undifferenzkurve

demokratie und rechtsstaat sind anstrengend: die berichterstattung über den prozeß mit dem dessen-name-nicht-genannt-werden-darf aus oslo nervt, weil er noch mehr aufmerksamkeit nicht verdient hat. aber es ist wichtig, die verhandlung so transparent wie möglich zu gestalten, weil wir uns immer wieder unserer zivilisatorischen und rechtsstaatlichen fortschritte bewußt sein müssen. jeden tag aufs neue. transparenz wird immer wichtiger, gerade in einer sich immer mehr und selbst verkomplizierenden welt. wir haben gar keine andere wahl, sonst stehen wir irgendwann unter der knute weniger technokraten, großer wirtschaftsunternehmen oder geistloser, korrupter und anspruchsloser politiker. keine schöne vorstellung. ein gedanke beschäftigt mich seit tagen: nicht die industrie ist schuld, dass wir lebensmüttelmüll im discounter kaufen, der sozialstaat bröckelt und die gesellschaft verroht, sondern wir sind es. wir, die wir nur an uns denken und für unsere fehler immer wieder neue schuldige suchen. weil wir aufgehört haben, laut aufzuschreien, wenn wir ungerechtigkeit sehen. weil wir die lügen glauben. weil wir uns ablenken lassen, von dem glitzer. weil der kaiser doch eigentlich nackt ist. weil uns die mitmenschen egal sind, solange ihr fernseher weniger zölle hat als unserer. wir fordern grünen strom und salami im angebot beim lidl und fahren mit dem großen SUV vor. wir weinen, wenn dieter bohlen jemanden rausschmeißt, aber gehen mit eisigem blick am penner vorbei. wir sind so verlogen, dass wir es selbst nicht mehr merken. und der verlogene christian wulff war unser präsident. weil wir selbst keinen dreck bessser sind. wann werden wir merken, dass nicht ein hartz4er unser problem ist, sondern einer, der sich aus steuerspargründen in sonstwo sonnt. warum immer auf jene, die sich nicht wehren können? weil das nur menschlich allzu menschlich ist? glaube ich nicht. ich glaube, dass wir fett, faul und träge geworden sind. zeit, etwas zu ändern. gelich morgen.


carsten ~ 16.04.2012 ~ # ~ gesellschaft