das vergangene wochenende habe ich genutzt, um die hörspielfassung zu hören, die ist verfügbar in der ARD Audiothek. vorher hatte ich mich am buch versucht und bin gescheitert. nach dem hören des 13-stündigen hörspiels habe ich jetzt zumindest eine grobe ahnung, um was es geht.
es geht um das ende des zweiten weltkriegs in der zone (deutschland) und um eigentlich alles: die deutschen angriffe auf london, die V2, mangel, schwarzmarkt, kolonialismus, uvm. es gibt unzählige charaktere und szenen. es gibt wenig chronologie und viel witz und spielereien mit sprache. das stellt das buch auf die stufe mit james joyce, roberto bolaño und david foster wallace.
das hörspiel macht es einfacher, die stimmung und szenen nachzuvollziehen. die geräusche und musik sind stimmig, die sprecher super. nichtsdestotrotz muss man es sehr konzentriert oder mehrmals hören. und kapiert doch nur die hälfte. aber wie der geneigte leser weiß, triggern mich solche bücher, weil man immer wieder neues lernt, wie in einem großen rätsel. weil die autoren es überfrachten mit anspielungen und querverweisen, also ähnlich wie goethe oder shakespeare, nur dass diese beiden mich überhaupt nicht reizen.
notiz am rande: weil mir der kleine thüringische ort bleicherode am harz und mir am herzen liegt und im buch an mehreren stellen erwähnt wird, ist es auch etwas persönliches:
Der Norden ist die Region des Todes. Es mag keine Götter geben, aber es gibt ein Muster: Namen an sich mögen keinen Zauber besitzen, aber der Akt des Benennens, die physische Äußerung folgt diesem Muster. Nordhausen bedeutet Wohnung im Norden. An keinem anderen Ort als diesem konnte die Rakete produziert werden. Die nächste Kleinstadt, in unmittelbarer Nähe der Werke, heißt Bleicherode, wie zur Bestätigung, zur Erhöhung der Redundanz, damit die Botschaft nicht verlorengehen konnte.
noch mehr notiz am rande: dieses hörspiel-projekt ist wahrscheinlich ein wahnsinniges verlustgeschäft, die CDs kosten knapp 50 euro und in diesem segment gibt es keinen massenmarkt. aber da es eine produktion des öffentlich-rechtlichen rundfunks ist, hast Du es mitfinanziert und dafür bin ich Dir dankbar. weil durch unsere beiträge vielfalt und nischen entstehen, die in einer marktgesteuerten medienlandschaft nie entstanden wären.