Ein Lockenkopf erklärt die Welt. Heute: Steuerhinterziehung

der staat solle sich nicht erpressen lassen, sagte irgendwann mal helmut schmidt zum thema raf-terror. nur leider güldet diese maxime nicht im falle steuerbetrug. da wird öffentlich überlegt, offensichtlich illegal beschaffte daten anzukaufen und für die hexenjagd zu verwenden.

für den staat wirken steuern wie heroin: immer mehr und immer öfter braucht er seine dosis. klar, dass verstöße härter geahnt werden als beipielsweise totschlag. man stelle sich doch bitte den staat auf kaltem entzug mit nadelzerstochenem oberarm vor, unberechenbar in diesem zustand. vor diesem hintergrund ist das wanken der regierung zu verstehen. aber nicht zu tolerieren! denn ein ankauf würde die säulen des rechtsstaats mehr als nur zum wanken bringen. da bin ich ganz fdp.

dass aber steuerbetrug verfolgt und geahndet wird, das ist natürlich zwingend notwendig. aber bitte auf legalem weg. denn ob die illegal beschafften informationen vor gericht verwendet werden dürfen, ist noch fragwürdig.

immerhin hat das öffentliche überlegen zu einigen selbstanzeigen der steuersünder geführt.

was ich auch noch nicht ganz verstanden habe: warum wurde das überhaupt öffentlich? und: warum hat nicht einer unserer geheimdienste vorher zugegriffen? wofür haben wir denn die schlapphüte? transparenz hin und her, ich dachte immer, das alte wort von walter ulbricht gilt immer noch: “Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.” anderseits ist das vielleicht auch ein gutes zeichen für das funktionieren unserer demokratie… man weiß es nicht, man steckt nicht drin.

das war 2009 (3)

dieses jahr wurde abgewrackt, und zwar im ganz großen stil. allein der name schon: UMWELTprämie! 1.746.267 noch funktionierende autos wurden eingedampft (ein paar haben es dann doch noch woanders hin geschafft) und dafür wurden neue produziert. das war mit umwelt nicht mehr viel. sogar die wikipedianer sind sich diesmal einig, dass das quark war. und die fette deutsche autoindustrie bekommt ihre krise eben 2010. ich könnt mir uffregen, die ganze zeit. aber lassen wir das, ich muss ja an meinen persönlichen co2-verbrauch denken.
und überhaupt das klima! da wars im dezember noch mal richtig schön und die miesmacher aus aller herren länder treffen sich in kopenhagen und wollen das klima abschaffen. zum glück gibts nur gezänk und keine einigung. die zweigradgrenze (2°, nicht zweig-rad) war das ziel, das verfehlen wir zum glück um etliche grads nach oben. wäre auch noch schöner: die politiker beschließen den permafrost, damit keiner mehr in den park geht, sondern ins einkaufszenter und konsumiert. aber nicht mit uns! da drehen wir die heizung auf bei offenem fenster und lassen das warmwasser beim zähneputzen mal so richtig fließen. wäre doch gelacht, wenn wir konsumenten da nicht auch ein wörtchen mitzureden hätten. und überhaupt: was treffen die sich denn da in dänemark, warum nicht dubai oder afrika. ist doch viel wärmer. versteh’ einer politiker.

ach, das war ein jahr (und jahrzehnt). vorbei.

das war 2009 (2)

dies nun war das zweite jahr in der krise. mittlerweile haben wir uns dran gewöhnt und es geht wahrscheinlich auch in den nächsten jahren noch kriselnd weiter. zwar ist das system noch nicht zusammengebrochen, aber man arbeitet dran. immerhin hat sich deutschland nun eine schwarzgelbe regierung gegönnt, damit das volk wenigstens wieder ordentlich eindreschen kann auf konservative und liberale. war ja immer schwierig mit rot und grün und rotschwarz. am schönsten zu beobachten war die opelrettung. ein krimi, wie ihn dan brown nicht besser schreiben hätte können. inklusive russen und arabern und einer überforderten regierung. und am ende kommt doch alles anders. herrlich. hoffen wir gemeinsam auf noch ein paar monate krise. denn konjunktur kann jeder.

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gelesen: Marlene Posner-Landsch: Story Telling – Story Selling: Märchen und Märchenerzähler in der Wirtschaft

interessanter ansatz: das ganze buch ist ein dialog der autorin mit ihrem freund. er ist mehr so der wirtschafter, sie die kommunikationsexpertin. und sie reden über allerlei: wie unternehmen kommunizieren, wie kommunikation in der wirtschaft funktioniert und auf keinen fall funktioniert. zugegeben, streckenweise wirkt das gespräch aufgesetzt und wenig realistisch. aber die kernaussage wird rübergebracht: nur wer gute geschichten erzählen kann, verkauft auch gut. hinter jeder werbebotschaft sollte ein plot sein, ein ganzes storyboard, damit es mir der kunde abkauft. kein uninteressanter gedanke, zugegeben. und dann war da noch ihre oma, die sehr oft in ihren geschichten auftaucht: ein kölner original mit ebenerdigen materiellen ansprüchen und lebensweisheiten.

[xrr rating=4/7]

was machen wir heute? kleingedrucktes lesen!

beim kauf von ware […] gewährt ihnen [beliebiger einrichtungsmarkt] einen rabatt in höhe des mehrwertsteueranteils, der auf den in der filiale ausgezeichneten preis anfallen würde. allerdings kann [beliebiger einrichtungsmarkt] aus gesetzlichen gründen dem kunden nicht die mehrwertsteuer als solche erlassen. der kassenbon wird daher weiterhin eine mehrwertsteuer ausweisen, jedoch bezieht sich diese auf einen entsprechend reduzierten betrag. der kunde ist nicht berechtigt, die erstattung des auf dem kassenbon ausgewiesenen mehrwertsteueranteils zu verlangen.

ergänzende geschäftsbedingung zum thema “mehrwertsteuer geschenkt!” geniestreich oder gaga-aktion zugekokster marketingler?