aufzeichnungen aus dem partyloch

Die Beichte ist eine scham- und schonungslose Offenbarung, geteilt in einen theoretischen Teil und eine Erzählung. Der erste ist eine Absage an die in den wissenschaftlich-technischen Fortschritt gesetzten Menschheitshoffnungen. In ihm finden sich so schöne Zitate wie:

kleiner bluterguss am rücken, nase schmerzt immer noch, schürfwunden an armen und händen – wie gefährlich kann tanzen eigentlich sein? drei tage nach der legendären party fühle ich mich immer noch wie überfahren und mein wach-schlaf-rhythmus kehrt nur sehr langsam wieder. heute nacht bin ich gegen drei aufgestanden und habe erstmal den neuen reader installiert. eine stunde später bin ich dann selig eingeschlummert.

Ein 40-jähriger verarmter Kanzleiangestellter im selbstgewählten hässlichen Exil vor der hässlichen Welt, den Kristallpalast lehnt er entschieden ab – das ist der beichtende Erzähler

den ganzen abend rekonstruieren? unmöglich! sicher, an ein paar details kann ich mich erinnern, der rest verschwimmt in schwammigem dunst. dabei lag es garnicht mal so am alkohol.

Und der Mensch? Er lasse sich am besten als “ein zweibeiniges undankbares Wesen” erklären.

gäste waren unheimlich viele da, sicher, vielleicht zu viele. und die anlage war auch ganz sicher überdimensioniert. nichts dagegen zu sagen. aber spaß hats schon gemacht, vor allem auch die vorbereitungen. vier wochen angespannte projektarbeit fordert einen und lässt weihnachten vergessen.

Der Mensch hat aber eine solche Vorliebe für Systeme und abstrakte Schlußfolgerungen, daß er bereit ist, die Wahrheit willentlich zu entstellen, sich Augen und Ohren zuzuhalten, nur um seine Logik zu rechtfertigen.

jetzt erstmal für die klausuren lernen und wunden lecken, danke hab ich schon woanders gesagt. vielleicht ist es auch mal angebracht, mich wieder bei einigen leuten zu melden?

…vielleicht liebt der Mensch nicht allein die Glückseligkeit? Vielleicht liebt er im gleichen Maße auch das Leiden? Vielleicht ist das Leiden für ihn ebenso vorteilhaft wie die Glückseligkeit?

[alle zitate geklaut und aus dem zusammenhang gerissen von hier]


carsten ~ 12.12.2006 ~ # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # ~ populärkultur

2 Comments

  1. Mein lieber Herr Roiber,
    endlich komme ich einmal wieder dazu, Ihnen zu schreiben. Wie Sie wissen, war ich durch die Vertretung des Ministers ziemlich ausgelastet, dazu kamen ein paar Auswaertstermine, Sie kennen das. Um so mehr freut es mich zu hoeren, dass auch Sie in den letzten Wochen mit einem interessanten Projekt beschaeftigt waren und es nun, am vergangenen Wochenende, zu einem erfolgreichen Abschluss bringen konnten. Meinen aufrichtigen Glueckwunsch dazu!

    Ein Punkt Ihrer Darstellung erscheint mir fragwuerdig: Sie beschreiben einerseits, dass Sie alle Ihre Freunde und viele weitere Personen bei Ihrer schoenen Veranstaltung (ich wuenschte, ich haette dabei sein koennen) zu Gast hatten, andererseits deuten Sie an, und Ihre Worte klingen bedauernd, dass es Menschen gibt, die Sie laenger nicht gesehen oder gesprochen haben.

    Mit den besten Wuenschen, auch fuer die anstehenden Pruefungen,
    Ihre Staatssekretaerin
    undsoweiter

  2. mehr verehrteste frau staatssekrärin,

    es entzückt und beschämt mich doch jedesmal, wie aufmerksam sie meine kleinen postulate lesen. auch ich muss gestehen, dass mein gestriger ausbruch an worten nicht mit merkwürdigkeiten geizt und die gesamte argumentation auf eher tönernen füßen steht.
    die gäste waren geladen und sie kamen zahlreich zu unserem kleinen hors d’oeuvre, fast bin ich geneigt zu sagen ‘diner’. und es hat sicher auch gefallen, waren doch die gespräche klassisch und die stimmung ausgelassen bis feierlich.
    nun haben aber die vorbereitungen bedauerlicherweise einige zeit verschlungen, dass gewisse gesellschaftliche verpflichtungen meinerseits vernachlässigt wurden.
    was ihre abweisenheit betrifft, so können sie versichert sein, dass es auf allgemeinen missmut stiess und sie doch ersehnt waren. bedauerlich, die ganze situation, doch lassen sie sich bitte nicht beirren, es wird noch mehr gelegenheiten geben und sie werden entzückt sein.

    ich danke ihnen für ihre warmherzigen wünsche und sende ihnen viele grüße und gutes gelingen für ihre gemeinnützige arbeit. und auch der herr minister soll nicht vergessen werden, war er es doch, der in seiner ganzen ritterlichkeit und männlichkeit seinen telegrafenapparat ihnen zur verfügung stellte.

    bleiben sie uns erhalten,
    Bürger Roiber,
    seines zeichens leiter feuilleton

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