Filmkritik: Blue Jasmine (2013)

huch, schon wieder ein Woody Allen. eine frau stürzt ab, nachdem ihr mann wegen illegaler geschäfte im gefägnis landete und selbstmord beging. schön ist dieser absturz nicht, aber man kann auch nicht wegschauen. sie zieht zu ihrer schwester, veruscht sich neu zu verlieben, arbeitet, will studieren. aber sie scheitert an allem, was sie auch nur anfängt. am ende sitzt sie selbstgesprechend auf einer bank, es gibt keine lösung, keine perpektive. das klingt jetzt vielleicht zu hart, tatsächlich hat der film auch seine absurden momente. im grunde ist er auch gesellschaftkritisch, aber welcher film ist das nicht?

Filmkritik: Mindnight in Paris (2011)

Ich glaube, ich komme langsam ins Alter, in dem man Woody Allen-Filme versteht. Das kann man auch gut finden. Vorliegender Fall ist ganz nett, hatte mir aber mehr erwartet. Die Lovestory um die frisch Verlobten, die mit ihren Eltern aus den USA nach Paris kommen und sich auseinanderleben, ist ganz witzig. Die Geschichte um die nächtlichen Trips in die Pariser Vergangenheit mit den ganz Großen der 20er Jahre dagegen ist toll. Literarische Zeitreise zu den Koryphäen. Das macht Spaß, ist großartig und überzeugend gespielt.

Ein netter Film, ja. Aber kein Überflieger und eigentlich auch keinen Oscar wert. Aber vielleicht bin ich ja doch noch zu jung für Woody Allen.

Filmkritik: Grand Budapest Hotel (2014)

Diesen Film haben wir im Berliner Delphi Filmpalast gesehen, passender geht es gar nicht. Bin immer noch begeistert, wunderbare Story und Erzählung. Die jüngere Geschichte (Südost-) Europas destiliert in den unglaublichen Abenteuern zweier Concierges. War eine ganz andere Welt damals, die Welt der Grand Hotels – ein bisschen so wie bei Kopetzky. Der Film arbeitet mit ungewohnten Aufnahmen und Tricks, es wird nie langweilig. Gute Unterhaltung.

Auch in der Vorhölle gilt die StVO

“Geht aber nicht absichtlich zu langsam, Jungs”, rief ein Autofahrer, “damit wir nicht zu lange warten müssen.” Da hatte er recht. Keiner soll den anderen mit Absicht ärgern.
[aus: JANOSCH: Tiger und Bär im Straßenverkehr. Diogenes Verlag AG, Zürich 1990]

Rosenthaler Platz im Juli 2006 mit gestempelten Wolken
Rosenthaler Platz im Juli 2006 mit gestempelten Wolken

Man kann anhand der Kommentare zur App Wegeheld einen guten Überblick zur gesellschaftlichen Diskussionskultur erhalten. Wir erinnern uns: Das ist jene Smartphone-App, mit der man Falschparker und weitere Verkehrsdelikte dokumentieren, veröffentlichen und auch zum Ordnungsamt senden kann. Zahlreiche Medien berichteten. Mir geht es gar nicht um Sinn und Unsinn und moralische Fragen. Ich will nur darauf hinweisen, dass der Straßenverkehr in Deutschland funktioniert, sich jedoch einige daneben benehmen, egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer. Nur hat das in einem Auto ungleich mehr Auswirkungen (Masse mal Geschwindigkeit, wir erinnern uns). Ob es im Straßenverkehr nun ruppiger zugeht als noch vor ein paar Jahren, kann ich nicht sagen, dafür fahre ich zuviel Öffentliche. Aber der Straßenverkehr hat zugenommen in den letzten Jahren. Es teilen sich also immer mehr Verkehrsteilnehmer den begrenzten Raum “Straße”. Und das führt zu Spannungen, Konflikten, die nicht selten in Aggression und bewusster Zuwiderhandlungen rechtlicher Normen führen: Falsch- oder Zweitereiheparken usw. Ob eine App die Situation zu entspannen vermag, darf zu Recht bezweifelt werden.

Screenshots von Kommentaren
Screenshots von Kommentaren

Der Vergleich mit Blockwart oder Stasi in so manchem Kommentar ist auch daneben. Immerhin nehme ich beim Falschparken den Gesetzesübertritt in Kauf und handle somit asozial. Ob und wer dann letztendlich die Situation dokumentiert und ahndet, ist zweitrangig.