Conrad Kunze: Deutschland als Autobahn. Eine Kulturgeschichte von Männlichkeit, Moderne und Nationalismus (2022)
eine ausführliche studie über die geschichte des automobilismus - von den anfängen in italien hin zum autobahnwahn der nazis und deren auswirkungen bis heute. insbesondere räumt der autor das gerne vorgebrachte argument ab, dass nicht alles schlecht gewesen sei unter hitler, schließlich hat er die autobahn gebaut und so die arbeitslosigkeit beseitigt. dieses argument ist reine nazipropaganda, damals bereits falsch, aber sich bis heute hält. geplant waren die strecken schon vor der machtergreifung, gebaut wurden sie unter zwang von zwangsarbeitern, juden und kriegsgefangen. und gebraucht wurden sie nie, es gab zu wenig autos. sie waren nie kriegswichtig und ihr bau band zuviele kriegswichtige resoourcen, die in den vierzigern dann fehlten.
sehr ausführlich analysiert der autor die entscheidungen im machtapparat und die darstellung des autobahnbaus in den dreißigern. die wochenschau-aufnahmen, propagandabilder und bildbände prägen unser autobahnbild bis heute. und nicht nur das, auch die sehnsucht nach dem eigenen wagen und dem rasen ohne reue wurde dem deutschen mann tief ins gehirn gepflanzt, was sich über generationen vererbt hat. bis heute wird der autobahn- und straßenbau nicht hinterfragt und als notwendig dargestellt. weder brd noch ddr noch sämtliche regierungen nach der wende haben das hinterfragt. die diskussion um das tempolimit in den letzten jahren wurde unerbittlich geführt.
das buch ist teilweise sehr schlampig lektoriert und hat seine längen. die vielzahl an fußnoten laden zu einer weiteren beschäftigung mit dem thema ein.
– hinweis: das buch ist open access beim transcript verlag als pdf verfügbar.