Das weiße Känguruh (2006)
Billy, der Held des Romans, wächst (wie Praxenthaler selbst) in Troisdorf auf. Will aber auf gar keinen Fall ins väterliche Geschäft einsteigen, baut sich lieber die alte Datsche aus und macht seinen Zivi. Weil er dann immer noch nichts mit seinem Leben anzufangen weiß, studiert er erstmal. BWL. Sieht jemand Parallelen?
“Er hatte die groben Zusammenhänge begriffen und sah den Nutzen nicht. Diese fehlende Einsicht war übrigens eines seiner größten Probleme. Er war überraschend kritisch geworden während seines Studiums und hatte ein Gefühl der Ohnmacht des Kleinen vor dem ganz Großen mitbekommen. Die Lehre stand rechts und er stand plötzlich links. »Sich mit dem Kapitalismus zu beschäftigen, ist das beste Argument gegen ihn.« Bei aller schlechten Laune, fand er das einen sehr lustigen Zusammenhang.”
Das Studium dauert aber ein bisschen. Er verliebt sich in Annabelle, die ihn nach vier Jahren wieder verlässt. Am Boden zerstört zieht er nach München und will bei BMW anfangen. Was auch sonst! Es folgt ein absurd-komisches Ende.
Toll geschrieben und lebensnah. Und vielen Weisheiten innen drin:
‘Ist das etwa wichtig?’ antwortete sie. ‘Sieh mal, mit diesem rostigen Nagel ist es wie mit so vielen Dingen. Von außen sagen sie nichts. Aber unter dem Rost verbergen sich Geheimnisse, von denen lange Zeit keiner etwas erfährt. So lange, bis jemand beginnt, an der Oberfläche zu kratzen und darunter die Wahrheit zu suchen. Und sei es auch nur seine eigene.’