samstag mittag im wedding

die erste sonne im wedding, transferzahlungen erzeugen schlangen vor der post. unterschichtler mit prall gefüllten tüten vom örtlichen discounter hetzen nach hause. ein kalter wind weht zwischen den kahlen bäumen, hochgezogene krägen an winterjacken. autoscheiben blitzen in der sonne. unter dem getauten schnee der müll längst vergangener monate: böller, schnapsflaschen. wieder neu in den straßen: hundebesitzer und hundekacke – wo waren den ganzen winter lang? das assipärchen auf der parkbank, dass sich mittags noch liebevoll zigaretten und bier geteilt hat, streitet sich abends über den ganzen hof. migrantöse jungsgruppen werden langsam von den spielplätzen vertrieben. dann sitzen da wieder die jungen mütter, reden schreiend mit ihren kindern. zeigen, dass erziehung laut sein muss, um zu funktionieren.
lost places #2

die gelben bvg-busse als zeichen, dass es noch eine funktionierende gesellschaft gibt. die konstante, auch wenn eine fahrt unverhältnismäßig mehr kostet als dem durchschnittshaushalt hier zur verfügung steht. sozialer frieden, in anbetracht der verhältnisse ein wunder. keine generalstreiks. keine unruhen, keine kulturkämpfe, auch wenn es von so manchem offenbar herbei gesehnt wird.

Schöner trödeln im Prenzlauer Berg

Der Gegenentwurf zum übervollen Mauerparktrödel ist nur ein paar Straßen weiter und hat immer offen: Der Euroflohmarkt an der Schönhauser Allee, kurz hinter der Bornholmer. Auf über zigtausend Quadratmetern findet man hier alles, was man eventuell mal gebrauchen könnte. Und im Gegensatz zum Szenetrödel ist es hier nie voll, sogar die Verkäufer muss man suchen, wenn man zwischen all’ dem Zeug endlich was gefunden hat. Als ich vor Jahren mal meinen alten Drucker da hin gestellt habe, hat es niemanden interessiert. Ich weiß nicht, wie die Händler da überleben, aber sie schaffen es und es wird diesen Markt auch noch ein paar hundert Jahre geben, dann ist die Szene längst aus dem Mauerpark verschwunden. Unbedingt mal hingehen!

Hier schreibt der Kulturpessimist noch selbst (#7)

Kommentare sind die Eiterbeulen des Internetzeitalters. Denn mit der totalen Demokratisierung von Informationen kamen auch die Schwachsinnigen, Intoleranten und Schwafler an die Tastatur. Und diese Allianz aus kollektivem Idiotismus nutzt die Kommentarfunktion auf unzähligen Seiten, müllt die Leitungen zu, verstärkt das Rauschen und die Frustration. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wir sind hier bisher weitesgehend davon verschont geblieben, doch es gibt viele Seiten, bei denen ich schon gar nicht mehr die Kommentare lese. Ich wünsche mir für 2009 ein Kommentarsystem, das automatisch geistigen Dünnschiss ausfiltert. Liebe Programmierer, könnt ihr das machen? Dann wird vielleicht auch das Internet ein bisschen schneller.

Hier sucht übrigens Einer Kommentarschreiber für 0,30€ bis 0,50€ pro Kommentar – die Qualität der Seite kann man sich vorstellen…


hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (1) (2) (3) (4) (5) (6)

angeschaut

umweltschutz geht uns alle an! – dieser satz hat sich fest in mein hirn gebrannt. und so habe ich ein schlechtes gewissen, wenn irgendwo noch eine normale glühbirne brennt, wenn leute ihren müll nicht trennen oder wenn die klospülung ohne spülstopp arbeitet. lieber friere ich als die heizung aufzudrehen und verzichte auf ein auto. trotz allem wird der regenwald abgeholzt und die amerikaner fahren überdimensionierte autos. zum gelebten ökofaschismus gehören auch regelmäßige informationsabende und -filme. und so gabs gestern al gores unbequeme wahrheit.

al gore redet viel. am liebsten über sich selbst. wie er mal fast präsident der usa wurde. über seine kindheit. und wie er als student dem co2 den kampf angesagt hat. er informiert seitdem über die globale erwärmung und deren folgen. dazu reist er um die welt und hält vorträge, redet mit experten und macht allerlei noch mehr solcher sachen. wahrscheinlich verfügt er über mehr powerpoint-folien als der gesamte microsoft-konzert. das ist löblich und es gibt wohl kaum einen zweiten menschen auf dieser unserer welt, der so konsequent und öffentlichkeitswirksam für den klimaschutz kämpft. er bedient sich dazu eines gut geschmierten pr-apparates. in der vergangenheit wurden auch noch mehr ungereimtheiten öffentlich. nichts dagegen zu sagen, der zweck heiligt schließlich die mittel.

doch der film begeht in meinen augen einen schwerwiegenden fehler: er ist zu sehr usa-zentriert. zwar wird china als weitere dreckschleuder erwähnt, doch es gibt schließlich auf der ganzen welt genug ökosünden. al gore denkt noch zu sehr nationalstaatlich: die usa sollten das uns das, die amerikaner sollten mehr strom sparen und weniger benzin verheizen. undsoweiter. doch globale erwärmung hat nicht nur globale auswirkungen, sondern auch globale ursachen. denn wie war das? umweltschutz geht uns alle an!

ansonsten netter film, wenn auch ein bisschen zu moralistisch. ich trenne jetzt noch ein bisschen müll…

darauf hingewiesen

xoooox

[picture by duncan (license)]

der tagesspiegel hat ein interview mit XOOOOX veröffentlicht. mit netten antworten inside:

…auch als Streetartist wird man irgendwann älter und hat sicherlich keine Lust, sich noch mit 50 vor der Polizei hinter Büschen oder Mülltonnen zu verstecken.

seine werke gibts übrigens in diesem flickr-set und natürlich auf den hauswänden dieser stadt.