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Das Schwein mit dem Holzbein

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ein musikjournalist bereist die welt, um mehr über wirtschaft zu erfahren. er schreibt es auf und ein verlag druckt das buch und schreibt drunter: “was sie schon immer über wirtschaft wissen wollten und nie zu fragen wagten”. nach lektüre dieses buchs steht fest: titel eindeutig verfehlt, aber unbedingt lesenswert. im stile eines bill brysons schreibt hier einer über andere länder und deren verhältnisse. und zwar aus der sicht eines durchschnittsamerikaners mit null durchblick in wirtschaftswissenschaften. das ist aber auch nicht erforderlich, schreibt er. und kommt dabei zu einigen einleuchtenden schlüssen (neben ziemlich kuriosen ansichten). aber das alles steht im fazit, viel interessanter sind seine reisebeschreibungen: wall street, albanien, schweden, kuba, russland, tansania, hongkong, shanghai. wobei er die länder miteinander vergleicht und höchst kurzweilig gemeinsamkeiten und unterschiede heraus arbeitet. teilweise arrogant (das buch entstand schon 1998, lange vor 9/11), meist aber scharf beobachtend:

Im gegenwärtigen Russland gibt es Volkswirtschaft in allen erdenklichen Variationen: gut und böse, kapitalistisch und sozialistisch. Sie wird unter Konditionen ausgeübt, die beständig schwanken zwischen Anarchie und totalitärer Beschränkung. Die Menschen, die die Gesetze machen, haben zu viel Macht und dennoch nicht genügend Macht, um der Gesetzlosigkeit Herr zu werden. Russland ist der Traum von einer Fallstudie. Das gilt natürlich nur, wenn man zufällig kein Russe ist.

und so geht es munter weiter. viel von der theorie lernt der leser zwar nicht, aber immerhin ein paar ansätze – lesenswert ist das allemal. und den satz würde ich auch unterschreiben:

Wir können nicht alle Probleme im Leben lösen, aber das Problem grober materieller Missstände auf der Welt können wir lösen. Diese Lösung funktioniert nicht perfekt, und sie funktioniert auch nicht einheitlich. Aber sie funktioniert. Wenn wir schon nicht alles in den Griff bekommen können, sollten wir uns mit den einfachen Sachen beginnen. Wir wissen, wie man Armut überwinden kann. Wir wissen, wie man Wohlstand schaffen kann. Doch aus lauter Faulheit, Angst, Selbstgefälligkeit, Machtgier oder idiotischem Idealismus weigern wir uns, etwas zu tun.

[xrr rating=8/10]

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Neulich in Neukölln: Notizen von der Talsohle des Lebens

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ein stadtbekannter vorleser und taxifahrer erzählt in gefühlten hundert kurzgeschichten über das (zusammen- und nebeneinander-) leben in neukölln. dabei stapft er in der tradition bekannter lesebühnenautoren. für das buch braucht man ungefähr eine stunde. ganz stilsicher liest man es in der u8. da fällt es auch nicht auf, wenn man mehrmals laut auflacht, denn das publikum in berlins skurilster linie ist selber schon verrückt genug. und so lesen wir von der kategorisierung des öffentlichen murmelns, vom richtigen rumlungern und der fabelhaften schlorkmaschine. das!ist!witzig! ehrlich jetzt. wobei die geschichten viel zu kurz sind und das buch viel zu schnell ausgelesen. der autor baut jedesmal eine phantasiekulisse auf und dehnt die situationen ins groteske. sowas mögen wir. mehr davon. und ich besuch auch mal wieder neukölln, versprochen.

[xrr rating=7/10]