Erscheinungsjahr: 2016

:

Panikherz (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
tatsächlich habe ich um die bücher und artikel des autors immer einen bogen gemacht. das popliterarischen gibt sich eben auch als stumpfsinnig. offenbar habe ich echt was verpasst. nun denn, vorliegendes buch ist seine (vorläufige) autobiographie, sozusagen das ehrlichste von allen. die knapp 17h hörbuch (vom autor gelesen) sind ein gewaltiger ritt durch die musikszene der neunziger, drogensumpf, entzugsklinik und rückblick am pool in LA. ein imposantes leben, viele abstürze, viele bekannte weggefährten. vor allem Udo Lindenberg und Bret Easton Ellis. schön geschrieben und auch ein bisschen knifflig, man muss sich als hörer konzentrieren, um die zeitebenen nicht durcheinander zu würfeln. die vielen namen und fremden stimmen sind auch ablenkung, selbstschutz, damit er sich nicht mit sich und seinen problemen auseinander setzen muss. das mag frustrierend sein, anderseits ist es ein eindrucksvoller blick auf die medienbranche und ihre mechanismen. man möchte nicht tauschen.

:

Hier bin ich (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
gelesen von Christoph Maria Herbst. es geht um eine amerikanische familie, die sich durch den besuch der israelischen verwandtschaft mit ihren wurzeln auseinandersetzt, mit ihrer identität. die ehe ist schon länger nicht mehr goldig, der sohn hat keine lust auf die bar mitzwa. der großvater stirbt, in israel bricht krieg aus. alles auf einmal und nun am ende stirbt der hund. die großen fragen werden gestellt, nach religion und zugehörigkeit. es ist kompliziert. dem autor gelingt, das alltäglich banale in größere zusammenhänge zu stellen.

:

Wunderbare Jahre: Als wir noch die Welt bereisten (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
ob in israel, in kapstadt, auf dem kreuzfahrtschiff oder italien: frau berg ist rumgekommen und erzählt in ihrer lakonischen, detailbesessenen art davon. von damals, als reisen abenteuer war, ohne mobilem internet, man sich mit sich auseinandersetzen musste oder mit den mitreisenden oder gar mit dem urlaubsort. ob es jedoch an den jeweiligen orten besser war damals, darf bezweifelt werden. sicherlich ist die gefühlte bedrohung durch terror größer geworden. aber gerade ihre erzählungen aus lateinamerika sind schon sehr abenteuerlich. da die texte in einem sehr großen zeitraum entstanden sind und hier als zusammenfassung vorliegen, sind sie auch alle verschieden und es ergibt sich kein erzählerischer fluss. trotzdem, als zeitdokument spannend – hinter jedem der texte gibt es ein postscriptum mit aktuellem geschehen. man möchte frau berg in den rollkoffer packen und auf reisen mitnehmen.

:

Unterleuten (Hörspiel)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Ich habe das Hörbuch (15h) angefangen, jedoch nicht zuende gehört. Das Hörspiel (5h) ist kompakter und auch lebendiger durch diverse Schauspieler. Das Buch selbst ist schon ein kleiner Schatz: Juli Zeh hat einen eigenen Kosmos in der brandenburgischen Provinz geschaffen. Sämtliche Protagonisten erzählen ihre Sicht der Dinge und treiben so die Geschichte voran, in der geht es um große Weltpolitik, aber auch um den Mikrokosmos eines Dorfes. Ein bisschen wie Dogville von Lars von Trier (2003). Zugezogene und Investoren bringen die jahrelang unter den Teppich gekehrten Konflikte zutage, krasse Geschichten der Nachbarn, von denen jeder ahnte, niemand aber jemals sprach. Dazu immer wieder der große Bruch 1989/90, bei dem es Gewinner aber auch Verlierer gab. Eigentlich passiert gar nicht viel, es sind die Figuren und ihre Gedanken, die das Buch über lange Strecken tragen. Wie menschlich sie von ihren Ansichten selbst überzeugt sind, wie absurd so manche Entscheidung gerechtfertigt wird. Wie nachvollziehbar das ist. Aber auch: Wie empfindlich und komplex das Soziale ist, gerade in einem kleinen Dorf. Subtext: Ein Artikel von Juli Zeh in der Zeit sorgte letzte Woche für Trubel in sozialen Medien, nicht das erste Mal werden ihre Positionen kritisch diskutiert. Darum solls hier jedoch nicht gehen.

:

Als wir zum Surfen noch ans Meer gefahren sind: Unser Leben vor dem Internet (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Früher war alles besser und das ist das Buch dazu. Es gab keine Smartphones und wir haben trotzdem überlebt. Obwohl das keine 20 Jahre her ist, klingt es wie Opa erzählt vom Kriege. Es ist auch wirklich nichts spannendes dabei, war halt so, da zuckt man mit den Schultern und geht weiter. Mir fällt auch nach längerem Nachdenken niemand ein, für den das spannend sein könnte.

:

Geisel

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Über 100 Tage ist Christophe André Gefangener in Tschetschenien. Seine (wahre) Geschichte wird hier als Comic erzählt. Tatsächlich passiert nicht viel, es ist nur unglaublich bedrückend. Tag um Tag vergeht, mit Handschellen gefesselt am Heizkörper. Ab und zu gibts Essen oder einen Toilettengang. Schön gezeichnet, bedrückend zu lesen.

:

Fleischers Blues

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Als Herr Lehmann noch gar nicht in Berlin war, da ging es ähnlich wild und anarcho-syndikalistisch zu in Kreuzberg und Schöneberg. Hauptvogel erzählt teils biographisch von einer längst vergangenen Zeit. Das Buch ist wie ein Kneipenabend, am nächsten Morgen hast du schon wieder alles vergessen, aber das Grundgefühl bleibt. Irgendwas mit Drogen und Frauen und Hausbesetzung. Ganz ehrlich, ich weiß es nicht mehr, aber es war gut. Der Tagesspiegel war 2016 mal mit Hauptvogel unterwegs.

:

Untenrum frei

erschienen: • ISBN: • Farbe:
ein wichtiges buch, es passt in diese unsere zeiten. es wird nicht zeitlos sein, man sollte es jetzt lesen. und eher als beitrag zu einer debatte sehen, die sehr vergiftet, sehr zornig und emotional geführt wird. zu recht, denn es geht um wut und um nicht weniger als um die frage, wie unsere gesellschaft aussehen wird in ein paar jahren. wer wird die deutungshoheit haben, was diskriminierung, geschlechterordnung und rollenverteilung betrifft? Margarete Stokowskis buch ist eine erzählung aus den letzten tagen patriarchats (so der titel ihres aktuellen, 2018 erschienenen buchs). es geht um viel persönliches, negative erfahrungen mit sexismus und gewalt in kindheit und jugend und um die gesellschaft drumherum, die dies duldet, verherrlicht, verharmlost. um ihre späte begegnung mit dem feminismus. aber vor allem geht es um uns männer, die wir oft arschlöcher sind und uns dessen nicht bewusst sind. vor allem aufgrund fehlender empathie und mangelnder reflektion über unsere rolle in der gesellschaft. man muss mit Stokowski nicht einer meinung sein, aber es ist wichtig, ihre position und ihre argumente zu kennen und darüber nachzudenken. das buch hilft ungemein und liest sich auch gut runter.

:

Fallensteller

erschienen: • ISBN: • Farbe:
wir sind wieder in fürstenfelde zu besuch, diesmal auch die tiere, insbesondere der wolf ist ein thema und ein seltsamer fremder. die stadt steht kopf, aber am ende ist alles wieder gut. dazu noch andere stories: die vom rechtsanwalt in brasilien. und von mo und der unbenannten protagonistin in stockholm. oder auf reise durch frankreich und dem sterben des großvaters. im ferienlager in der natur. viele schöne sätze und sprachbilder und fiktive realität und reale fiktion. vom prosaischen ins poetische und zurück und vom roman zur kurzgeschichte und eigentlich ist es auch egal. lesen sollt ihr das und genießen. und darüber nachdenken, weil hier ist einer vorsichtig mit der sprache und benutzt sie nicht nur, sondern er weiß sie auch zu benutzen.

:

In der mittleren Ebene: Erzählungen aus den kapitalistischen Jahren

erschienen: • ISBN: • Farbe:
Frank Jakubzik ist Übersetzer (u.a. DFW), das vorliegende Büchlein ist seine erste Sammlung von Kurzgeschichten. Kleine, bissige Geschichten aus dem mittleren Management. Es handelt von jenen Menschen, die das Hamsterrad antreibt und die es ständig ölen. Manchmal stolpern sie, stehen wieder auf. Rechtfertigen sich und geben beim nächsten Mal zweihundert Prozent. Von Angestellten, die nicht aufhören können, weil sie sich zu wichtig nehmen. Hin und wieder überkommen sie düstere Gedanken oder – noch schlimmer – Gedanken, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Doch am nächsten Tag funktionieren sie wieder. Bitter, aber realistisch.

:

Fünfzehn sein: Was Jugendliche heute wirklich denken

erschienen: • ISBN: • Farbe:
eine anleitung für die großen? eher eine bestandsaufnahme. vieles hat sich nicht geändert, die jugend ist genauso suchend, verpeilt, grausam gegenüber anderen, süchtig nach aufmerksamkeit, anerkennung, zuneigung. es sind die selben themen, die ihren alltag bestimmen, die sie umtreiben: freundschaft, schule, gesellschaft, sex. nur haben sich die werkzeuge geändert: internet, smartphones, konsolen. es wird nicht mehr nur konsumiert, es wird gesendet. inklusive aller damit verbundenen gefahren. was aber schlimmer wiegt: damit ist die jugend viel präsenter in der medialen und gesellschaftlichen öffentlichkeit und macht sich angreifbar. cybermobbing, pädophile, kommerzialisierung, exhibitionismus im internet – die gefahren sind groß, doch widerspricht die autorin der vorherrschenden meinung, dass jugendliche permanenter gefahr ausgesetzt sind. sie könnten das schon sehr gut selbst einschätzen und lernen den richtigen umgang mit neuen medien spielend – krasse ausnahmen gibt immer. und so bestätigt sich auch einmal mehr, dass unsere selbstoptimierende gesellschaft auch an den kids nicht spurlose vorbei geht, sie ahmen nur nach, was wir ihnen vorleben. inklusive ausufernder mediennutzung. das vorliegende buch ist keine studie und auch wenn die autorin studien, untersuchungen und lehrbücher zitiert und ihren inhalt wiedergibt, so lebt das buch eher von den jugendlichen, die sie getroffen hat und zur wort kommen lässt. zwar mag es befremdlich wirken, wenn eine siebzehnjähriger seitenlang altklug über leben und liebe referiert – amüsant ist es allemal. oder die mädelsgruppe, die alle verschieden sind, auch verschiedene hintergründe haben, aber sich doch so ähneln, von ihrer eigenen gruppendynamik berichten. am ende vergleicht mühl (jahrgang 1976) ihre eigene jugend mit der heutigen und sieht viele parallelen. leider kann sich das buch nicht entscheiden zwischen nüchterner bestandsaufnahme und sprachrohr seiner protagonisten. auch wenn viele der kids sehr offen waren, so hätte man ihre aussagen und meinungen kritischer hinterfragen können. denn wenn wir schon feststellen, dass sich die heutige jugend nicht groß von unserer eigenen unterscheidet, dann sollten wir auch ins klassischste aller rollenmodelle verfallen: dem meckern über die untauglichkeit der jugend. wir sollten uns lustig machen über ihre klamotten, ihr verhalten, ihre ansichten. sie erwarten das so. verständnis hat da nur bedingt platz.

:

Der Polen-Komplex

erschienen: • ISBN: • Farbe:
31076872 kleines büchlein mit geschichten aus dem nachbarland. geschichten übers leben und überleben, über arbeit und migration. und klar wird vor allem eines: uns geht es allen gleich, nur sprechen wir vermeintlich eine andere sprache. leider viel zu kurz.

:

Die Modernisierung meiner Mutter (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:
diemodernisierungmeinermutter im zuge des – äußerst gerechtfertigten – erfolgs von auerhaus nun also eine sammlung früherer(?) kurzgeschichten. zumindest kannte ich einiges von anderen anthologien. bjerg beschreibt das unbeschreibliche, das gewöhnliche. während wir schnösel an alltagsereignissen einfach vorbeihuschen, bleibt er stehen und fasst es in worte. er dramatisiert, spitzt zu und bleibt dabei realistisch. manche geschichten sind stark, andere mittelmaß. als hörbuch, gelesen von ihm selbst, eine kurzweilige unterhaltung, die ich nur empfehlen kann.

:

Maschinendämmerung: Eine kurze Geschichte der Kybernetik

erschienen: • ISBN: • Farbe: ,
maschinendaemmerung etwas länger habe ich hierdran gelesen, weil es ein bisschen zäh und dröge geschrieben ist. weil es ein eine geschichte der kybernetik werden sollte, aber doch nur geschichten von der kybernetik erzählt. eine hochspannende geschichte im übrigen, sehr zu empfehlen. von den anfängen im zweiten weltkrieg bis zu cyberattacken auf die usa anfang der jahrtausendwende. der autor wird an einigen stellen sehr detailiert und beschreibt die bizarrsten geschichten von hippies auf acid und menschen mit visionen. vieles bleibt aber unerwähnt, besonders aktuelle entwicklungen spart er ganz aus, jetzt, wo es spannend wird in der künstlichen intelligenz. er spart es aus, weil wir nicht mehr cyber und kybernetik sagen, aber die begriffe konkrete technologie werden. trotz aller kritik ein spannendes buch über die irrungen und wirrungen im 20. jahrhundert, über gescheiterte gedanken, populärwissenschaftlichen unfug und vor allem militärforschung.