Aufzeichnungen aus dem Jammerloch

l'art pour l'art, Januar 2009
Ich sitze in einem leeren Raum an einem Tisch. Vor mir ein Aschenbecher und eine Packung Zigaretten. Vor der Tür Schritte. An der Decke eine Glühbirne, sonst nichts. Ein Wecker tickt. Draußen Geräusche, ganz leise. Ansonsten Stille, Zeit zum Nachdenken, doch mir fällt nichts ein. Wie spät mag es sein? Der Wecker zeigt eine absurde Zeit. Der Bleistift rauscht über das Papier. Nur müde. Nicht fähig, Gedanken zu fassen. Sie huschen an mir vorbei, ich will sie greifen, doch nichts. Noch eine Zigarette, auf die kommts jetzt auch nicht mehr an. Ich habe Durst und doch keine Lust aufzustehen. Es knarrt wieder vor der Tür, die alten Dielen sinds, doch es passiert nichts. Nervös ziehe ich an der Kippe, es will nicht schmecken. Die Kälte frisst die Gedanken, der Wein betäubt nicht, sondern macht alles nur noch schlimmer. Auf dem Tisch Asche und Tabakkrümel. Seit Stunden sitze ich nun hier, die Luft ist schwanger vom Zigarettendunst. Draußen klirrende Kälte, meine Füße sind Eisklumpen. In den Ritzen rauscht der Wind. Vor der Tür wieder Schritte, Gespenster ohne Namen, Körper ohne Masse. Nur Schritte, unregelmäßig und unnatürlich. Der Aschenbecher quillt über und ich fülle das Notizbuch, Seite für Seite mit Unzusammenhängendem. Wieder eine Flasche Wein leer jetzt. Nun ist es still, Schatten huschen über den Tisch, ich beobachte sie und denke nicht mehr. Mache Schluss, klappe das Notizbuch zu und gehe ins Bett.

Disclaimer/Subtext: Bitte nicht ernst nehmen. Manchmal schreibe ich selbstmitleidige Einträge, obwohl es mir blendend geht. Ich finde nur Gefallen an der deutschen Sprache und bin der Meinung, dass solcherart Postings das Sprachgefühl ungemein trainieren. Ist ja schließlich auch schon spät…

kurze wahrheiten #2

  • “schadenfreude” ist ein lehnwort im englischen und meint dort dasselbe #
  • farin urlaub erklärt den schwäbischen grundfehler #
  • am samstag spielen die Mothers Little Helpers in berlin und ich hab da keine zeit (beziehungsweise muss ein gewisser jemand da schon im bett sein) #
  • SPON hat ausnahmsweise mal recht: der film once ist gequirlter mist. echt jetzt mal #
  • SPON hatte heute (und nicht nur heute) totalen quark geschrieben. und alle schreiben ab #
  • der pfeilgiftfrosch ist nur bedingt gefährdet und PETA darf man nicht immer glauben #
  • schmeißt heute schon eure mäuse weg #
  • wie der spruch Brot für die Welt – Fleisch für mich zum karrierekiller wird #

[die erste ausgabe der kurzen wahrheiten war auch schon heiß diskutiert…]

ein wenig licht in diesen dunklen tagen:

remember: the truth is rarely on top of a breadhabe gerade mit deinem behandelnden chefarzt geredet. er will seinen namen nicht genannt haben, aber ich denke, wir wissen beide, von wem ich rede. du bist in keinem krankenhaus und mit der schulmedizinischen psychatrie kann man das eigentlich auch nicht vergleichen. es ist ein bundesweites experiment. mit dir nehmen noch ein dutzend weiterer patienten teil. ziel ist nicht die resozialisierung von hoffnugslos hysterischen mitmenschen sondern das heranzüchten von echten psychowracks. sozusagen ein potenzieren der latent vorhandenen macken in jedem von uns. es liegt also keineswegs an deiner verfassung, dass du ausgewählt wurdest. reiner zufall oder, in den lakonischen worten des mannes vom fach: ‘dumm gelaufen’, dazu grinste er auch noch müde.

nun, wozu aber das ganze? steckt ein tieferer sinn dahinter? dazu wollte er sich nicht äußern, meinte nur, es gebe vermutungen innerhalb des kollegenkreises, worauf ich aber lieber nicht wetten solle. später sprach ich dann mit einer schwester, die du sicher auch schon gesehen hast. sie lächelte verschwörerisch, zog mich in eine ecke, nachdem sie sich dreimal umgesehen hatte und flüsterte mir ungefähr folgendes zu: wir züchten hier die mitteleuropäische antwort auf nahöstliche selbstmordattentate, die elite sozusagen. sprachs und ging. dieses leuchten in ihren augen hatte ich vorher noch nie gesehen.

merkwürdig bleibt trotzdem, warum sie denn gerade dich für ihre zwecke benutzen. uns außenstehenden wird das ewig ein rätsel bleiben und kopfschüttelnd-ratlos schauen wir bei diesen menschenverachtenden zuständen zu.

halt den kopf oben und antworte, wenn dich wer fragt. raus kommst du da eh nicht mehr. lass uns aber trotzdem in kontakt bleiben.

mitfühlend,
carsten