darf mich eine suchmaschine bevormunden?

schöne idee und inzwischen ein patent vom einstigen giganten microsoft: die suchergebnisse werden beeinflusst von den inhalten, die man so auf facebook und im internet allgemein veröffentlicht hat.

“… e.g., the user is a marine biologist or an avid cyclist. In such embodiments, a query from a user related to his or her particular area of specialty may return a more sophisticated set of results than the same query from a user not in that area of specialty”

(via, dort auch kritischer bewertet, klar)

schon jetzt zeigt google unterschiedlichen usern andere ergebnisse und bei facebook ist es wohl auch so, zumindest hat dieser artikel das ganze mal weiter gedacht:

“Mithilfe von Techniken, die ursprünglich dazu dienten, Internetnutzer mit möglichst passender Werbung einzudecken, wird auch eine wachsende Zahl anderer Inhalte vorsortiert.”

schön bequem für die benutzer, aber auch gefährlich. auf jeden fall sollte die vorsortierung transparenter sein, einstell- und abschaltbar.

tipp für heute: mal wieder cookies löschen.

internes für zwischendurch

  • ab heute gibts importierte google+ und twitter-dings mit schicker blase drumrun. damit ihr bescheid wisst. das ist reines CSS und ich habs von hier.
  • soziale buttons gibts bis auf weiteres keine, wer was liken, sharen oder hassen will, der kann sich auch die URL kopieren.
  • ich bin dabei beim buchwichteln 2011 – spannend!

gefangen im weltweiten gewebe

wahrscheinlich wurde das internet gemacht, um uns immer wieder das gefühl der orientierungslosigkeit zu geben. egal ob man einmal die woche rein schaut oder einen ganzen abend lang, es gibt immer was neues. wahrheiten, die gestern noch galten, sind heute schon veraltet oder zumindest mit gegenargumenten entkräftet. vielleicht gibt es auch kein wahr und falsch, das ist ja dann eher philosophie. genauso wenig wie es die totale privatsphäre gibt. oder sicherheit im netz.

jedes kleine ereignis wurde irgendwo schon mal verwurstet, zu jeder meldung gibt es unzählige kommentare und noch mehr metaebenen. die meinungen vervielfachen sich im long tail, aber ganz vorn in der wahrnehmung gibt es nur eine meinung, die öffentliche, in den wenigen nachrichtenportalen des deutschen internets kolportiert. sicher ab und zu gibt es twitter-strohfeuer und blogartikel und wasweißichnoch, die es auch in die nachrichtenportale schaffen, dort aber meist als “verrücktes aus dem sogenannten internet” abgefeiert werden.

internet in regensburg (märz 2007)

in die öffentliche wahrnehmung schaffen es nur wenige sachen, glückliche ausnahmen bestätigen die regel. da war die guttenberg-sache, großartig. da ist wikileaks, deren eigentlich grundanständiges anliegen durch den schillernden assange nun demontiert ist, da sind die revolutionen im nahen osten und nordafrika, die aber weit weniger mit dem internet zu tun hatten, als gemeinhin angenommen. auch die panzergeschichte der letzten woche und die proteste gegen stuttgart21 wären ohne zahlreiche bürgerkommentare im netz kaum so groß geworden. kurz, es gibt schon einiges, was hochkommt. vieles aber auch nicht. vieles verpufft im netz, ist nach einem tag schon vergessen. in den meisten fällen auch nicht weiter schlimm, sonst sehen wir am ende noch katzen bei den tagesthemen.

dazu passt ganz vorzüglich die neueste folge vom elektrischen reporter mit übler zukunftsaussicht. da wird das andere extrem beschrieben, jeder bekommt nur das zu sehen, was zu seinem profil passt. bis hin zur sperrung kritischer kommentare. und klar, dazu gibt es inzwischen auch einige metakommentare, wie diesen, den ich aber, ehrlich gesagt, nicht verstehe.

was ist also zu tun? wir brauchen bessere filter. persönliche, nicht automatische. das könnte anstrengend werden. aber ist die einzige lösung. ich empfehle den oberflächlichen blick auf spiegel online für den groben nachrichtenüberblick, den tagesspiegel fürs lokale, die nachdenkseiten von albrecht müller und anderen fürs kritische, spreeblick und nerdcore für unterhaltung und netzpolitik fürs netzpolitische. weitere verlinkungen dort.

und ob ein google-institut an der HU uns wirklich weiterbringt, sei dahin gestellt und wird auch nur die zukunft zeigen.

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Bücherstatistik

Macht seit ein paar Tagen die Runde, google hat ein neues Statistik-Tool, in dem man das Aufkommen bestimmter Phrasen in Büchern seit 1500 analysieren kann, natürlich nur der Bücher in google books, klar.

Books Ngram Viewer, so der sperrige Name. Aber ziemlich spannend. Ich hab mal Berliner Bezirke rein gekippt:

die Erwähnung ausgewählter Berliner Bezirke in Büchern seit 1750

Und das ganze nochmal in der jüngeren Vergangenheit

die Erwähnung ausgewählter Berliner Bezirke in Büchern seit 1900

Und was sehen wir? Nach einer Hochphase in den Achtzigern und Neunzigern sind sämtliche Bezirke auf absteigenden Ästen. Es geht bergab. Vor allem für Steglitz.

Viel Spaß beim Rumspielen.

(via)

der google und ich

ich habe eine email-adresse bei google. und schlimmer noch: sämtliche anderen adressen leiten dahin weiter, sodass ich nur ein konto abrufen muss, um auf dem aktuellen stand zu sein. suchen im internet erledige ich sämtlich mit der google-suche. adressen schaue ich bei google-maps nach (und neudings bei street view). und das internet lasse ich mir bequem nach hause kommen und lese es im google reader. von dort aus markiere ich leseempfehlungen und posaune es in die welt hinaus. als studenten haben wir eifrig google docs benutzt. ich nutze youtube, chrome und picasa und den kalender. die meisten besucher auf dieser seite hier kommen vom suchriesen.

kurz: google weiß wahrscheinlich mehr über mich und mein verhalten als meine freunde oder ich selbst.

und ich habe kein problem damit, manchmal, in schwachen minuten mache ich mir sorgen um meine privatspähre. dieses hässliche gefühl, nicht mehr herr der eigenen daten und geheimnisse zu sein. jedes noch so dunkle geheimnis schlummert auf den servern und wartet nur darauf, entdeckt und veröffentlicht zu werden. ich denke, dieses gefühl dürfte dem geneigten leser nicht unbekannt sein.

und dann wieder dieses “Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten” (( dazu bitte unbedingt auch den TP-Artikel von Michael Lohmann von 27.09.2006 lesen)), ich meine: hat jemand mal wirklich die datenschutzerklärung von google gelesen? und alle, die gegen google sind: kennt ihr wirklich die datenschutzerklärungen von gmx, web.de & co.?

warum ist es legitim, gegen die vorratsdatenspeicherung des staates zu sein, googles dienste werden von der nutzergemeinde jedoch wohlwollend genutzt? das ist doch doppeldenk. warum vertrauen wir unternehmen mehr als staaten? ist das schon die religion kapitalismus?

man weiß es nicht, man steckt nicht drin. aber man sollte drüber nachdenken.