Der Terrorist als Gesetzgeber. Wie man mit Angst Politik macht

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ein spannendes kleines büchlein. im kern geht es um die politik der vergangenen jahre, die – nicht nur im schlagschatten der ereignisse von 9/11 – immer weiter die grundrechte beschneidet und mit angst und hysterie versucht, die bürger einzuschüchtern. prantl beschreibt, manchmal polemisch, manchmal sehr klug, warum und wieso. zieht prallelen zur inquisition.

nicht mehr ganz aktuell, da karlsruhe die vorratsdatenspeicherung inzwischen stark eingeschränkt hat (Urteil vom 2. März 2010, siehe wikipedia.org: Vorratsdatenspeicherung).

nichtsdestotrotz erfährt der leser viel neues. über das asylrecht und die praxis, über das sogenannte feindrecht von günther jakobs und allerlei mehr.

[xrr rating=8/10]

warum es dieses jahr keinen adventskalender gibt

bei der ZEIT gibt es einen guten artikel zur aktuellen hochschuldebatte / bildungsstreik. ich selbst streike nicht. weil ich nicht kann, ich habe keine zeit. das studium frisst die ganze zeit. echt jetzt mal. und die freie zeit muss für die familie bleiben. ganz klarer fall. aber ich bin einverstanden mit den meisten der forderungen. dass sich was ändern muss. dass bologna zumindest überarbeitet werden muss. dass die profs und mitarbeiter auch miteinbezogen werden sollten. denn die situation ist unerträglich: die lehrpläne sind zum teil diesselben geblieben, nur die regelstudienzeit wurde verkürzt. das ganze credit point system ist noch unausgereift, verlangt an manchen stellen zuwenig und anderswo zuviel aufwand. es fehlt die erfahrung, das muss dringend überarbeitet werden. vor ein paar semestern noch hätt’ ich mitgemacht beim besetzen und streiken, doch jetzt will ich endlich fertig werden und raus aus diesem unerträglichen system aus (falschem) leistungsdruck und klausurenstress. auch das womöglich eine folge von bologna: dass jeder nur an sich denkt. womöglich sollte man tiefer diskutieren: welchen stellenwert ein studium und und ein student in der gesellschaft hat. wofür das alles? führt die verschulung der universitäten nicht automatisch zu schlechter ausgebildeten fachkräften, die nur straight nach vorne denken und nicht nach rechts und links? übrigens auch der grund, warum es dieses jahr keinen adventskalender gibt hier. auch eine form des streiks. immerhin.

fröhliche vorweihnachtszeit!

warum zeitungslesen auch nicht glücklich macht

stell’ dir vor, es ist politik und alle machen was sie wollen: der eine bombardiert zivilisten und will bis zuletzt keinen fehler darin erkennen. der andere säbelt einen journalisten ab, nur weil der ihm nicht gefällt. am nürburgring soll es nicht mit rechten dingen zugegangen sein, usw, usf…

eine positive nachricht findet sich dann doch noch zwischen all’ dem unsinn:

Daniel Dettling, Geschäftsführer der umstrittenen Denkfabrik “berlinpolis”, hat erstmals öffentlich zugegeben, dass seine Firma mit der Lobbyarbeit im geheimen Auftrag der Deutschen Bahn und weiterer Kunden im Jahr 2007 “einen Fehler” begangen habe. (tagesspiegel)

übrigens musste erst lobbycontrol den schwindel aufdecken.

Rundumschlag

Herta Müller ist das Sonnenschein-Mantel-Debreu Theorem der Literatur: Alle reden darüber, aber keiner verstehts. Und zu lesen gibts auch nichts, alles ausverkauft, wird aber nachgedruckt, sagt die Buchhändlerin des Vertrauens. Der Nobelpreis als Konjunkturmotor, da lacht das schwarzgelb regierte Herz, auch wenn es in den letzten Tagen arg durch Koalitionsgezerre geschwächt wurde. Was wird da nicht alles diskutiert, sogar Atomkraftwerke sind plötzlich wieder da, obwohl wir dachten, das Thema sei durch. Zurück in die Achtziger also, noch schnell den Wollpulover aus dem Kleiderschrank kramen und ab ins Wendland. Und den Satz, dass Thilo Sarrazin im Grunde vielleicht recht habe, den kann ich nicht mehr hören. Da kann man gar nicht politisch korrekt genug reagieren und wutschnaubend sich aufregen über soviel Rassismus. Aber zumindest wird mal wieder diskutiert über Integration und Parallelgesellschaft, mit eigenartigem Beigeschmack, aber immerhin. Und ich will ja auch nicht bestreiten, dass es Probleme gibt. Nur sollte man mal anfangen, sie zu lösen und nicht polemisch Steinigungen fordern (was im Grunde die Verlängerung der Sarrazinschen Thesen ist). Da könnte man auch gleich die Katzenkastration fordern.