Geschichten aus einer viel zu großen Stadt pt. 23

U-Bhf Rosenthaler Platz (Dezember 2008)

sonntag nachmittag in der u8 ab hermannplatz richtung wittenau, nach zagen versuchen, sich den 48h neukölln anzunähern: zwei jungmänner rappen ambitioniert wie teenietussis irgend ein lied vor sich her. der langhaarige hipster gegenüber fragt sie, warum sie kein reggae machen. unverständliches. in der anderen ecke der sternburgpunk mit den krampfadern: wippt zu musik aus seinem klobigen walkman und legt ein neues tape aus seiner sammlung ein, die er im jute-beutel mit sich führt. sie alle steigen rosenthaler aus, auch klar. dann an der tür der dürre drogist mit den roten augen, der seinen hund dressiert. an der bernauer dann die tussis in 20er-jahre fummeln. ab gesundbrunnen sind dann alle wieder halbwegs normal. das badstraßenfest hat sich ganz dem kommerz verschrieben, nix kunst, nirgends.

*schnaufkeuch*

es ist ja ganz gut und schön, wenn im bahnhof gesundbrunnen die längste rolltreppe berlins verbaut ist. aber heute war eben die kaputt und so mussten die verärgerten fahrgäste die wohl auch längste treppe berlins (fast 15m höhenunterschied, unzählige stufen) hochschnaufen. bequem geht jedenfalls anders.

schade

der plan, drogendealer und kriminelle auf berlins ubahn-höfen mithilfe klassischer musik über lautsprecher zu vertreiben, ist gescheitert.

ausgelesen

heute ist tag des buches. und dass es bedruckten wald überhaupt noch gibt, dass ist erstaunlich. noch erstaunlicher ist, dass sich menschen noch hinsetzen und sie lesen. und ein paar andere schreiben sie. wenn ich in einer buchhandlung stehe, komme ich da so schnell nicht wieder raus. viel zu viele bücher gibt es. kann man garnicht alle lesen. nun, es gibt auch viel schrott. aber das gibts woanders ja auch. ein paar will ich in den kommenden wochen vorstellen.

ein stadtbekannter vorleser und taxifahrer erzählt in gefühlten hundert kurzgeschichten über das (zusammen- und nebeneinander-) leben in neukölln. dabei stapft er in der tradition bekannter lesebühnenautoren. für das buch braucht man ungefähr eine stunde. ganz stilsicher liest man es in der u8. da fällt es auch nicht auf, wenn man mehrmals laut auflacht, denn das publikum in berlins skurilster linie ist selber schon verrückt genug. und so lesen wir von der kategorisierung des öffentlichen murmelns, vom richtigen rumlungern und der fabelhaften schlorkmaschine. das!ist!witzig! ehrlich jetzt. wobei die geschichten viel zu kurz sind und das buch viel zu schnell ausgelesen. der autor baut jedesmal eine phantasiekulisse auf und dehnt die situationen ins groteske. sowas mögen wir. mehr davon. und ich besuch auch mal wieder neukölln, versprochen.

geschichten aus einer viel zu großen stadt pt. 11

da fährt also der herr wagner von der großen qualitätszeitung mit der verehrten frau justizministerin brigitte zypries u-bahn in berlin und ihnen passiert nichts! was für eine ausnahme. treiben sich doch da die wildesten typen rum, da, unter der erde. der arme herr wagner musste todesängste ausgestanden haben (link, via c.):

Ich stelle mir vor, wie ich blutüberströmt zu der Notrufsäule krieche und den untersten Knopf erreiche.

phantasie hat er ja. und nerven wie stahl. und ehrlich ist er:

Unter der Erde Berlins herrscht ein anderes Leben. Es ist nicht mein Leben.

frau zypries redet wirr, am ende rauchen sie noch eine (wahrscheinlich auf dem bahnsteig, 15€ Strafe, herr wagner!), knutschen rum und verabreden sich. da bahnt sich was an. ich sags euch. und jetzt zeig ich euch, was den herrn wagner ganz bleich werden ließ:

die pixelroiber fahren u5 (und müssen sich fest halten)

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