Stille Tage in Clichy (1956)
“Wenn eine betrunkene Frau in Henry Millers Bett geschlüpft wäre, dann hätte das Ficken und bestimmt auch das Saufen die ganze Nacht gedauert. Wenn Henry Miller nur ein Satyr, ein Ungeheuer mit wahllosem Appetit gewesen wäre, könnte man ihn vergessen. Doch Henry Miller ist ein Künstler, und seine Erzählungen, so haarsträubend und vielleicht voller Lügen sie sein mögen, sind Erzählungen aus einem Künstlerleben. Henry Miller schreibt vom Paris der dreißiger Jahre, einer Stadt der Künstler und der Frauen, die Künstler liebten.
aus: COETZEE, J.M.: Die jungen Jahre, 2002, S.44
bisschen wie charles bukowski, nur ein paar jahrzehnte früher, schreibt miller über ein leben aus alkohol und frauen. er lebt mit einem freund zusammen und sie erleben die dollsten abenteuer. ist das gute literatur oder nur eine aneinanderreihung von eskapaden? auf jeden fall ist es ein gegenentwurf zum bräsigen leben in den fünfzigern, als das buch erschien, würde aber heute wahrscheinlich nicht mehr funktionieren.
das buch wurde zweimal verfilmt, in meiner ausgabe sind düstere schwarzweißaufnahmen von Brassaï, die thematisch passend ausgewählt wurden.