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Grand Tour: oder die Nacht der Großen Complication

erschienen: • ISBN: • Farbe:

2013-04-21 15.27.31

Nach 2666 noch so ein dicker Schinken in diesem Jahr, aber hat sich gelohnt. Die Geschichte eines Aushilfsschaffners. Er fährt für die längst verschwundene Wagon-Lits jede Nacht durch Europa und trifft auf die merkwürdigsten Menschen. Nebenbei wird er erwachsen. Parallel wird die Geschichte der Jagd nach der fiktiven Armbanduhr Grand Complication erzählt. Und noch vieles mehr. Die Geschichten sind lose miteinander verwoben und alles gipfelt im Millennium, dem Jahreswechsel 1999/2000. Woanders heißt es dazu: “Ein aufgeblasenes Nichts”. Finde ich aber nicht, ich habe es verschlungen und die Konstruktion des Romans ist mehr als gelungen. Basta.

Außerdem ist es ein Buch über die 90er, die Sonnenfinsternis, Europa und noch so einiges mehr.

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Der Termin: Ein Hörspiel über Projektmanagement

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als hörspiel ein bisschen langweilig, als einführung in die grundprinipien des projektmanagements aber ganz brauchbar, nur sollte man keine wunder erwarten. weder von externen beratern, noch von diesem hörspiel. massiv störend die fahrtuhlmusik, wenn wichtige erkenntnisse vorgetragen werden.

[xrr rating=4/7]

besser ist übrigens Frederick P. Brooks’ Vom Mythos des Mann-Monats. Essays zum Software-Engineering

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Berliner Macht

erschienen: • ISBN: • Farbe:

2013-03-09 22.17.45

Ein Krimi, der im Wedding spielt? Her damit. Und tatsächlich, die Orte sind authentisch und die Figuren wohnen da, wo wir sie vermuten: Die betuchten Anwälte und Politiker im Prenzlauer Berg, die Verlierer im Wedding und der Kommissar in Charlottenburg. Das sind Klischees, klar. Aber aus eigener Erfahrung wissen wir: Menschen leben gerne in Klischees und so wirken die Charaktere realistisch, plastisch und man hat sie gerne, oder (wie im Fall des schmierigen Politikers) man hasst sie. Eine Menge Themen werden angeschnitten: Die Gentrifizierung droht den Wedding zu überrollen, junge Neu-Berliner verrichten unbezahlte Praktika, der Sozialstaat vernachlässigt die Abgehangenen. Dazu der Kommissar, der, im Gegensatz zu seinen Tatort-Kollegen, nicht gleich zur Waffe greift und auch mal Papierkram erledigen muss. Seine Kollegin, die zwischen Job und Kindergarten-Schließzeit hetzt. Und ein Berlinbild, das weniger von hippen Szenemenschen als vom tristen Alltag erzählt. Sehr schön zu lesen, Kommissar Robert Mannheim erinnert ein wenig an Eberhard Mock aus den Romanen von Marek Krajewski.

Die Auflösung der Morde war mir dann ein wenig zu banal, doch keine wilde Verschwörungstherie bis in die obersten Regierungskreise, wie der Titel vermuten lässt, eher menschliches Versagen. Aber wahrscheinlich ist das realistischer.

Auch lesenswert: Das Blog mord & totschlag des Autors.

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Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:

2013-03-11 18.32.55

mäßig spannende erzählung einer wohl typischen biografie des motorisierten verbrechens. zwar versucht er mit den mythen um die hells angels aufzuräumen, bedauert es aber doch, raus geflogen zu sein. von reue keine spur und auspacken geht auch irgendwie anders. aber schöner einblick in die militärisch aufgebaute organisiation, die teilweise eher an netzwerk-marketing erinnert. kann man hören, man kann es aber auch sein lassen.

[xrr rating=3/7]

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2666

erschienen: • ISBN: • Farbe: ,

789798

Drei Monate lang habe ich dieses Buch gelesen. Über 1100 dünne Seiten, hunderte Charaktere, fünf Teile, die lose miteinander in Verbindung stehen. So ein bisschen Gefühl wie bei Infinite Jest, nur nicht ganz so tief.

Es geht um Literatur. Am Anfang suchen vier europäische Kritiker einen deutschen Schriftsteller namens Benno von Archimboldi. Neben dieser Suche, die sie auch nach Mexiko führt, entwickelt sich eine verworrene Liebesgeschichte. Dann folgt der Teil mit den Frauenmorden in der fiktiven mexikanischen Stadt Santa Teresa, eine reale Frauenmordserie diente als Vorlage. Und am Ende erfahren wir die Lebensgeschichte von Benno von Archimboldi, seiner Familie und seiner Gedanken. Dazwischen immer wieder Ausflüge in die Leben ganz anderer Menschen, in die Literaturgeschichte, man kann gar nicht alles aufzählen.

Also selber lesen und Zeit nehmen dafür. Es lohnt sich, auch wenn die Story etwas fad klingt, die Sprache ist lebendig und es macht Spaß, vor allem in der deutschen Übersetzung von Christian Hansen.