Die Zukunft von vor Hundert Jahren

So hat man sich die Zukunft vor Hundert Jahren vorgestellt. Im Bild: Eine überdachte Stadt, damit niemand nass wird. Gar nicht so abwegige Theorie, halten wir uns doch inzwischen mehr in überdachten Einkaufszentren auf als in Innenstädten. Bei Paleofuture gibts noch mehr davon. Mit Schönwettermaschine und beweglichem Trottoir.

(via)

Tatort: Quartett in Leipzig (2000) – Ehrlicher & Kain + Ballauf & Schenk

Produktionsnotiz: 30 Jahre “Tatort” im Ersten: “Taxi nach Leipzig” hieß der erste “Tatort”, der am 29. November 1970 ausgestrahlt wurde. Fast auf den Tag genau 30 Jahre danch gibt es jetzt einen ganz besonderen Jubiläumskrimi, denn erstmals ermitteln die MDR-Kommissare gemeinsam mit ihren Kollegen aus Köln.

Das war er also, der Jubiläums-Tatort mit den vier Kommissaren aus Leipzig und Köln. Naja. Ich hatte mir mehr versprochen. Obwohl, die Story mit den zwei Toten im Burschenschaftsmilieu, die war schon ordentlich verstrickt. Etwas zu viel Ehrlichers Lunge und auch zuviel Ost-West-Stänkeleien (das war eigentlich schon im Jahr 2000 durch, jetzt wirkt es noch antiquierter, obwohl, passt eigentlich zur Kanzlerkandidatenkür…). Die beiden Kölner wirken ein bisschen blass neben dem Titan und seinem verpeilten Kollegen. Am Ende viel triefender Pathos.

Link +++ Erstausstrahlung: 26.11.2000

[xrr rating=4/7]

hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (#6)

für die ambitionierte partnersuche gibts genug seiten im netz. keine frage. funktioniert meist über ausgefeilte fragebögen und psychoquize. hab’ ich mir sagen lassen. nun leben wir aber im 21. jahrhundert, können schafe klonen und fliegen bald auf die venus. was liegt da näher als die partnersuche per dna-analyse? wissenschaftler haben herausgefunden, dass gewisse dna-stränge übereinstimmen müssen, damit mann und frau sich verstehen und ihr ganzes leben zusammen verbringen können. das sind keine zukunftsvisionen, das gibts wirklich: scientificmatch heißt das. kostet nur 2000 dollars für die lebenslange suche nach dem glück. am schönsten aber fand ich den fragebogen:

  • Were you raised by your natural parents during the first year of your life?
  • Have you been in bankruptcy during the past 7 years?
  • Have you ever been convicted of a felony?

Please check the appropriate boxes. If you are unable to accurately check all three, then we’re sorry; but you won’t be able to join us. If you do check all three and your background check reveals that you were convicted of one or more of the listed crimes, you may forfeit your full membership without recourse, and ScientificMatch may pursue you legally to recover actual and punitive damages.

könnte das mal einer testen und die ergebnisse bitte in die kommentare posten? bitte auch mit der eigenen dna, der vollständigkeit halber.

(via)


hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (1) (2) (3) (4) (5)

gddgd? dgddfg!

der tagesspiegel hat vor ein paar tagen eine geheime botschaft durch die leitung gejagt. im feedreader kam dann folgendes an:

der link hat natürlich nicht funktioniert. bruder google findet gddgd (2000 treffer), gddgdg (527) und auch dgddfg (200). was wollten uns die herren redakteure nur damit sagen?

lou reed: ecstasy [april 2000]

gerade im archiv gewühlt und eine uralte rezension gefunden! damals geschrieben für die jugendseite einer regionalen tageszeitung… übernehme ich hier unverändert. man beachte den holprigen stil. urx. und man merkt, dass ich zu viel rolling stone las zu der zeit…

Der zynische Melancholiker gibt sich erneut die Ehre. Wer bei dem Titel an chemische Designerdrogen denkt, irrt gewaltig. Reed feiert in beinahe jedem Lied sehr exzessiv seine eigenen Depressionen und präsentiert uns seine Weltanschauung in sehr tiefgründigen Texten und mal laut, mal leise gespielten Gitarren. Bis kurz vor Schluss jongliert er geschickt mit Begriffen wie Zeit, verflossener Liebe, Tod und Ausweglosigkeit. Jeder der 14 Tracks ist eine kleine, aber tiefgehende Short Story. Wir erahnen eine erlebte Reise durch die düsteren Abgründe seiner Seele, in der Reed allerhand verlorenen Gestalten wie Crackheads und Intellektuellen, Engeln und Huren, Gefangenen und Aufsehern, verlorenen Kindern und gefräßigen Eltern begegnet.
Diese Odyssee findet ihren Höhepunkt irgendwo in den 18 Minuten von “Like a Possum”. In diesem schwerfälligen und gitarrenlastigen Inferno, das sehr an alte “Velvet Underground”-Schrammelgitarren erinnert, befindet sich Reed im seelischen Vakuum: total betäubt. Dieser Song sollte keine Minute länger dauern, denn in genau dem Moment, in dem die Rasierklinge kurz vor dem Handgelenk hängt, ist das Stück vorbei und das vielleicht hoffnungsvollste und letzte Lied beginnt. Die Erlösung. Wir schauen in den “Big Sky” und nichts kann uns mehr anhaben.
Ein typisches Lou Reed-Album eben, das uns zeigt, dass Reed mehr ist als sein “Perfect Day” auf dem Trainspotting-Soundtrack. Er ist nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein perfekter Songwriter. Seine ganze Karriere lang hat er sich seine musikalische Kraft und Energie erhalten und hat diese voll und ganz in dieses Album gesteckt.
Diese CD empfehle ich allen verzweifelten, einsamen Herzen, die genug von pseudo-depressiven “Bubble Gum”-Texten haben. Exctasy ist hart, melancholisch und bitter, aber auf keinen Fall mitleiderheuchelnd. Wer aber auf kurzlebige und tanzbare Musik steht, sollte lieber alle Finger davon lassen, und Hals über Kopf aus dem Plattenladen türmen: Das ist noch Rock™n™roll, Lärm, mit dem man zum Glück aus dieser kranken Welt immer noch ausbrechen kann.

amazon-link: lou reed: ecstasy