Hier schreibt der Kulturpessimist noch selbst (#14) – Plattenkritik

The Strokes – Angles (2011)

das lang erwartete album ist nicht mehr als ein permutatives prozessklassen-hilfskonstrukt. dabei errinerten sich die garagenrocker ihrer abendländischen erinnerungsverpflichtungen und erschufen eine psychohygienische persönlichkeitsverdichtungsmaßnahme, die ihresgleichen sucht. die aufgabe war von anfang an definiert, die erwartungen entsprechend hoch: die schlichte notwendigkeit mit allem nachdruck alle ressourcen auszuschöpfen. doch die letzten alben wugten schwer, die konstruktive vergangenheitsakzeleration war allgegenwärtig. die zwanghafte intelligenzisometrie der verhaltenstherapeutischen bulimieidealisierung schwub wie ein damoklesschwert über der gruppierung. jedoch! herausgekommen ist eine art komplexe dunkelfeldpipeline, ein dosiertes tangentialsediment – wie so oft im leben führt die themenzentrierte regionaldeeskalation zu erfolg – schwerlich zwar, doch immerhin.

und zwar schön trotzig-gelangweilt, so dass einem die welt nervöse blasiertheit als informierte lebensmüdigkeit durchgehen lässt.

danke, danke, danke.

Ohne Worte…oder doch nicht?

samstag gab es in der stammkneipe meines vertrauens eine diskussion. einer sagte, dass ihm der text bei musik egal sei, er würde ihn einfach überhören. das ist ja wohl mal die falsche einstellung. wahrscheinlich hört der einfach nicht die richtige musik. ich finde der text ist eines der wichtigsten elemente der musik. ohne einen guten text ist musik oft nur die hälfte wert (klassik mal ausgenommen). ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ein guter text eine nur mäßig gute instrumentale leistung ausgleichen kann (wobei das auch umgekehrt gilt).

bei dieser gelegenheit und weil heute valentinstag ((der wahrscheinlich am meisten überbewerteste tag der welt)) ist, möchte ich euch noch die band “Fuckin’ Faces” ((die verbindung zum valentinstag muss man nicht unbedingt verstehen)) vorstellen. für mich eine der besten deutschen punkbands – 1989 im werratal gegründet.
die haben einige wirklich tolle texte, zumindest für punkrock.

Wir leben jetzt, bis zum Tod und dann vielleicht nie wieder
deshalb schauen wir stets voraus und singen uns’re Lieder
Nichts auf der Welt macht mehr Spaß als Leben ohne Zwänge
Drum gehen wir einen anderen Weg als die blinde, taube Menge

Kriege und Morde, überall gibt es tote, Menschen die sich selbst umbringen.
Tödliche Krankheit, Seuchen und Gewalt, Kinder die sich strangulieren.
Giftgasanschläge und Briefbombenterror, skrupellos wird kaltgemacht.

Sieht denn keiner das Verderben und das Elend? Das ist der 3. Weltkrieg.
Sind denn alle Menschen blind um zu erkennen? Das ist der 3. Weltkrieg.

Ostrock

Denkt mal ein paar Zahrzehnte zurück. 80er Jahre. DDR.
Der Aufstand gegen die Regierung wird immer stärker. Auch in der Musik ist dieser Trend zu spüren was zu vielen sogenannten Berufsverboten führte.
Es gab damals eine Menge guter Bands, die den Ost-Rock geprägt haben. Renft, City, Silly, Karat, Berluc, Electra, Stern-Combo Meißen, Keks und auch die Puhdys.
Viele dieser Bands gibt es heute nicht mehr und/oder kaum einer kennt sie mehr. Für mich Grund genug, mal wieder etwas für die Populartät dieser Musikrichtung, die mir ziemlich am Herzen liegt, zu tun.

Da man sich ja mit freier Meinungsäußerung in der DDR etwas schwer tat, wurden heikle Themen wie die Flucht aus der DDR sehr geschickt mit vielen Metaphern in den Texten versteckt, so dass der typische Jugendliche von heute Probleme hat sie überhaupt zu verstehen (wenn er zufällig mal über Ostrock stolpern sollte).
Besonders gut gefallen mir die Texte der Klaus-Renft-Combo.

Ketten werden knapper
Und brechen sowieso
Wie junger Rhabarber
Wie trockenes Stroh
An der Hand des Riesen
Der tausend Nasen hat
Der braucht nur zu niesen
Und wendet das Blatt

Ketten werden knapper – liebe Regierung, das Eis wird dünner, ihr könnt uns nicht alle wegsperren, wir lassen uns nicht alles gefallen.
Der Riese, der tausend Nasen hat und nur zu niesen braucht um das Blatt zu wenden – hier dürfte das Volk gemeint sein, dass nur mal auf die Barrikaden gehen muss, um etwas zu verändern.

Singt für alle, die alles wagen
Für die Leute in Vietnam
Die riskieren nicht nur ihren Kragen
Die planieren den braunen Schlamm

Gegen den braunen Schlamm. Nazis in Vietnam. Amis sind Nazis? Spekulationen…
Da kann man auch viel hineininterpretieren aber das sind wirklich tolle Texte. Und die Musik dazu ist auch nicht schlecht.

Hier noch ein Text, der auf die Melodie von Neil Youngs Lied Helpless gesungen wird. Herrlich.

Hier steh ich, seh die Sterne,
blau, blau Glas dahinter.
Leicht schwebt ein Schatten
über die Erde, an der ich klebe.

Vater Vogel fliegt den Seinen
Freisein über den Felsen vor,
der gelbe Mond gibt sein ganzes Hell
so ich sehe – Machtloser –

Steh ich
hilflos, hilflos, hilflos, hilflos.
He, Träumer, hörst du mich?
So viele Tore sind uns versperrt.
Vater Vogel fliegt die Freiheit vor

Ich will euch jetzt nicht mit noch mehr Texten bombardieren, aber diese beiden musste ich einfach in den Artikel reinfummeln.
Hört es euch einfach mal an. Viellecht gefällt es ja dem einen oder anderen. Diese tolle Musik darf nicht in Vergessenheit geraten.

https://www.youtube.com/watch?v=FyznFaVhGTk

Wenn es ihnen gefallen hat erzählen sie es weiter, wenn es ihnen nicht gefallen hat behalten sie es für sich.

Da Youtube bei dieser Musik ziemlich versagt, stelle ich Interessierten gerne Hörproben einiger musikalischer Perlen zur Verfügung.

Crushed Ice

Die schwedische Hardrockband The Hellacopters war mir bis jetzt kein Begriff. Auch nachdem ich vor einiger Zeit schon das folgende Video entdeckte habe ich mir keine Musik von denen angehört. Vielleicht mache ich es mal, auch wenn ich den skandinavischen Hardrock und vor allem den skandinavischen Metal bisher immer härter fand als den britischen, australischen oder US-amerikanischen. Kann aber auch daran gelegen haben, dass ich einfach die falschen Bands gehört habe. Naja.

Jedenfalls kommt jetzt ein tolles Video ((in Part 2 wird dann noch die Entstehung des Schlagzeugs gezeigt)) in dem der Drummer von den Hellacopters ein (eher durchschnittliches) Solo auf einem Schlagzeug aus Eis hinlegt. Zum Schluss werden dann die Teile, die noch ganz geblieben sind, mit dem Hammer zerlegt. Das muss Spaß machen. Mir gefällt das ((hier kann man eine Anspielung auf Facebook sehen, muss man aber nicht)). Das ist Rock.

[Edit]: Nachdem ich mir das jetzt mal angehört habe, muss Wikipedia widersprechen. Als Hardrock kann man die Musik der Hellacopters nicht bezeichnen. Ist aber auch keine schlechte Musik.

Adventstürchen #18: Mit 18…

Endlich 18…Wer dachte sich das nicht als es soweit war?
Endlich kann darf man den “richtigen” Alkohol kaufen, den Führerschein machen, in die Pornoabteilung in der Videothek gehen, usw.
Und dann war man 18½ und das Leben ging genau so weiter wie es war. Man dachte, dass alles besser wird aber in Wirklichkeit musste man sich weiterhin um die Zukunft kümmern – einen Job finden, Geld verdienen um die Hälfte davon dem Staat zu schenken, die Miete zu bezahlen und einen gewissen Lebensstandard zu fininzieren. Dafür steht man endlich auf eigenen Beinen, keiner sagt einem mehr was man zu tun und zu lassen hat (zumindest außerhalb der Arbeit). Das musst nicht unbedingt gut sein – man verliert schnell den Blick für’s Wesentliche. Man muss sich halt zusammenreißen und klar kommen.
Im Prinzip hat sich nicht viel verändert. Es gibt gute Dinge und schlechte, nur die Art der Probleme hat sich geändert.
Ich bin jedenfalls froh nicht mehr 18 oder 20 sein zu müssen.
Irgendwann kommt sicher das Alter in dem man wieder 18 sein möchte, aber das wird wohl noch eine Weile dauern.

Es gibt ein ziemlich tolles Lied zu dem Thema von Marius Müller-Westernhagen. Für mich ist er einer der besten deutschen Künstler.