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Universum Ackerstrasse: Berliner Geschichten

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architekturkritik, persönliches, stadtgeschichtliches – in kleinen reportagen und anekdoten erzählt die autorin von einem berlin, das mittlerweile geschichte ist. anfang der neunziger, als alles anders war, erzählungen aus einer zeit, so unglaubwürdig und doch seltsam vertraut (weil es meine eigene biographie streift). nur nebenbei geht es auch um die ackerstraße, um die menschen in einer stadt, die ständig neu erzählt wird. um mißglückten städetbau, architektur, die es längst nicht mehr gibt. um die arbeit der autorin für das stadtmagazin scheineinschlag. und mehrmals fällt der satz: „Von Düsseldorf hatten wir nie geträumt.“ – und es aber bekommen, möchte man anmerken.

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Alexis Sorbas

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roman über einen, der eigentlich lieber liest und schreibt, aber unbedingt eine kohlemine auf kreta eröffnen will. zum glück trifft er einen, der eher zupackt als nachdenkt und die drecksarbeit in der mine erledigt. der beginn einer wunderbaren freundschaft, die auch zahlreiche frauengeschichten nicht zerstören können. das unternehmen jedenfalls steht nicht im mittelpunkt des buchs, eher die abende am strand und die tiefen gespräche. die philosphie des titelhelden ist es, die unser griechenbild bis heute prägt und höchstwahrscheinlich sehr schief ist. es geht um nichts geringeres als geschichte, philosophie, glaube und den tod. ein ulysses mit besserem wetter.

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über Leonard Cohen (Hörbuch)

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lukas und harry tingeln mit ihrer band durch die provinz. eines tages hört lukas leonard cohen und ist hin und weg. seitdem liest er die gedichte des künstlers, trampt durch europa und erzählt über liebe und kunst. immer wieder cohen-zitate. das höbuch kommt leider ohne musik daher, was traurig ist, weil hier hätte es gepasst. sicher wieder rechte-probleme.

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Sind wir nicht Menschen (Hörbuch)

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sammlung von kurzgeschichten (im original bereits 2017 als The Relive Box erschienen) über gebrochene männer. tatsächlich geht es um fragile alte weiße männer, frauen sind nur deko in den geschichten. kann natürlich absicht sein, oder ist einfach das naheliegendste für den autor (*1948). teilweise bizarr bis grotesk. und in gewohntem erzählton. ein kluger beobachter und erzähler.

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Vorstadtkrokodile

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das buch habe ich selbst mehrmals als kind gelesen, war zwar kein schulstoff, aber irgendwie habe ich es trotzdem in die hände bekommen. und nun haben wir es zusammen mit der roibertochter gelesen. die vierzig jahre merkt man dem buch an, es tauchen wörter auf wie „Peterwagen“, „Itaker“ und „Invaliden. abgesehen davon ist das buch überraschend aktuell. es geht um freundschaft, inklusion, um verrat, moral, arbeitslosigkeit und ausländer (hier: gastarbeiter). alles ist ein wenig düster gezeichnet, in der papageiensiedlung, einer reihenhaussiedlung im ruhrpott, wissen die kids nichts mit sich anzufangen und spielen auf einem alten fabrikgelände. sie integrieren nach einigen vorurteilen den rollstuhlfahrer. eine einbrecherbande treibt ihr unwesen und die ausländer sind schuld. dabei ist alles ganz anders. alles wirkt ein wenig linksgrünversifft, das buch ist hochpolitisch und moralisch aufgeladen, es kommt mit einem erziehungsauftrag daher und bleibt ein kinderbuch. die story ist banal und vorhersehbar. erschreckend viele sprachliche und logische fehler geben sich die hand. aber aktuelle kinderbücher sind nicht besser. das vorliegende eignet sich tatsächlich zum diskutieren und nachdenken, das macht den reiz aus.

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Höllensturz: Europa 1914 bis 1949

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To Hell and Back, so der englische Titel, beschreibt auf eindringliche Art Europas dunkle Jahre, die erste Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts, vom ersten bis zum zweiten Weltkrieg und die schwierige Phase dazwischen. Wobei der Fokus der Betrachtung tatsächlich auf Europa liegt, trotzdem diese Jahre extrem deutsch waren, im wahrsten Sinne. Kershaw bemüht sich, Entwicklungen aufzuzeigen, wie das Wettrüsten und Nationalismus in den ersten Weltkrieg mündete, wie Konservatismus und erneuter Nationalismus die Demokratiebemühungen der Zwischenkriegsjahre vernichteten, wie Appeasement und Gleichgültigkeit gegenüber Nazi-Deutschland in die Katastrophe mündete, wie es im Angesicht schwacher Staaten in Europa unweigerlich zum Kalten Krieg kam. Und immer wieder die Entwicklungen der Staaten, der Gesellschaften, der Politik, der Wirtschaft, der Medien, der Religion. Das Buch glänzt weniger durch Zusammentragen der Fakten – denn so viele passen nicht in 700 Seiten – es sind eher die Zusammenhänge, die Linien. Und manchmal auch die kleinen Geschichten, etwa die Erinnerungen des polnischen Dorfbürgermeisters oder individuelle Beschreibungen des Krieges von Soldaten. Dabei ist Kershaw wenig tendenziös, akribisch und manchmal sogar witzig, auch wenn dies bei dem Thema eher selten möglich ist. Es gibt keine Fußnoten, dafür eine umfangreiche Bibliographie, Karten und einige Photos, Zeitdokumente. Es ist weniger ein Fachbuch als ein anspruchsvoller Versuch die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in Worte zu fassen.

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Unentschlossen

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DSC_0931 Beeindruckendes Buch über einen Endzwanziger kurz nach 9/11. Das verwöhnte weiße Scheidungskind aus der Mittelschicht hat seine Sinnkrise, experimentiert mit Drogen, verliert seinen Job und findet Liebe und Sinn auf einer Reise nach Lateinamerika. Was wie eine blöde Schnulze klingt, ist in Wahrheit ein Schatz, reich an Kritik an Gesellschaft, Globalisierung usw. Kunkel versteckt politische Forderung nach mehr Partizipation, Teilhabe und Rücksicht in einen Entwicklungsroman. Flott und amüsant geschrieben, man atmet die Buchseiten nur so ein.

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Prag. Eine Stadt in Biograhien

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biographien_prag man kann sicher einer stadt auch über jene menschen nähern, die sie geprägt haben, die hier lebten und wirkten. zwanzig biographien, die eng mit der stadtgeschichte und der europäischen geschichte verknüpft sind. die hier lebten, litten, starben:
  • Wenzel von Böhmen
  • Karl IV.
  • Jan Hus
  • Judah Löw
  • Rudolf II.
  • Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein
  • Wolfgang Amadeus Mozart
  • Božena Nemcová
  • Bedrich Smetana
  • Antonín Dvorák
  • Jaroslav Hašek
  • Franz Kafka
  • Max Brod
  • Edvard Beneš
  • Egon Erwin Kisch
  • Lenka Reinerová
  • Alexander Dubcek
  • Emil Zátopek
  • Miloš Forman
  • Václav Havel
anschaulich erzählt und verknüpft mit touristischen zielen. nett.

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Die Zukunft ist schön

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108_0 unsichtbar_farbig_irisDisclaimer: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Unsichtbar Verlag zur Verfügung gestellt.
ein sozial kaputter (weil reich) schläft sich aus dem kapitalistischen jetzt des jahres 2013 ins zukünftige 2026. und da ist alles anders und vor allem besser. in nur wenigen generationen hat sich die ganze welt in eine vernünftige gewandelt und alles ist so viel besser. da das natürlich irrwitzig unrealistisch ist, nimmt sich der protagonist viel zeit für fragen und reflektiert die antworten. es gab keine kriegerischen revolutionen, die menschheit hat vielmehr ihre unmündigkeit erkannt und entsprechend gehandelt und nach nur wenigen generationen war alles gut. und das will uns der autor wohl mitteilen: dass wir jetzt den arsch hochkriegen sollen, sonst wird die zukunft eben nicht schön. dass es möglich ist, aber bald zu spät sein könnte. streckenweise bisschen handlungsarm, eher dialogisch oder monologisch. nur die geheimnisvolle tochter hätte noch ein bischen mehr kontraste setzen können.

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Glänzende Geschäfte (Hörbuch)

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Die Fortsezung von Münks Insassen. Dr. Löhring ist wieder da und macht den ehemaligen Häftling zum Vermögensverwalter. Und jetzt wird es kompliziert, die Gesellschaften sind eng verwoben, die Kunden gleichzeitig Schuldner und Gläubiger und nur wenige haben einen Überblick. In der Mitte wird das Buch unnötig technisch, aber das liegt wohl an der Materie. Wer noch Strategien und Vokabeln für seinen Posten im Management sucht, der wird hier fündig. Auch die Kollegen aus der Finanzverwaltung werden eifrig schmunzeln. Allen anderen, normalen Menschen wird es sicherlich zu langatmig und aufgebläht. Mir gefällts, muss wohl auch am Erzähler Jürgen Uter liegen.

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América

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20140504_162704 beim großen buchhändler beschwert sich ein rezensent:
„Hier wird das Leben eines illegalen mexikanischen Einwanderers mit seiner Frau in den USA dargestellt, was noch halbwegs interessant ist. In Kontrast hierzu wird der Alltag einer amerikanischen Familie gestellt, was stinklangweilig ist, da dieser für uns ganz normal ist und unseren eigenen Tagesablauf darstellen könnte.“
und ja, die beschreibung passt. es geht um kontraste. vor fast 20 jahren erschienen und immer noch aktuell. wie reagieren wir, wenn jene, die wir in der vergangenheit so sorgfältig ausgebeutet und ausgeschlossen haben, plötzlich ihr stück vom kuchen haben wollen. in den USA sind das mexikaner, bei uns die menschen aus den afrikanischen ländern. zugespitzt und pointiert erzählt boyle die geschichte vom weißen naturburschen, dem sein weltbild abhanden kommt, als er einen mexikaner anfährt. vielleicht ist es nicht boyles bestes werk, aber lesen sollte man es schon.

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Die Insassen (Hörbuch)

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20140904_115511 Schönes Setting: Top-Manager burnen aus, werden in eine Klinik eingeliefert, können es aber nicht lassen und planen während ihres Aufenthalts den Börsengang der Klinik. Unnötig zu sagen, dass sie es tatsächlich schaffen. Mit viel Humor und Manager-Sprech und der Grundfrage, wer eigentlich verrückt ist und wer eingesperrt gehört. Pluspunkt für das breite Hessisch des Vorlesers Jürgen Uter.

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Engel von Berlin (Hörbuch)

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auch toll. zwei jugendliche finden sich selbst und verlieren sich. verirren sich. nicht unbedingt, weil berlin so groß ist, eher weil erwachsen werden nicht so einfach ist. und man es vielleicht nicht immer will. zwei verschiedene milieus, verschiedene ansichten, vorstellungen – und doch! die immerwährende suche nach dem immergleichen. schön konstruiert und erzählt. [xrr rating=5/7]