Hier schreibt der Kulturpessimist noch selbst (#13) – elektronischer zeitvertreib

gestern abend mit einem experten der netzwerktheorie und computersicherheit zusammen gesessen. drängende fragen der aktuellen entwicklung diskutiert und bewertet. projekte besprochen und mit ansprechpartnern aus aller welt webkonferenziert. dabei festgestellt, dass wir uns baldig treffen müssten, um verschiedene projekte entscheidend voran zu treiben.

die erschreckende wahrheit: chatroulette ((wikipedia.org: Chatroulette)) gespielt. beziehungsweise den größten teil damit beschäftigt, das ding zum laufen zu bringen. drei browser waren im spiel, irgendwann haben wir die firewall abgeschaltet. irgendwann lief das ding. aber wir mussten fest stellen, dass frau schulze von der bild recht hat mit ihrer feststellung:

Zwei Drittel der Männer haben eindeutig sexuelle Motive, sind nackt und wollen schnelle Befriedigung vor der Kamera. Chat-Roulette mutiert langsam zu Penis-TV! ((bild.de: Was erlebt eine Frau im Chat-Roulette?))

zum glück ist die bild-leserschaft eine andere, kulturell interessiert und weniger an niederen trieben. schön auch bei der taz:

Vor fünf Minuten habe ich Start gedrückt, seitdem sind bestimmt über 40 Menschen durch das obere Fenster gerauscht. Emo-Kid. Zack. Älterer Herr. Zack. Penis. Zack. Drei Mädchen. Zack. Penis. Zack. Penis. Zack. Penis. ((taz.de: Penis. Zack. Penis. Zack. Penis.))

dann wurden wir gesperrt für 40 minuten. weil uns andere nutzer gemeldet hatten als unpassend oder was auch immer. umgehen ließ sich diese sperre trotz massiver technikkenntnis des kollegen nicht. naja, und dann wars auch egal. weil extrem langweilig und nervig.

das ende geschichte? iwo. nur ein treppenwitz. irrelevant. lieber video gucken:

[youtube V4cyEeyRtv4]
[Mash Gordon @ Kulturpalast Wiesbaden]

das 00er jahrzehnt – “Simpsons Already Did It”

noch ein paar worte zum vergangenen jahrzehnt. ist zwar viel passiert, wir hatten aber kaum zeit, das aufzuarbeiten. weil ständig neues passiert und wir drohen zu ersticken in der flut an meldungen, informationen, ereignissen. da braucht man nur einmal das internet aufzumachen und schon ist schon wieder was passiert. bumms. deswegen ist es manchmal besser für die geistige gesundheit, das internet (stellvertretend an dieser stelle für alle anderen medien) auch mal zu zulassen und mal wieder raus zu gehen.

das mussten wir erst lernen, haben wir aber ganz gut hin bekommen. neben einer work-life-balance sollte es also auch eine internet-reality-balance geben. wenn nicht, so nennt man das internetabhängigkeit.

inzwischen ist das gefühl der informationsüberflut einem gefühl gewichen, alles neue schon zu kennen und schon mal irgendwo gesehen zu haben. ich kann aber nicht sagen, ob das schon alterserscheinungen sind oder ob es euch auch so geht. passend dazu diese kleine episode:

(diese south park-folge hat kulturhistorisches niveau und wird in ein paar jahren gegenstand etlicher kulturgeschichtlicher proseminardiskussionen sein, wetten?)

so jedenfalls erging es mir heute beim anblick von google buzz, einem weiteren kurznachrichtendings. alles schon mal da gewesen. produktvariation, my ass. geht mich nichts an, lockt mich nicht hinterm ofen vor. da müsste schon was neues her.

aber wir wollten ja über das vergangene jahrzehnt sprechen. das begann für mich am 11. august 1999. wir saßen auf dem golfplatz (nein, ich habe noch nie golf gespielt, ganz ehrlich) und guckten mit sonnenbrillen in den himmel. totale sonnenfinsternis. das licht war merkwürdig anders, twilight zone-mäßig. und wir fühlten uns komisch, ganz tief im bauch. der soundtrack, ganz klar pulp:

dann das jahr-2000-problem, ich hab abi gemacht und das leben begann. aber das erzähl’ ich ein andernmal…

das war 2009 (2)

dies nun war das zweite jahr in der krise. mittlerweile haben wir uns dran gewöhnt und es geht wahrscheinlich auch in den nächsten jahren noch kriselnd weiter. zwar ist das system noch nicht zusammengebrochen, aber man arbeitet dran. immerhin hat sich deutschland nun eine schwarzgelbe regierung gegönnt, damit das volk wenigstens wieder ordentlich eindreschen kann auf konservative und liberale. war ja immer schwierig mit rot und grün und rotschwarz. am schönsten zu beobachten war die opelrettung. ein krimi, wie ihn dan brown nicht besser schreiben hätte können. inklusive russen und arabern und einer überforderten regierung. und am ende kommt doch alles anders. herrlich. hoffen wir gemeinsam auf noch ein paar monate krise. denn konjunktur kann jeder.

[youtube _NXBzyxKF0U]