Erscheinungsjahr: 2014

:

Blinded by the Lights

erschienen: • ISBN: • Farbe:
kuba, the ex-student of arts is dealing premium cocaine to the upper class in warsaw. he is making good money but now he wants to take a break in argentinia. in the last week before christmas everything gets fucked up, clients make problems, colleagues make trouble, girls want more. and dario, an old entrepreneur of the underworld gets out of prison and wants his share. written as a high speed coke induced thriller we accompany kube through the nights of warsaw. and we see him failing, control is running through hands. the hidden protagonist is the post post communist era city and their dodgy night clubs, dubious streets and of course many of their shady residents. now a tv show on HBO this book gets us a good impression of the dark side of cities, the crimes that happen in secret after we went to bed.

:

Saisonarbeit

erschienen: • ISBN: • Farbe:
die autorin hat vor ein paar jahren mal bei amazon als aushilfe gearbeitet und schreibt darüber sehr reflektiert und nachdenklich. das ist kein text voll oberflächlicher kapitalismuskritik. sehr geschickt werden die rollen verteilt, der leser wird zum aushilfsjobber und die autorin begleitet uns dabei. wir erleben unseren ersten tag, die einführung, lernen die kollegen kennen. und wir arbeiten ein paar wochen in dr großen halle, in der es doch so zieht. wir werden auch krank und müssen zuhause bleiben. es ist gerade vorweihnachtsgeschäft, es gibt viel zu tun. was uns rettet, ist die distanz, denn wir wissen, das ist nicht auf dauer, nur, bis sich das konto wieder etwas erholt hat, und außerdem haben wir ja noch einen richtigen job. nur die neuen kollegen, von der arbeitsagentur geschickt, von weit hergependelt, die haben nicht diese hängematte. die sind hier hauptberuflich. die zustände sind erwartbar katastrophal: die belegschaft wird schikaniert, überwacht und entmenschlicht. es sind menschen in leitenden positionen, die da nicht hingehören. die arbeit banal und wiederholt sich ohne herausfordernd zu sein, reine akkordarbeit. die autorin schafft es, ihre gefühle und antipathien uns unterzuschieben und wir als leser fühlen uns ertappt, denn solche jobs haben wir alle schon gehabt und jeweils auf das ende der schicht gehofft, das ende der woche, das lebensende, es soll nur vorbei gehen. dazwischen immer wieder zitate von autoren, die die arbeitswelt bereits beschrieben haben. ein kluges, überlegtes buch, trotz dem banalen thema. Website der Autorin. Buch auf der Website des Verlags. Autorenlesung auf youtube.

:

Das Mädchen aus dem Norden (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
solider krimi mit viel handlung und fein verwobenen figuren. auch wenn ich kein großer fan von krimis bin, so rutscht doch ab und an einer durch. es ist leichte kost und je nach autor ist auch substanz vorhanden. im vorligenden fall etwa die wirren polens nach ’89. dazu die windigen finanzgeschäfte der letzten jahre, in denen unterwelt und politik verwoben sind. alte rechnungen werden beglichen, es gibt viel leid und armut und direkt daneben viel protziges geld. es treten auf ein pfarrer mit unklarer vergangenheit, ein clubbesitzer mit einem großen musikhit („Das Mädchen aus dem Norden“) und natürlich eine ermittlerin, deren gebrochener lebenslauf sie nicht davon abhält, geschickt und klug zu kombinieren. natürlich ist es keine weltliteratur, aber ein krimi der anspruchsvolleren art.

:

Utopien für Realisten: Die Zeit ist reif für die 15-Stunden-Woche, offene Grenzen und das bedingungslose Grundeinkommen

erschienen: • ISBN: • Farbe:
in knalligem rot und provokantem titel schreit das büchlein kauf mich! kauf mich! was will der autor, etwa die kommunistische weltrevolution? oder wenigstens die herrschende klasse von ihrem thron stürzen? nein, nichts dergleichen. er kommt mit argumenten daher, mit studien und wissenschaft. der 1988 geborene autor hat argumente. verwundert reiben wir uns die augen. hier wird nicht losgepoltert und alles neue schlecht gemacht, hier hat einer ideen für morgen, statt das gestern in den himmel zu loben. ähnlich wie paul mason (postkapitalismus, 2015) vertritt bregmann die these, dass der kapitalismus sich heute neu erfindet, erfinden muss und wir die chance haben, das zu gestalten. drei große ziele werden definiert: massive reduzierung der arbeitszeit, einführung eines bedingungslosen grundeinkommens und abschaffung der grenzen. das geld ist da, es ist nur ungleich verteilt. für die thesen werden sowohl historische belege angeführt als auch aktuelle studien zur machbarkeit. trotzdem ist es sehr flüssig und eingängig lesbar. wir sollten uns nicht der lethargie hingeben, sondern handeln.

:

Das Auge von Hongkong: Die sechs Fälle des Inspector Kwan

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Ein Krimi aus Hongkong, dieser brodelnden Stadt zwischen West und Ost, zwischen Großbritannien und China, wo die Gegensätze Normalität sind. In sechs Kapiteln und somit sechs Fällen wird das berufliche Wirken des Inspektors Kwan erzählt. Vor und nach der Rückgabe an China 1997. Es geht um Mord und Mafia, Freundschaft und Intrigen, korrupte Polizisten. Dazwischen immer wieder die Millionenstadt, die Veränderungen innerhalb von 20 Jahren und deren Auswirkung auf Gesellschaft, Kriminalität und Polizeiapparat. Trotz allem Beiwerk bleibt es ein solider Krimi.

:

Der Architekt des Sultans

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Ein Roman um Sinan, der im 16 Jhd. zahlreiche Gebäude im osmanischen Reich schuf und bis heute als einer bedeutendsten Architekten gilt. Die historisch belegten Figuren, wie Sultane und Wesire, tauchen alle auf, die Jahreszahlen und Fakten werden jedoch aus erzähltaktischer Sicht etwas angepasst, so die Autorin im Nachwort. Auf über 600 Seiten entspannt sich ein bemerkenswertes Panorama des gesellschaftlichen, kulturellen und vor allem politischen Lebens in Istanbul vor 500 Jahren. Den Mittelpunkt des Romans bildet der Mahut Jahan, der sich um den weißen Elefanten Chota in der Menagerie des Palastes kümmert. Noch als Jugendlicher wird er Lehrling bei Sinan (daher der englische Originaltitel „The architect’s apprentice“). Es werden Moscheen gebaut, Intrigen gesponnen, Hinterhalte und Morde passieren. Liebe bleibt unerwidert, dazwischen Freundschaft und Vertrauen. Ziemlich viel wird erzählt, nicht ganz chronologisch, mal zeitlich stark gerafft, mal detailliert. Den Erzählstil muss man mögen, mein Fall ist es nicht, Nebenhandlungen lösen sich einfach auf, sind unlogisch oder verheddern sich. Trotzdem war es eine schöne Lektüre, weil es einen guten Eindruck vom damaligen Leben in und um Istanbul damals vermittelt. Man möchte sofort aufbrechen und sich die Stadt ansehen, in ihr leben und den Geist dieser Epoche atmen.

:

Drach

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Nach Morphin (2012) und Der Boxer (2017) nun das dritte Buch von Twardoch. Es spielen in jedem seiner Büchern Männer die Hauptrolle, gebrochene Helden mit übler Vergangenheit. Frauen gibts nur am Rande und dann meist als unglückliche Ehefrauen, Prostituierte oder gewiefte Strippenzieherinnen oder alles zusammen. Das mag nicht jeder, daher stehts ganz vorn. Drach ist – wenn ich es richtig verstanden habe – die Erde, alles Leben und Vergehen und Vergangenheit und Zukunft. Woanders heißt das Gott, hier ists der Erzähler. Es wird viel gestorben und geboren, und dazwischen ist die Erde, eben Drach. Erzählt werden die Geschichten der Einwohner eines Dorfes in Oberschlesien nahe Katowice, nahe der längst nicht mehr existierenden Grenze zwischen Polen und Deutschland. Mehrere Generationen tauchen auf und vergehen. Den Anfang macht die Generation der Männer im Ersten Weltkrieg und für den Leser wirds anstrengend wie bei Remarque. Dann wird die Nachkriegszeit erzählt, in Polen dauerten die Kämpfe wesentlich länger und es gab blutige Aufstände. Alles danach resultierte aus dieser Zeit. Bis hin zu Nikodem, dem verwöhnten Architekten in der heutigen Zeit. Es gibt keine Chronologie in der Erzählung, alles passiert gleichzeitig. Das sind die Buddenbrooks auf Speed, mit mehr Abgründen und tragischen Familiendramen. Lakonisch fast die Einschläge des Zweiten Weltkriegs inklusive Verfolgung und KZ. Es sind typische Biographien für das 20. Jahrhundert, in ihrem Detailgrad aber besonders. Der Leser kann nicht sympathisieren, es gibt keine Helden, es gibt nur Verlierer. Gesprochen wird schlesisch. Für den deutschen Leser wurde vom Übersetzer Olaf Kühl das Niederschlesische gewählt. Seltsam vertraut und doch fremd. Und man ahnt, dass es abseits vom Nationalstaat noch mehr Identitäten gibt, wir sollten nur genauer hinschauen. Lesen Sie dieses Buch, wenn Sie jüngere polnische Geschichte verstehen wollen oder gut erzählte verschachtelte Storys mögen. Wenn Sie Europa im Kleinen begreifen wollen. Denn auch wenn es spezifisch in einer Region spielt, hat es sich doch millionenfach überall ähnlich auf diesem Kontinent in den letzten hundert Jahren so abgespielt.

:

Habsburg: Bibliothek einer verlorenen Welt

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Betrachtungen über das untergegangene Kakanien (( inoffizielle Bezeichnung für die Österreichisch-Ungarische Monarchie 1867-1918)) und seine Nachfolgestaaten (Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn, Ex-Jugoslawien, usw.), in denen wie selbstverständlich an jeder Ecke historisches zu entdecken ist. Das Buch ist eine lose Zusammenstellung kultureller Beobachtungen, Reiseführer, Anekdoten, Literaturempfehlungen und Rezepte. Geklammert von einer Geschichte über einen Bibliothekar. Die Geschichten so fremd wie vertraut, so fern und so nah, erzählen auch von Europa, von uns. Und dass die großen politischen Entscheidungen wenig oder alles im Leben der Menschen verändern.

:

Kinderland

erschienen: • ISBN: • Farbe:

dicker comic über kindheit und jugend im ostberlin der untergehenden ddr. der protagonist mirco watzke aus der 5a hat ärger mit älteren, seinen eltern, lehrern und sich selbst. zum üblichen erwachsenwerden kommen zwang und absurditäten des ddr-alltags. schön gezeichnet und spannend zu lesen. am ende des buches wird die mauer geöffnet und es gibt begrüßungsgeld. aber für mirko ist die politik nicht wichtig, er will nur tischtennisspielen. und so wird das private politisch und das politische privat, wie in allen büchern und filmen über dieses kleine absurde land, was es seit mittlerweile fast 30 jahren nicht mehr gibt.

:

Vor dem Fest

erschienen: • ISBN: • Farbe:
besuch in fürstenfelde, einer gar nicht so fiktiven gemarkung in der uckermark. wir sind zu gast bei den einwohnern, sprechen mit ihnen als journalist, freuen uns auf das fest morgen, helfen hier und da und lauschen ihren erzählungen. viel von früher und noch viel früher, da war auch mehr los als jetzt. es passiert auch einiges in dieser nacht, die gar nicht enden will. eine erzählung aus der uckermark, die – entgegen den gepflogenheiten des hauptstädtischen literaturbetriebs – keine berliner projektion ist, sondern ein eigenständiger text – das hat selbst fontane nicht geschafft (und diese besprechung schafft es auch nicht). ein text, der so eigen ist wie die bewohner des kargen landstrichs, der so schroff durch die gattungen und erzählstile rumpelt wie der regio von berlin nach szczecin. da vermischen sich die alten sagen mit ängsten und nöten der gegenwart. es erzählt auch die füchsin und der kürzlich verstorbene fährmann, der konnte noch was erzählen. lesen Sie dieses buch und fahren Sie mal wieder in den norden, soll schön da sein. ps: folgen Sie dem autor auf twitter.

:

Utopie oder Untergang. Ein Wegweiser für die gegenwärtige Krise

erschienen: • ISBN: • Farbe:
kunkel Das Buch erinnert an Robert Misiks Genial dagegen, geht aber noch tiefer und ist theoretischer. Ein neues Wort gelernt: Finanzialisierung (engl: financialisation), also die zunehmende Herrschaft annonymer Investoren und Ratingagenturen über die Realwirtschaft. Im Detail werden folgende Autoren und ihre Werke besprochen:
  • David Harvey
  • Fredric Jameson
  • Robert Brenner
  • David Graeber
  • Slavoj Žižek
  • Thomas Piketty
  • Boris Groys
Kunkel kritisiert und findet Bemerkenswertes, zeigt Defizite auf. Alles sehr überlegt. Und er bringt den Marxismus zurück in die Diskussion. Die längst tot geglaubten Theorien, aber was bleibt einem übrig in Zeiten des Neoliberalismus und entfremdeten Kapitalmärkten? Nur zögerlich werden Alternativen aufgezeigt, fertige Lösungen gibt es nicht.

:

Die Berlinreise (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
berlinreise Etwas sperrige Erinnerungen an eine Reise des damals zwölfjährigen Autors 1964 ins Nachkriegsberlin. Er versteht vieles nicht, beschreibt es dafür umso detailierter. Das ist anstrengend für den Leser/Hörer, da man sich zugleich in die Gedankenwelt eines Jungen in dieser Zeit und in dieses merkwürdige Westberlin denken muss. Lässt man sich darauf ein und ignoriert man allzu Offensichtliches, liest/hört man Beeindruckendes. Undenkbar wäre heutzutage ein Zwölfjähriger, der so akribisch alles aufschreibt. Schade eigentlich.

:

Die Zukunft ist schön

erschienen: • ISBN: • Farbe:
108_0 unsichtbar_farbig_irisDisclaimer: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Unsichtbar Verlag zur Verfügung gestellt.
ein sozial kaputter (weil reich) schläft sich aus dem kapitalistischen jetzt des jahres 2013 ins zukünftige 2026. und da ist alles anders und vor allem besser. in nur wenigen generationen hat sich die ganze welt in eine vernünftige gewandelt und alles ist so viel besser. da das natürlich irrwitzig unrealistisch ist, nimmt sich der protagonist viel zeit für fragen und reflektiert die antworten. es gab keine kriegerischen revolutionen, die menschheit hat vielmehr ihre unmündigkeit erkannt und entsprechend gehandelt und nach nur wenigen generationen war alles gut. und das will uns der autor wohl mitteilen: dass wir jetzt den arsch hochkriegen sollen, sonst wird die zukunft eben nicht schön. dass es möglich ist, aber bald zu spät sein könnte. streckenweise bisschen handlungsarm, eher dialogisch oder monologisch. nur die geheimnisvolle tochter hätte noch ein bischen mehr kontraste setzen können.

:

Brennerova

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Bild: Hoffmann und Campe Verlag
Bild: Hoffmann und Campe Verlag
Der inzwischen achte Fall des Simon Brenner. Eigentlich ist er ja schon in Pension und ist zufrieden, doch dann rutscht er wieder in so einen Fall und eigentlich will er ja gar nicht ermitteln, aber wie das eben so ist im Leben… Wieder wunderbar erzählt, mit viel Witz und Humor und am Ende ist man enttäuscht, dass es nicht noch weiter geht mit dem Fall.