Christo in der Lokalpresse

Da staunte Mitte Juni im Haller Globe-Theater der aus Bulgarien stammende Allerweltskünstler Christo nicht schlecht, als ihm vom ersten Rang herunter das Berliner Reichstagsgebäude entgegengehalten wurde – zünftig verhüllt und als Miniaturausgabe. Gefertigt wurde das Imitat in Gelb vor sieben Jahren von Anna Baur in Bad Wimpfen als bestens benotete Abitursarbeit. Der 75-jährige Witwer wollte das Modell nicht signieren, schließlich war dies ja nicht sein Original-Opus “Wrapped Reichstag 1995”. Mehr Glück hatte da RUNDSCHAU-Mitarbeiter Hans Kumpf. Christo veredelte und adelte ein im Mai 2001 bei der Einweihung der Kunsthalle Würth aufgenommenes Foto höchstselbst am oberen Rand mit seiner Unterschrift.

Dieser Artikel aus der Südwest Presse wirft Fragen auf: Warum nur wird Christo als Allerweltskünstler bezeichnet? Warum ist das Imitat in Gelb und wurde auch noch als bestens benotet? Hat Anna Baur aus Bad Wimpfen nichts besseres zu tun? Und wie dreist ist die Erwähnung der Unterschrift auf einem mittelmäßigem und derb bearbeiteten Foto?

kunst im öffentlichen raum

darf man eigentlich keinem erzählen, ich machs trotzdem, wir sind schließlich blog: ein teil meines abiturs war eine mündliche prüfung im fach kunst. dazu gehörte eine praktische arbeit, ich hab’ damals so ein käthe kollwitz-dings in speckstein geschliffen (gar nicht mal so ungefährlich). der rest der prüfung bestand dann aus theoretischem gelaber zu geschichte und bildaufbau und blabla. und vor diesem hintergund muss man folgendes bild sehen:

Bauarbeiten am George-Grosz-Platz oben am Ku'damm
Bauarbeiten am George-Grosz-Platz oben am Ku'damm

dann da steckt ganz schön viel hintersinniges drin. muss man nur genau hin schauen. und da sag’ noch einer, bauarbeiter und die senatsverwaltung für stadtentwicklung hätten keinen sinn für kultur und hintergründiges. und subtilen humor.