Semesterferien (2011)
Disclaimer: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Unsichtbar Verlag zur Verfügung gestellt und ist Bestandteil von Blogg dein Buch.
Ein paar Tage im Leben der drei Freunde Platon, Lakai und Jim. Das Semester ist gerade rum, man hat Ferien, es ist Sommer und man lässt es so richtig krachen. Alkohol bis es weh tut, Partys, Frauen. Und doch ist alles nicht so einfach. Lakai arbeitet, geht schon länger nicht mehr zur Uni und hat eine derbe Sinn- und Lebenskrise. Aus der studentischen Leichtigkeit ist längst Schwermut und Weltschmerz geworden. Platon verliert seinen Job, muss sich was Neues suchen und landet - wie sollte es auch anders sein - in einem Call Center. Jim macht ziemlich viel nebenbei, selbst seine Freunde wissen es nicht so genau und der Leser bleibt auch im Unwissen.
Die Story besteht aus Dialogen, Gedanken und den Erzählungen von rauschenden Kneipentreffen. Spitzt sich am Ende zu und endet, als das neue Semester wieder beginnt. Dazwischen immer wieder Lebensweisheiten und Altkluges:
“Warum sich gegen Dinge wehren, auf die man sowieso keinen Einfluss hatte, überlegt er. Der Gedanke an ein Zechgelage mit seinen Freunden versetzte ihn zwar jetzt nicht in Ekstase, aber Platon und Jim würden ja doch keine Ruhe geben, bis sie ihn überredet hatten.” (S.17)
Sprachlich nicht unbedingt der große Wurf, dafür transportiert dieser legere Stil ganz gut das Lebensgefühl und trägt den Leser bis zur letzten Seite. Denn die Story ist nicht besonders überraschend. Vielmehr sind es die drei Protagonisten, die das Buch interessant machen. Ihre Entwicklung, ihre eigenen Geschichten und Lebensentwürfe: Platon beispielsweise ist Kind griechischer Eltern, wird von ihnen nicht unterstützt und hat auch keinen Kontakt mehr. Dementsprechend viel muss er nebenbei arbeiten, beklagt sich jedoch nicht. Als er dann seine quasselnde Nachbarin Rebecca näher kennen lernt, scheint das Glück vollkommen. Ganz nebenbei hat er ein gehöriges Gewaltproblem, scheinbar wahllos verprügelt er Menschen und sammelt zuhause ihre Ausweise - vielleicht das Skurrilste an dem ganzen Buch. Lakai dagegen versinkt immer mehr in Selbstmitleid, kann erst seine negativen Gefühle nicht einordnenden und kapselt sich dann ganz ab. Bis er am Ende nur noch eine Lösung sieht. Jim ist die schillerndste Figur, bleibt aber merkwürdig eindimensional.
Ein gutes Buch, hinter der lauen Oberfläche des Studentenlotterlebens werden hier existenzielle Fragen aufgeworfen. Freundschaft ist ein großes Thema, genauso wie die Suche nach dem Platz im Leben.