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Mathias Menegoz: Karpathia (2014)

Veröffentlicht am May 12, 2025

ein historischer roman, spielt mitte des 19. jhds, am rande des habsburger reichs, in transsilvanien, dem heutigen rumänien: ein adliger österreicher will mit seiner frau eine neue existenz aufbauen, in den ländereien seiner vorfahren. er hat keine ahnung, keine vorstellung und seine träume zerplatzen an der realität. es herrscht noch leibeigenschaft, die wird nicht hinterfragt. in seinem besitz wohnen walachen, siebenbürgen-sachsen und magyaren, die sich untereinander nicht leiden können, die verschiedene sprachen sprechen, verschiedene religionen und kulturen haben. und auch nicht vor dem neuen lehnsherr gleich sind, es gibt große unterschiede in sympathie und antipathie. man hat sich arrangiert, es gibt wenig austausch, man geht sich aus dem weg, egal wer in buda, wien oder der lokalen burg herrscht. dieses fragile gleichgewicht wird erheblich gestört durch die rücksichtslose inbesitznahme unseres helden, seiner frau und des gefolges. in wenigen monaten bringt er alle gegen sich auf, alte feindschaften brechen auf und werden zu gewaltsamen konflikten. obwohl schon 2014 erschienen, spiegelt das buch aktuelle konflikte und die jüngere europäische geschichte. diese melange aus verschiedenen völkern, religionen, vertreibungen, lokalen und globalen konflikten. wie herrschende keine rücksicht nehmen, grenzen verschoben und staaten gegründet werden. wie aus streitereien blutig kriege werden. die figuren werden sehr realistisch beschrieben, das macht der autor geschickt. jede/r hat gefühle, motive, ängste, erwartungen, die seine / ihre handlungen erklärbar machen. das ist die stärke dieses buchs, selbst die schmuggelnden räuber haben gefühle. manchmal kippt der roman zu sehr ins erklärende geschichtsbuch, das stört dann des lesefluss, ist aber fürs verständnis ganz hilfreich.