschaftlich schwierigen zeiten. angesidelt im verklemmten spanien der siebziger jahre, gibt dieser film auch einblicke in die pornobranche damals. mit dem großartigen dänen Mads Mikkelsen als …äh… dänischer pornodarsteller eben.

übrigens: der film zeigt auch die anfänge der kleinen revolution der medien damals: super8-kameras wurden erschwinglich und ganz normale menschen zu produzenten. diese entwicklung beschleunigte sich bis zu uns und dank youtube & co. sind wir jetzt zusätzlich noch sender.

schaut ihn euch an und lasst euch nicht von der sehr nuttigen aufmachung abhalten. der film ist viel witziger als gedacht.


… lesen Sie auch diesen interessanten Beitrag zur Geschichte der Pornoindustrie in den Achtzigern…