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Der kleine Bruder

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Da kann man zu stehen wie man will und das Buch verfluchen oder lieben, gelesen haben sollte man es schon. Und das ist jetzt auch nicht so dahin gesagt, da stehen richtige Überlegungen dahinter, dass das auch mal klar ist. Denn wenn einer den Durchblick hat, dann ist das ja wohl mal Frank Lehmann. Die anderen Hippies haben sowieso keine Ahnung, denn die sitzen ja nur rum und labern. Da kann man sagen was man will, der durchschaut das alles. Und auch wenn es am Anfang gar nicht so gut für ihn aussieht, er kommt da ziemlich schnell dahinter. Und Berlin ist ja sowieso voll der Scheiß und Kreuzberg sowieso, das steht auch fest, und da darf man gar nicht lange überlegen, das steht fest. Und wenn dann noch einer kommt, der Regener zum Beispiel, und so ein Buch schreibt, und schon vorher so gute Bücher geschrieben hat, da brauchen die bei amazon garnicht erst anfangen mit meckern, denn der Zug ist längst abgefahren. Da steht das Buch nämlich drüber, da darf man auch nicht lange fackeln mit seiner Meinung, sondern auch einfach mal aktiv drüber schreiben! Und sprachlich ist das ja mal ganz weit vorn, das ist ja auch klar, da braucht man gar nicht groß zu diskutieren. Und überhaupt ist das jetzt eine Lesebefehl.

[xrr rating=7/10]


carsten ~ 18.02.2009 ~ # ~ berlinbuch

One Comment

  1. „…man muß auch das Positive sehen, dachte er, immerhin ist bald Weihnachten, fiel ihm die Bemerkung von Karl aus der letzten Nacht ein, und er mußte lachen, obwohl er nicht genau wußte, warum.
    „Warum lachst du?“ fragte Chrissie. „Nur so“, sagte Frank.
    „Aha“, sagte Chrissie und schaute wieder in ihre Tasse. „Ich dachte, bald ist Weihnachten“, sagte Frank. „Das hat Karl gestern gesagt.“
    „Ach so. Sehr lustig!“
    „Geht so“, sagte Frank, und dann schwiegen sie.
    ~ aus: Der kleine Bruder

    in den letzten wochen nochmal die regener-bücher über karl schmidt, frank lehmann und die bande gehört. ein ganzes universum ist das, in etwa vergleichbar mit herr der ringe oder star wars. die bücher sind nicht ganz chronologisch über einen zeitraum von 15 jahren erschienen und unterscheiden sich literarisch und perspektivisch. alle beschreiben sie ein westdeutschland (bremen) und westberlin (kreuzberg) der 80er jahre, das inzwischen so fremd und weit entfernt ist wie das auenland.
    es sind die dialoge, regener lässt die protagonisten allen sinn und unsinn faseln, ihre sicht auf die dinge. dazu die gedanken von frank (und später karl). das sind auch keine gewinner, es muss sich in der welt zurecht gefunden werden, später in der kunstwelt. es muss überlebt, aber vor allem gelebt werden. es wird viel getrunken und geraucht. dabei mäandern die themen zwischen oberflächlich und tiefen gedanken. und vor dem kneipenfenster passiert die große weltgeschichte.

    „Moment, Moment“ , sagte er. „Das gilt aber nur, wenn man die Zeit als etwas Absolutes nimmt. So geht das aber nicht. Meiner Meinung nach ist das wie mit einer Sanduhr. Der nüchterne Sand rinnt schneller raus als der betrunkene Sand, und deshalb ist mit betrunkenem Sand die Zeit langsamer.“
    ~ aus: Herr Lehmann

    trivialitäten treffen große fragen. provinz trifft großstadt, die großen fragen werden behandelt im kleinen. vieles bleibt offen und zwischen den büchern ergeben sich ungereimtheiten, aber das ist nicht der punkt. vielmehr geht es um die dialoge, das sind – obwohl oft unzusammenhängend und wirr – die wahren stars der bücher.
    und, natürlich sind die hörbücher besser, vom autor gelesen.

    Herr Lehmann (Hörbuch) (2001)
    Neue Vahr Süd (2004)
    Der kleine Bruder (2008)
    Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt (Hörbuch) (2013)
    Wiener Straße (Hörbuch) (2017)

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