komischer tatort. ein künstler wird von seiner installation erschlagen und alle rätseln. noch ist unklar, ob es freitod oder mord war. die kunstszene rätselt noch, die preise steigen. derweil stirbt ritters onkel unbeachtet von der öffentlichkeit. ritter steigert sich rein, kann es nicht glauben, dass es suizid war und ermittelt auf eigene faust. stark bändelt mit lockenköpfchen an und alles fühlt sich irgendwie halbherzig an. keiner hat so richtig lust, den fall auf zu klären. immerhin bekommen wir einblick in eine künstler-eigentumswohnung im prenzler berg (“schuhe ausziehen! das parkett!”). schade, die erwartungen waren hoch und dann kommt so ein lahmer mist.
ist zwar schon zwei jahre alt, kannte ich aber noch nicht: christoph theussl besingt berlins geldsorgen und lässt sich filmen auf der behmstraßenbrücke, auf dem humboldthain, am leo und auf dem gesundbrunnencenter.
Letzte Woche gabs eine spannende Diskussion zum Thema “Gentrifizierung im Wedding?” – ich war leider nicht da, dafür der stadtbekannte Soziologe Andrej Holm. Er hat nun die Diskussion zusammen gefasst und veröffentlicht:
Nun wohn’ ich schon eine Weile hier, alle paar Jahre erklären zitty und tip den Wedding zur neuen Szene. Die DEGEWO thront wie eine Käseglocke über allem und füllt die unvermietbaren Läden mit Künstlern zum Selbstkostenpreis. Einmal im Monat ist Kolonie Wedding, da kommen merkwürdige Menschen aus anderen Stadtteilen und gucken Kunst. Das Quartiersmanagement versucht ziemlich viel, nicht nur Aufwertung, auch Integration, Sprachkurse und so Sachen.
Aber Veränderungen? Sicher, Roibereien und Schusswechsel sind seltener geworden. Die strukturellen Probleme aber bleiben und sind sehr offensichtlich. Armut, hoher Migrantenanteil, jahrzehntelange verfehlte Politik und mieses Image – im Wedding subsumiert sich das alles. Die Bürgersteige werden als Sperrmülldeponien missbraucht (nebenbei: die BSR leistet viel, karrt das Zeug regelmäßig weg – und die Preise steigen), Hundescheiße und aggressive Jungs. Brüllende Mütter auf Spielplätzen. Jedem Gentrifikations-Theoretiker sei ein Besuch des örtlichen Discounters ans Herz gelegt. Wer hier herzieht wegen der billigeren Mieten (Stichwort “Umzugsketten”), der sollte sich auf einiges gefasst machen. Der Ton ist rauer, prolliger und berliniger als anderswo.
Und so schnell wird sich das auch nicht ändern. Sicher, die Mieten werden teurer, die Frage ist nur, wie schnell. Aber ob sie je das Niveau von Prenzlauer Berg erreichen, bleibt zweifelhaft. Die Voraussetzungen sind eben andere, hier gibt es keine Immobilienfirmen, die nach der Wende billig Häuser gekauft haben. Hier gibt es kaum Leerstand (und wenn, dann nur in unzumutbaren Plattenbauten). Hier gibt es (noch) keine Szenekneipen, nur künstlich erzeugtes Künstlerleben (siehe oben). Saniert wird auch, aber nicht mehr als anderswo. Viel Kaputtes wurde abgerissen nach dem Krieg und durch zweifelhafte Architektur ersetzt, die Jahrhundertwende-Häuser wurden kontinuierlich modernisiert und sind durchweg in einem passablen Zustand. Arabisch- und türkisch-stämmige Familien bleiben durchschnittlich länger in Wohnungen als beispielsweise Studenten, die nach ihrem Studium woanders hin ziehen. Alles Gründe gegen eine beschleunigte Aufwertung.
Hier im Haus haben sich die Mieter auch fast komplett ausgetauscht, im Flur stehen plötzlich Kinderwagen und alle sind jünger als noch vor ein paar Jahren. Wo sind die alten Mieter hin? Ist das schon Gentrifizierung oder ein ganz normaler Prozess in einem Mietshaus? Die Grenzen sind fließend und vielleicht bin ich auch Teil der Bewegung, Auslöser oder treibende Kraft. Keine Ahnung.
Ich finde, bei dieser Diskussion ist auch ganz viel Hass, Sozialneid und Ignoranz dabei. Klar, dass Luxuswohnprojekte scheiße sind. Aber es ist eine Entwicklung. Aufhalten kann man das nicht, schon gar nicht stoppen. Zieht man eben um, wenns einem nicht mehr gefällt. Oder hab ich irgendwo was falsch verstanden?
gestern aus gewesen. im tiefen prenzlauer berg mal wieder. erst inner tourikneipe stargarder ecke pappelallee. da, wo früher castorf, der eisenhändler war (eine interessante geschichte, hier und hier weiterlesen!).
in dieser kneipe jedenfalls das bier für drei euro. happig. alles sieht irgendwie mexikanisch aus, am licht wird gespart und der kellner fragt uns gestikulierend, ob wir fussi gucken wollen auf dem obszön großen flachbildschirm. wollen wir nicht, wir müssen weiter. bezahlen, mit trinkgeld. für bier, warum eigentlich? bekommt aber sicher nur den mindestlohn, der arme hund.
der wind pfeift durch die pappelallee, nur wenige menschen sind hier unterwegs, eilen nach hause oder kämpfen sich in die nächste kneipe. es ist glatt und manchmal rutscht einer aus, dann lachen wir. manchmal rutscht einer von uns aus, dann lachen wir auch.
der klub der republik hat nicht immer auf. hätte man auch vorher wissen können. echt jetzt mal. (jeden mittwoch abend sind da die surfpoeten – da sollte man mal hin!) also zum helmholtzplatz. dann ins stadtkind, dort werden – ganz das klischee vom schwäbischen einwanderer im prenzlauer berg – vfb stuttgart-spiele gezeigt. montags wird gepokert. der kollege ist ganz fasziniert von den bequemen sesseln. hefeweizen getrunken für drei euro.
und zum abschluß inne richtige kneipe, mit waschechten berlinern, günstigeren bierpreisen und aschenbechern. ich werd’ den teufel tun, zu verraten, wo das ist. geheimtipp und so, you know? aber war nett mal wieder.