hier versucht sich Henry Keazor an einer weiteren kulturgeschichtlichen analyse der gelbsten familie. das kann man hören.
hier versucht sich Henry Keazor an einer weiteren kulturgeschichtlichen analyse der gelbsten familie. das kann man hören.
Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Musiker der Welt verstarb wie erwartet vergangenen Donnerstag im Alter von 50 Jahren und wird wohl auch nicht mehr auferstehen. Schon zu Lebzeiten ging er seinen Zeitgenossen mit seinem Gedudel gehörig auf die Nerven. Zwar verlegte er zahlreiche Alben, aber leider wurden sie danach nie wieder gefunden. Neben seiner Musik machte er vor allem mit Kindern rum und erhielt dafür viele Musikpreise. Schön ist das nicht und es wird vermutet, dass ein Spezialeinsatzkommando der Bundesfamilienministerin dahinter steckt. Bewiesen ist das nicht und man solle doch bitte die Obduktion abwarten, sagte seine Putzfrau. Aber das war ja irgendwie klar, schließlich hat er sogenannte Drogen genommen. Und Drogen sind auch irgendwie schädlich, das sagt sogar sein Arzt, der ihm die Drogen verschrieben hatte. Bekannt wurde Karl Ranseier vor allem durch seine zahlreichen Operationen, die allesamt misslangen. Darüber ärgerte er sich regelmäßig schwarz. Er wird uns allen im Gedächtnis bleiben als lebender (und nun toter) Wackeldackel mit Strähnchen im Gesicht und professioneller Kinder-aus-dem-Fenster-Halter.
Als ich gestern seit langem mal wieder ein Video der Gruppe Rammstein im Fernsehen sah, da dachte ich so vor mich hin: Du fandest die mal toll, warst ein richtiger Fan, einer von jenen, die exstasisch auf die Bühne starren und elektrisiert mitgrölen. Da lief jedenfalls ein Livekonzert, aufgenommen in einem mittelalterlichen Theater im französischen Nimes:
[youtube qx_ySUR_Rho]
Und während ich vor mich hindachte und mir wieder das Konzert einfiel, auf dem ich selber war (wir wurden von unseren Eltern hingefahren und auch wieder abgeholt – muss so zehn Jahre her sein)*, da erkannte ich plötzlich die ganze Tragweite und die Ursachen für den Erfolg von Rammstein.
Denn man muss wissen, dass der Autor nun, nach zehn Jahren, eine weitaus distanzierte und kritische Denkhaltung eingenommen hat. Daran erkennt man den aufmerksamen ZEIT-Leser**.
Die Gruppe Rammstein vertritt jedenfalls eine durchaus unpolitische Haltung. Die Texte sind einfach , die Musik durchdacht, handwerklich perfekt, aber nicht unbedingt genial. Es wird mit Klischees gewürfelt, zitiert und angespielt. Es ist für jeden was dabei. Sogar für Leute, die die Texte nicht verstehen. Kommerziell erfolgreich, aber immer noch provozierend genug. Gerade recht für Jugendliche, um zu protestieren. Jeder nimmt sich das raus, was er in Rammstein sehen will.
*) Es war damals ein Konzert der Sehnsucht-Tour in Dresden, das muss so 1998 gewesen sein. Ich trug da eine Jeansjacke, auf der ich mit Edding das Rammstein-Logo drauf geschrieben hatte. Ohne Scheiß!
**) Tatsächlich habe ich ein fünfwöchiges Probeabo und lasse dies mein soziales Umfeld auch spüren. Da halte ich es ganz mit Harald Schmidt: “Ich lese die ZEIT nicht, ich lerne sie auswendig.”*** Und so muss sich der geneigte Freundeskreis meine durchaus kritischen Analysen und pointierten Betrachtungen eben anhören. Gegenrede dulde ich nicht, oder nur mit Quellennachweis (SZ, FAZ, Lufthansa-Bordmagazin, …)
***) An dieser Stelle Harald Schmidt zu zitieren ist sehr löblich und nur ein weiterer Beweis für meine Geisteshaltung, die durchaus manipulative und selbstkritische Ansätze aufweist, jedoch vor Autoritäten zurück schreckt.
lange keinen popkulturellen content mehr produziert, deswegen hier das ultimative montagnachmittag-rumdumwohlfühl kinoprogramm. oder anders gesagt: ein paar dvds, die in der videothek rumstehen, dich vielleicht interessieren und du dich fragst, was ich davon eigentlich halten soll. here we go:
sweeney todd ist ja wohl ganz großer mist. so eine art sleepy hollow, nur gesungen, was nicht unbedingt dem film dient. die story über einen süßsauren seemannsfriseur mit gruseliger frise (johnny depp) ist ungefähr so erheiternd wie die frauen schön. aber bei tim burton geht es bekanntlich nie um ästhetik. aber das schlimmste, ich sagte es bereits, ist das gesingse im film. immer, wenn es spannend wird, trällert einer los. annehmbar sind die gewaltszenen, da spritzt nur so das blut und der betrachter ekelt sich. das war wohl nix. ganz anders und doch besser ist dagegen Charlie und die Schokoladenfabrik – auch wieder von und mit depp/burton. kinderfilmiger und damit glaubwürdiger. ganz ohne blut, dafür aber mit ganz viel zucker. und ohne gesang. fast wie Nightmare Before Christmas, der aber immer noch ganz weit oben ist auf meiner persönlichen skala. ganz anders und doch aber auch empfehlenswert ist juno – tiefgängige teenieklamotte mit ernstem hintergrund und einer großartigen hauptdarstellerin.