warum wir bald omas fürchten müssen:

der spiegel hat sich gedanken gemacht über das ende der kaufhäuser. ich glaube ja eher, dass die inzwischen omnipräsenten überalligen shoppingcenter schuld sind am untergang von karstadt und co. der kapitalismus frisst seine kinder (oder omas). bleibt nur die frage, warum die regierung nicht eingeschritten ist. was sollen nur die ganzen omis jetzt den ganzen tag tun? werden sie marodierend durch die straßen ziehen, ihre kümmerliche rente in drogen umsetzen oder im casino verzocken? da kommen völlig neue probleme auf uns zu. und wir werden uns nach der zeit zurück sehnen, als andreas baader nur brandstiftete und quetschenpaua sang:

wir sangen und wir tanzten und das ging die ganze nacht
mit oranger hasskappe hier und da noch nen feuerchen entfacht
konsumtempel die flackerten und wir riefen außerdem
der angriff gilt den königen und dem ganzen scheiß system
könige sind schurken
gehören umgebracht
genau wie saure gurken werden einfach reingemacht
komm wir machen die paläste dem boden gleich
feuer und flamme dem königreich!

jetzt gehen die paläste selbst unter, sang- und klanglos und ohne staatliche hilfen (gottseidank!). das system bleibt und wird sich weiter in unser leben fressen.

pixelroiber’s next germany

öfters schon stellte sich an dieser stelle die frage, in was für einer welt wir eigentlich leben wollen in der zukunft. und je länger man darüber nachdenkt, desto schwieriger wird es. ich will mal anfangen und skizzieren, wie ich mir das so vorstelle. ihr widersprecht und ergänzt. kennt ihr ja.

zakaz (Juli 2008)

es wird keine hunde mehr geben und auch keine hundehaufen, zumindest nicht in den städten. die hundesteuer wird so maximiert, dass es sich kein normalsterblicher mehr leisten kann. tiere in kleinen wohnungen zu halten ist menschenverachtend tierquälerei. stillt euren knuddelbedarf mit eigenen kindern, das ist wenigstens volkswirtschaftlich vernünftig. hundebabys bezahlen keine rentenbeiträge.

jeder bürger sollte die funktionen von portalen wie ePetition und abgeordnetenwatch kennen und nutzen können. politik sollte nicht länger in den händen von einzelnen wahnsinnigen sein, sondern jeder einwohner sollte die möglichkeiten zur partiziaption nutzen, so wie es das grundgesetz vorschreibt. nur so wird eine wirkliche demokratie draus.

schon vor der krise schwächelnde und taumelnde geschäftsmodelle müssen nicht gerettet werden, nur weil sie noch weniger funktionieren in einer globalen krise. deswegen: lasst doch opel und karstadt und quelle und wie sie alle heißen sich in ruhe gesundschrumpfen oder zumachen. was sollen millardensubventionen an dieser stelle? verbranntes geld, das in infrastruktur und bildung besser aufgehoben wäre.

das steuerrecht vereinfachen. radikal und ohne ausnahmen. denn je komplexer und löchriger die gesetze, desto findiger sind auch die steuerberater, die garantiert auch bei der nächsten gesetzesänderung ein schlupfloch finden. warum muss das so verworren sein? wieviel lebenszeit hast du, lieber leser, schon mit dem ausfüllen von anlage N vergeudet?

die endgültige trennung von staat und religion sollte langsam mal vollzogen werden. was mischt der staat sich hier ein mit seiner kirchensteuer? religion gehört in die köpfe und familie und in die gotteshäuser und hat sonst nirgends was zu suchen.

die machenschaften der zuckerindustrie sind zu untersuchen und aufzudecken. da sie einen ähnlich hohen schaden verursachen wie die tabakindustrie. wer das nicht glaubt, liest bitte hier.

es gibt noch soviele themen und es bleibt spannend. wir sollten langsam mal anfangen. sonst gehts uns wie den römern: lagen nur rum und aßen und tranken wein. und dabei sind sie untergegangen, auf hohem niveau, aber untergegangen ist untergegangen. und diesmal triffts die ganze menschheit.

was ist eine anhörung im bundestag gegen den besuch einer deutschen post-filiale im wedding?

heute war was los im bundestag und alle haben zugeschaut: die anhörung zu den plänen der bundesregierung, das internet zu sperren. eine übersicht über die einzelnen stellungsnahmen gibt es hier und heise schreibt über den chilling-effekt. das ist alles gut und richtig und wichtig und wer es noch nicht getan hat, sollte auch die petition unterschreiben, keine frage.

zur gleichen zeit stand der autor in einer filiale der deutschen post im wedding in der schlange und staunte. schon länger gibt es da den postbeamten mit der fönfrisur, so typ fdp-vorsitzender. und er hat immer recht, das ist das problem. vor ihm stand eine postbank-kundin, die wollte ihren kontostand wissen, nur leider hatte sie nichts dabei, was sie identifizieren konnte. es entspann sich eine diskussion epischen ausmaßes. die fönfrisur fiel irgendwann in einen singsang und betete die vorschriften vor und die kundin rastete aus. zeitgleich machte sich unmut breit in der wartenden schlange, der tättowierte bauarbeiter mit dem sächsischen akzent verwechselte das geschlecht der kundin und raunte sie an. die gutmenschin hinter dem autor beteuerte wenig zeit zu haben und die luft brannte. was dann geschah, lässt sich in wenigen worten zusammen fassen und trotzt jeder beschreibung: die nun sehr erboste kundin ging ohne ihren kontostand und fönfrisur lächelte siegesgewiß in die runde. der autor kam schleunigst dran und bezahlte seine 3,10€ mit der ec-karte.

woran merkt man, dass finanzkrise ist? #3

dass jemand auf einer bekannten auktionsplattform seinen körper als werbefläche anbietet in form eines drei jahres-tattoos, das ist schon ziemlich ausgelutscht und eigentlich nicht mehr witzig, sondern nur noch platt. da müsste man ja schon aus lauter böswilligkeit mitbieten.

wenn aber einer anbietet, mit edding was auf seinen arm zu schreiben und so dann vier wochen rumzulaufen, dann schmunzeln wir und fragen uns: wäscht er sich in dieser zeit nicht? was sagen die eltern und die lehrer dazu? und mit blick auf seine anderen auktionen: braucht da jemand dringend dringend bargeld? hochverschuldet durch klingeltonabos? wo bleibt der rettende staat? sind wir schon wieder soweit?

könnt ihr mal sehen:

Angeschaut und Nachgedacht

Seit einiger Zeit hat sich im deutschen Fernsehen die Realität breit gemacht, sich mit ihrem fetten Hintern auf die Sofas der Republik gesetzt und nascht nun Chips vom Fliesentisch. Jeden Tag können wir den ganz normalen Alltag erleben von meist unterschichtigen Menschen mit ihren Sorgen und Nöten und Frustrationen. Doch über Politik spricht niemand und wenn, dann meist nur über Hartz und “dass die da oben sowieso alle machen was sie wollen”. Ist das die Stimmung in Deutschland? Kann man die Politikverdrossenheit und wirtschaftliche Lage anhand von RTL2-Formaten messen? Sind sie ein Spiegelbild von uns selbst oder bleiben sie ein Zerrbild der Wirklichkeit? Oder sind die Protagonisten nur eine Minderheit, die auch mal ins Fernsehen wollen? Jedenfalls kann Peter Zwegat nicht allen helfen, auch wenn er vielleicht den Eindruck vermittelt. Und im Hintergrund schreit der neoliberale Gedanke: Unter diesen Voraussetzungen macht eine Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen doch gar keinen Sinn. Heraus geschmissenes Geld, Fütterung von Sozialschmarotzern!

Doch vielleicht betrachten wir das alles vor dem Hintergrund der falschen Prämissen. Wir bekommen nur das Fernsehen, was wir selbst auch sehen wollen. Sonst würden schließlich die Einschaltquoten von arte höher sein. Die Gesellschaft verfault also von innen und wir schauen genüsslich dabei zu, ohne zu merken, dass wir selbst längst Teil geworden sind und gleichsam verfaulen. Woanders krepieren Artgenossen, weil sie nichts zu fressen haben oder sie leben zumindest auf einem viel niedrigerem Niveau. Wir haben uns längst daran gewöhnt und damit abgefunden. Ist halt so. Kann man nix ändern, was kommt heute eigentlich im Fernsehen?

Ich bin kein Gutmensch, mein Strom wird aus Atomen gemacht und mein Müll landet eher gar nicht getrennt auf der Deponie. Mein Beitrag zur Erhaltung der Menschheit beschränkt sich auf Energiesparlampen und das Wasser abzudrehen während dem Zähneputzen. Doch das wird nicht reichen, das wissen wir selbst. Irgendwann wird es krachen. Nur weiß keiner, wie und wo und wann. Doch es lodert schon an allen Ecken und Kanten dieser unserer Welt. Bürgerkriege, Krisen, Epidemien – alles Vorboten des Untergangs? Oder kommen wir noch einmal mit einem blauen Auge davon?

Warum schreibe ich diesen Wust aus Altbekanntem? Nun, immer wenn du denkst, dein Weltbild gleicht dem aller anderen, dann kommt irgendwer daher gelaufen und beweist dir das Gegenteil. Gerade erlebt bei dem Film Heimatkunde von Martin Sonneborn – da denkst du, die Spaltung von Ost und West ist endlich mal vorbei und in den Köpfen gibt es nur noch ein Land. Doch weit gefehlt, in seiner sechswöchigen Reise rund um Berlin erleben wir mit ihm die Spaltung der Gesellschaft, als hätte es eine Wiedervereinigung nie gegeben. Es ist so frustrierend, dass es nicht mal mehr witzig ist. Aber wahrscheinlich ist das der Grundgedanke der Wahrheit: Sie weicht meist vom eigenen Gedankengebäude ab und tut weh.

Was ist also zu tun? Wieder einmal: Weniger Fernsehen, Müll trennen und endlich mal darüber nachdenken, wie wir eigentlich leben wollen in 10, 20, 50 Jahren.